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Sobald Carter die Stimme gehört hat, schmeißt er all die Sachen zurück ins Geheimfach der Kommode und schließt es. „Kein Wort zu jemanden, was wir hier gefunden haben", zischt er mich an. Ich nicke nur, langsam gehen mir seine Stimmungsschwankungen auf die Nerven. Ich würde liebend gern nach Hause gehen. Doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass das nicht so einfach wird, wie ich mir das gedacht habe. Carter und ich folgen den Crewmitgliedern aufs Deck. Dabei fällt mir auf, dass viele von ihnen Carter ängstlich anschauen und ihm Platz machen, als er zum Steuerrad geht. „Conrad", ruft Carter durch die Menge und ein junger Mann mit blonden Haaren, die ihm im Gesicht liegen kommt auf uns zu. Er scheint ungefähr in dem Alter von Carter zu sein. Er trägt ein weißes Hemd, was nicht komplett zugeknöpft ist so, dass man erkennen kann wie trainiert er ist. Dazu trägt er eine Hose mit schweren Stiefeln und einen langen Mantel, der ihm bis zu seinen Knöcheln geht. Auch Conrad hat einige Waffen um die Hüften hängen. „Wir sollten nicht so nah am Hafen anlegen, etwas nördlicher von hier gibt es eine kleine Bucht, wo wir ungesehen anlegen können", informiert er Carter. „Ausgezeichnet", mit diesen Worten macht sich Carter dran das Schiff nach Norden zu lenken. „Ich möchte gerne, dass du ein Auge auf Miss Smith wirfst, solange ich das Schiff zur Bucht steuere", befiehlt er Conrad. Er nickt nur als Antwort.

Ich folge ihm übers Deck, zur Vorderseite des Schiffes. Dort lehnt er sich gegen die Reling und mustert mich. Seine haselnussbraunen Augen schauen mir fordernd ins Gesicht. „Woher kommen sie Miss?", fragt er mich. „Nenne sie mich doch bitte Magdalena", fordere ich ihn auf. Ich fühle mich so alt, wenn man mich Miss nennt. „Okay Magdalena und wo kommen sie nun her?", wiederholt er seine Frage. „Aus Boston", antworte ich ihm. „Und sie sind auf der Flucht vor den Engländern. Oder warum sind sie so weit weg von ihrer Heimat?", fragt er mich. „Nein, ich bin nicht auf der Flucht. Um ehrlich zu sein suche ich einen Weg wieder nach Hause zu kommen", erzähle ich ihm. „Und dort reden sie alle so komisch wie sie?", stellt er seine nächste Frage. „In der Tat", antworte ich und verdrehe meine Augen. Er hat doch selbst so einen komischen Akzent. Conrad lacht leicht, als er mich dabei beobachtet, als ich die Augen verdrehe. Der spinnt doch, jetzt lacht er mich auch noch aus! Er beugt sich leicht nach vorne. „Ich würde nur zu gerne wissen, was sich in dem kleinen Kopf von dir abspielt", sagt er mit etwas gedämpfter Stimme zu mir. Jetzt flirtet der noch mit mir, der hat doch einen Knall. „Ich stelle mir vor, wie ich sie gerade über die Reling schubse", antworte ich ihm trocken und drehe mich nach rechts, um die Landschaft zu bestaunen an der wir vorbeifahren.

Ich höre nur ein leichtes Lachen erneut von Conrad, aber ich drehe mich nicht um, sondern bestaune den Strand, der so schön in der Abendsonne glitzert. Ob ich wohl je den Weg nach Hause finden werde, ich weiß noch nicht mal, wie ich hierhergekommen bin. Auf das Schiff von einem Pack blutrünstiger Piraten.

Ich höre zwei Stimmen hinter mir, die sich leise unterhalten. Ich werfe einen flüchtigen Blick über meine Schulter und entdecke Carter, wie er irgendetwas zu Conrad sagt. Leider unterhalten die zwei sich so leise, dass ich sie nicht verstehen kann. Also wende ich mich ihnen wieder ab und beobachte die Vögel, die über die Insel fliegen, auch die kleine Bucht kommt langsam zum Vorschein. Sie ist überwältigend schön. Man kann gut erkenn, wie die Wellen an den kleinen Felsen die die Bucht formen zerbrechen. Diese Bucht ist perfekt zum Surfen. Hätte ich jetzt ein Surfboard hier würde ich direkt ins Wasser springen und zu den tollen Wellen schwimmen.

Ich lasse meinen Blick weiter übers Wasser streifen und entdecke nicht weit vom Schiff entfernt eine kleine Holzplanke schwimmen. Mhm, als Surfboard wurde die bestimmt ausreichen. Kurzerhand seige ich aus meinen Schuhen, klettere auf die Reling und springe ins Wasser. In binnen von Sekunden umschließt ich das kühle Wasser und ich tauche ein Stück vom Boot weg. Das Wasser hier ist so klar, dass ich die Holzplanke von hier unten aus gut erkennen kann. Mit zügigen Stößen schwimme ich auf sie zu. Ja, das ist perfekt, das sollte den Wellen standhalten, es ist zwar etwas kürzer als mein Board zuhause, aber besser als nichts. Mit der Holzplanke schwimme ich weiter Richtung Bucht, wo sich die Wellen besser brechen. Ich höre rufe hinter mir, aber beachte diese nicht. Sobald ich die perfekte Welle habe, hieve ich mich aufs Board und reite diese entlang Richtung Strand. Ich erwische ein paar gute Wellen, bevor ich den Strand erreiche und mich aus dem Wasser hieve und erschöpft in den Sand fallen lasse.

