Kapitel 6

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Nachdem alle nach und nach das Haus verließen, setzte ich mich aufs Sofa. Thomas brachte Levin ins Bett und ich hörte wie er ihm noch ein Lied vorsang.
Meine Mutter setzte sich neben mich.
„Dein Vater wäre so stolz! Ich weiß es ist schon lange her, aber ich glaube, er hätte das hier alles gemocht."
„Ja, ich glaube auch.", entgegnete ich. Mein Vater starb schon vor längerer Zeit, noch vor Levins Geburt. Damals war ich gerade 18 geworden. Das alles war allerdings immer noch ein Teil von mir und beschäftigte mich. Ich vermisste ihn, denn ich bin mir sicher, dass er ein guter Opa geworden wäre. Ich erinnerte mich an das Lied, was wir für ihn schrieben „In meiner Erinnerung". Schnell schossen mir auch schon Tränen in die Augen. Das Lied berührte mich immer wieder aufs Neue.
„Lass uns doch den Kamin anmachen!", schlug ich vor. Ich wollte einfach nur schnell das Thema wechseln. Außerdem war mir sowieso kalt, so wie immer. Ich konnte sogar in der Wüste frieren und der Winter, in dem wir uns befanden, machte es nicht gerade besser.
Anscheinend war Thomas fertig mit unserem Sohn und hatte meine Aufforderung gehört. Er ging zielstrebig auf den Kamin zu und zündete ihn an.
Er setzte sich schlussendlich zu uns und ich schmiegte mich an ihn. Mittlerweile war es auch schon 21:00 Uhr.
„Ich geh dann mal hoch und schaue noch etwas Fernsehen. Ihr kommt klar?", fragte meine Mutter. „Ja alles gut Mutti.", entgegnete ich.
Sie sah uns lächelnd und mit einem stolzen Blick an. Danach drehte sie sich um und lief Richtung Treppe.
Thomas und ich starrten wie hypnotisiert auf den Kamin. Er strahlte ein wahnsinnig beruhigendes Gefühl aus.
Thomas schlug beide Arme schützend um mich. Ich glaube er empfand diesen Moment als genauso schön wie ich.
„Nicht mal mehr 6 Monate. Wir haben schon fast die Hälfte geschafft.", sagte er mit ruhiger Stimme. „Ja.", entgegnete ich ebenfalls ruhig. Er gab mir einen Kuss auf die Stirn. In mir breitete sich ein Gefühl von Glück aus. Bei ihm fühlte ich mich so geborgen. In meinem Kopf hatte ich mir auch schon einige Namensvorschläge bereit gelegt. Allerdings war ich mir noch nicht sicher, ob ich sie gegenüber Thomas äußern sollte. Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, nahm er mir diese Entscheidung auch schon ab.
„Wollen wir uns einen Film ansehen? Ich kann uns dazu noch einen Tee kochen." Er sprang auf  und ging Richtung Küche. „Das klingt gut", sagte ich. Ein paar Meter neben dem Kamin stand ein Fernseher. Vom Sofa aus hatte man den perfekten Blick darauf.
Ich watschelte also zum Fernseher und suchte eine DVD raus. Ich hatte lange keine DVD mehr gesehen, da wir in Berlin eigentlich nur streamten. Aber das machte mein Zuhause aus. Das ist, was ich kannte. Ich erinnerte mich an die vielen Filmabende, die Janet, unsere Mutter und ich früher immer zusammen veranstaltet hatten.
Ich griff mir die Erstbeste und schob sie ein.
Es war eine Romanze.
Thomas brachte den Tee und drückte mir eine Tasse in die Hand. „Danke!", sagte ich lächelnd.
Während wir uns den Film ansahen, hatte ich meinen Kopf auf Thomas' Brust abgelegt. Er hatte einen Arm um mich geschlungen und legte seine Hand auf meinen Bauch. Er malte kleine Wirbel auf ihn. Ich fühlte mich geborgen in seinen Armen und genoss diesen Moment.

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