28. Bis in alle Ewigkeit.

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[Danke für alles. 🤍
& damit herzlich willkommen zum letzten Kapitel „Let you down" jemals. Das ganze hat eine Weile in meinen Entwürfen gehockt und darf nun endlich das Tageslicht sehen. Viel Spaß mit (V/N) im Jenseits ;)]

Auch die vorsichtigste und aufmerksamste Soldatin, die die Menschheit je gesehen hat, muss mal drauf gehen. So hatte ich mir das ganze aber nicht vorgestellt.

Ich bin kein gläubiger Mensch. War ich nie und um einer zu werden ist es jetzt wohl zu spät. Umso überraschter bin ich also beim Anblick der viel zu hohen Treppe vor mir.

Ich weiß nicht genau, was ich vom Tod erwartet habe. Ein großes Nichts vielleicht.
Eine strahlend weiße Treppe mit goldenem Geländer war es definitiv nicht.

Nach kurzer Analyse meiner Umgebung muss ich feststellen, dass meine einzigen Handlungsmöglichkeiten dumm rumsitzen und diese noch dümmere Treppe hochklettern sind.
Urgh. Na dann.

Stufe 1... Stufe 2... Stufe 3...
Bei Stufe 647 wird mir das zählen zu doof.
Vielleicht ist das ja meine Strafe. Alleine dass ich erwartet habe, dass man jemanden wie mich in den Himmel lässt, ist schon lächerlich.

Der Himmel ist für Menschen mit weißer Weste. Meine ist blutgetränkt. Vielleicht habe ich ewiges Leid verdien-

Oh. Ich bin so sehr in Selbstmitleid ertrunken, dass ich das Tor vor mir gar nicht wahrgenommen habe.

„Herzlich Willkommen im Jenseits. Name bitte."
Mein Blick schnellt in Richtung der engelsgleichen Stimme und ich starre das Mädchen mit den langen blonden Locken verwirrt an.
„Name bitte."
Sie verdreht die Augen, offensichtlich genervt von meiner Reaktion und dem Fakt, dass sie sich wiederholen musste. Ich setze zum Sprechen an.

„(V/N) (N/N)"

„Geht doch", kommt unfreundlich zurück, während die Kleine auf etwas herum tippt, „Noch ein vergeudetes Leben heute. Wie langweilig."
„Bitte was?"
„Hm, nichts."

Mein Verlangen danach, ihr eine zu klatschen steigt mit jedem Wort mehr. Wie wenig Engel ein Engel doch in sich haben kann.
Andererseits scheint sie dafür verantwortlich zu sein, mich hier rein zu lassen. Ihr eine geben ist da taktisch eher unklug.
Ich seufze und laufe durch das Tor, das sich endlich öffnet.

Auf das was sich dahinter verbirgt hätte mich niemand vorbereiten können.
Ich habe noch nie etwas schöneres gesehen oder gefühlt.

All meine irdischen Lasten fallen von mir und alles, was mich an mein Leben da unten bindet, auch. Vor Überforderung weine ich. Ich bin angekommen.

„(V/N), mein Schatz, so früh haben wir nicht mit dir gerechnet."
Vor mir stehen meine Eltern. Genauso wie ich sie in Erinnerung hatte.
Keinen Wimpernschlag später finde ich mich in einer herzlichen Umarmung wieder. „Ich.. habe euch.. so vermisst" ist das erste was ich zwischen heftigem Schluchzen rauskriege.

Erst nach einer Ewigkeit finde ich den Mut loszulassen. Das kann mir keiner mehr nehmen.

„Ich muss jemanden finden."
Meine Eltern nicken nur und mit einem letzten Kuss auf den Kopf lassen sie mich gehen.

Ich renne durch diese fremde Welt und fühle mich endlich frei. Die atemberaubenden Gebäude ziehen nur so an mir vorbei. Und dann sehe ich ihn.

Würde mein Herz noch schlagen, wäre es jetzt wohl stehen geblieben. Ich schwanke zwischen Erleichterung - er ist hier, mein Levi ist hier, ich liebe ihn so sehr, dass ich ihm in den Tod gefolgt bin - und Ekel beziehungsweise Wut - er hat mich betrogen, er hat mich fallen lassen, er ist ein Idiot.

Gibt es Gänseblümchen im Himmel? Ich kann diese Entscheidung nicht alleine treffen.

Bevor ich aktiv handeln kann, renne ich wie automatisch einfach weiter. Ich muss zu ihm.

Er öffnet seine Arme und ich springe. Er fängt mich auf. Das ist nicht richtig. Mit seinem Zeigefinger dreht er mein Kinn zu sich und will mich küssen.
Bevor das passieren kann, gebe ich ihm eine Backpfeife. Vor Schreck lässt er mich fallen.

„Womit habe ich das verdient?!"
Er schaut mich entgeistert an.
„Das weißt du ganz genau! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dir so schnell verzeihe?!"
„(V/N), es tut mir leid. Sag mir, wie ich es wieder gutmachen kann!"
„Du hast bis in alle Ewigkeit Zeit, um das herauszufinden."
„Ich werde einen Weg finden, versprochen."

Und dieses Versprechen hielt er. Nichts ließ er unversucht.
Vielleicht knicke ich irgendwann ein.

Vorerst genieße ich aber erstmal die Aufmerksamkeit. Noch nie hat er sich so viel Mühe gegeben.

let you down | levi x readerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt