Kapitel 8

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29. Dezember, 19. SSW

Steff:

„Heute sehen wir unser kleines Würmchen endlich wieder!", ich grinste über beide Ohren. Ich liebte die Frauenarzt Termine. Mittlerweile konnte man sogar schon super viel erkennen.
Thomas fuhr mich wie immer hin, denn er wollte sich davon überzeugen, dass es unserem Baby auch gut geht.
„Endlich! Schade, dass die Termine immer nur alle 4 Wochen sind.", entgegnete er. „Wenn ich dann in der 32. SSW bin, dann müssen wir alle zwei Wochen kommen. Ich freu mich schon.", lachte ich freudig.
Während der Fahrt schaute ich mir unser Ultraschallbild vom letzten Mal an. Ich wurde schon wieder emotional. Diese dämlichen Hormone. Ich bemerkte wie Thomas mich glücklich und stolz ansah. Er legte seine Hand auf meinen Bauch und lächelte während er sich auf die Straße konzentrierte. Plötzlich wurde mir komisch. Wahrscheinlich lag das daran, dass ich vergessen hatte aus dem Fenster zu schauen.
„Halt mal bitte kurz an!", rief ich. Sofort hielt Thomas am Straßenrand an. Ich öffnete die Tür und übergab mich an den Fahrbahnrand.
„Ist alles okay? Ich dachte eigentlich, dass die Übelkeit vorbei ist.", fragte er besorgte.
Ich setzte mich wieder normal auf meinen Sitz und wischte mit einer Hand meinen Mund ab.
„Ist sie auch. Keine Ahnung was das gerade war. Mir ist irgendwie ganz komisch. Ich glaube ich habe zu viel auf unser Baby geschaut und dabei vergessen nach draußen zu sehen.".
„Okay. Zum Glück haben wir jetzt sowieso einen Termin. Kann es weiter gehen? Es ist auch nicht mehr weit.". Seine Stimme klang immer noch besorgt. „Ja.", antwortete ich und atmete einmal tief durch.
In der Praxis angekommen, wurden wir in einen Behandlungsraum gewiesen. Ich setzte mich auf die Liege. Mir ging es immer noch nicht wirklich gut.
„Hallo Frau Kloß! Wie geht es Ihnen?", sagte Frau Dr. Kern, als sie den Raum betrat. „Hallo...". Ich war erschöpft. Thomas ergriff das Wort und erklärte alles. „Vielleicht war das auch nur ein Schwächeanfall, das kann schonmal vorkommen bei einer Schwangerschaft.", sagte sie.
Ich legte mich auf den Rücken, damit sie einen Ultraschall machen konnte. Gespannt schaute ich auf den Monitor. Heute war es irgendwie anders. Ich konnte fast nichts auf dem Bildschirm erkennen und auch Dr. Kern schaute komisch.
„Oh! Das ist aber eine Überraschung.", sie blickte uns strahlend ins Gesicht.
Ich verstand nur Bahnhof und Thomas anscheinend auch, denn er schaute mich ein bisschen verstört an. Es war fast so, wie beim ersten Ultraschalltermin.
„Es sind Zwillinge!", sagte sie dann schließlich.
Ich erstarrte. Ich riss meinen Kopf Richtung Bildschirm. „Was?!", sagte Thomas. „Das kann nicht sein!".
Ich befand mich immernoch in meinem Film. Ich realisierte gar nichts mehr und starrte den Bildschirm an.
„Steff, wir werden dann 3 Kinder haben!"
„Aber warum wurde das denn erst jetzt erkannt?", fragte ich völlig perplex. „Ich glaube ihre Tochter hat sich die ganze Zeit hinter ihrer anderen Tochter versteckt. Gerade am Anfang kann das schonmal vorkommen. Ich glaube wir haben einfach jedes Mal einen dieser Momente erwischt. Das ist zwar ein großer Zufall und selten, aber Sie hatten einfach Glück in diesem Fall.", erklärte sie lächelnd.
„Ihre Tochter? Steff, wir bekommen zwei Mädchen!". Thomas war komplett aus dem Häuschen. Ich konnte es allerdings immer noch nicht fassen. Es kam mir so surreal vor. Ich starrte einfach nur die ganze Zeit auf den Bildschirm und stand völlig neben mir.
„Ihre Babys sind jetzt ungefähr so groß wie eine Banane. Ich drucke Ihnen mal das Ultraschallbild der Kinder aus", sagte Dr. Kern.
Ich konnte ihr gar nicht richtig zuhören und war immer noch unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Ich war schon die ganze Zeit angespannt, als wir wussten das wir nur ein Kind bekommen. Natürlich freute ich mich, aber ich hatte keine Ahnung, wie es mit der Band weitergehen sollte. Zwillinge sind doppelt so viel Arbeit und ich empfand Levin damals schon sehr kräfteraubend. Würden wir jemals wieder auf große Tour im Tourbus gehen können? Müssen wir diesmal mehr als ein Jahr Pause einlegen? Müsste ich mich nun zwischen der Musik und der Familie entscheiden? Mir gingen mal wieder tausende Fragen durch den Kopf. Ich fühlte mich wieder in die Situation von unserem ersten Frauenarzttermin zurück, wo wir erfuhren, dass ich schwanger bin.
Ich wollte für meine Familie da sein und jedem Kind die Aufmerksamkeit geben, die es verdient hat. Allerdings wollte ich auch weiter Konzerte geben und für meine Fans da sein. Müsste ich mich entscheiden, denn wenn ja, würde die Wahl zwangsläufig auf meine Kinder fallen und ich glaube, das wusste auch Thomas.

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