Ich liege noch nicht lange hier in der Abendsonne, als jemand sich vor mich stellt. Ich öffne meine Augen und schaue in das wütende Gesicht von Carter. Ich warte drauf, dass er was saget, doch er funkelt mich weiterhin wütend an. Plötzlich tauch Conrad neben ihm auf. „Das musst du mir unbedingt beibringen Magdalena", sagt er begeistert zu mir. „Gerne": antworte ich Conrad. „Wir gehen jetzt weiter zum Hafen", berichtet er mir. Ich nicke und stehe auf. Carter ist schon vorgelaufen, doch Conrad wartet auf mich, bis ich mir den Sand von den Klamotten geschlagen haben. „Das hier sind wohl deine", sagt Conrad und reicht mir meine Schuhe. „Danke, dass du sie mir mitgebracht hast", antworte ich. Conrad nickt nur und ich folge ihm zu dem Pfad, der in den Wald hineinführt.

Als wir endlich die Hafenstadt erreichen ist die Sonne schon lange untergegangen. Die Crew hat sich von uns abgeseilt sobald wir das erste Wirtshaus passiert haben und nun stehen Carter, Conrad und ich vor einer kleinen Apotheke. Diese scheint jedoch geschlossen zu sein, doch Conrad hämmert Non-Stop auf die Tür ein, auf Anweisung von Carter. „Jefferson! Öffnen sie die Tür, wir wissen, dass sie da sind", schreit Carter durch die Nacht. Ein Licht erscheint am Fenster und wenige Sekunden später wir die Tür mit einem Knarzen geöffnet. „Ist ja gut kommen sie rein", sagt ein älterer Mann. Carter geht zuerst durch die Tür und Conrad und ich folgen ihm leise. „Was führt sie den heute Abend zu mir Captain Carter", fragt ihn Jefferson. „Wir haben die Miss hier auf der See gefunden und würden sie gerne zuhause absetzten", erklärt Carter ihm. „Soso, wie heißen sie denn, mein Kind?", fragt Jefferson mich. „Magdalena Smith", antworte ich ihm. „Smith...Smith," murmelt er vor sich hin. „Hast du den Namen schon mal gehört?", fragt Conrad ihn. „Ja, ein alter Name. Aber aus sicherer Quelle weiß ich, dass vor einigen Jahren ein englischer Fürst mit einer Tochter sich auf der Insel Cuba niedergelassen hat. Doch niemand weiß wie seine Tochter aussieht, da ihr das Verlassen des Grundstückes verboten ist. Es wird erzählt, dass sie eine Schönheit ist und im heiratsfähigen Alter sei.", berichtet er. „Und wie heißt ihr Vater?", fragt mich Carter. „Alfred Smith", antworte ich ihm. Alle erstgeborenen Söhne in unsere Familie bekommen den Namen ihres Vaters. „In der Tat ist sie die Tochter vom Fürsten Smith", stellt Jefferson fest.

Das kann im Leben nicht stimmen, meine Familie lebt im 20. Jahrhundert und nicht hier auf Cuba. „Ist es bekannt, wie viel ihr Vater im Jahr macht?", fragt Carter. „Es wird gemunkelt, dass er mehr als 10.000 macht", berichtet er ihnen. „Dann können wir eine schöne Summe verlangen, wenn wir sie nach Hause bringen", flüstert Conrad zu Carter. Dieser nickt nur als Antwort. „Begleitest du bitte Miss Smith vor die Tür, ich komme gleich nach", befiehlt Carter. Conrad nickt nur und teilt mir mit einer Geste mit, ich soll ihm folgen. Sobald wir durch die Tür sind, lehnt sich Conrad an die Wand neben der Haustür.

„Ich glaube nicht, dass wir von ein und demselben Alfred Smith reden, wie gesagt, ich komme aus Boston und nicht von der Insel Cuba", erzähle ich Conrad. „Magdalena, es tut mir leid, aber wir haben mehr Vertrauen in unseren Informanten als in Sie.", antwortet er mir trocken.

Keiner von uns beiden sagt ein weiteres Wort, es ist kein unangenehmes Schweigen, aber irgendetwas faul ist hier schon. Nach einer gefühlten halben Stunde kommt dann endlich Carter aus der kleinen Apotheke. „Es wird Zeit Eveline einen Besuch abzustatten", verkündet Carter. „Dann sollten wir am besten die „Freudige Sünde" aufsuchen", wirft Conrad ein. „Am besten suchen wir erst ein paar meiner Männer, ich möchte nur ungern in Unterzahl dort auftauchen", überlegt Carter.

„Aber zuerst sollten wir Miss Smith irgendwo unterbringen", meint Conrad. „Sie kann hier bei Jefferson bleiben, bis wir fertig sind", erläutert Carter.

Nachdemdie zwei mich bei Jefferson abgesetzt haben, wurde ich in ein kleines Zimmergeführt, wo ein Bett und ein kleiner Tisch stehen. Jeffersons hat mir noch einekleine Platte mit Brot, Wurst und einem Becher Wasser hingestellt. Nun sitzeich allein auf dem Bett und esse die kleine Mahlzeit. Als ich die Brote fertiggegessen habe, entscheide ich mich dazu schlafen zu gehen. Da ich ziemlich müdevon diesem verrückten Tag bin. Sobald ich unter der Decke liege falle ich auchschon in einen tiefen Schlaf.

Tagebuch eines PiratenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt