„Fuck!", schrie ich laut und sah erschrocken nach links und rechts.
Alles voller Wasser! Das Wasser ging mehrer Zentimeter hoch und alles war überschwemmt. Mein Rucksack, meine Hefte und mein neues Handy - Müll.
Wie schaffte ich es zwei Handys in ein und halb Wochen zu Schrotten?!
Verzweifelt schrie ich nach Hilfe, bis ein Nachbar mich bemerkte.
„Ein Rohrbruch", stellte ein Feuerwehrmann fest, als er aus meiner Wohnung kam. Ich saß mit einer Decke im Feuerwehr Auto und trank vorsichtig meinen Kakao. Der Polizist wand sich an mich. „Haben sie vielleicht Familie oder Freunde bei denen sie unterkommen könnten, bis das alles hier beseitigt ist?", fragte er mich. „Wie lange dauert das alles hier?", fragte ich den Feuerwehrmann verzweifelt. „Vier Wochen ungefähr", teilte er mir mit. Na, toll.
Ich ging die Möglichkeiten durch.
Familie war keine Option. Meine Eltern haben mir schon klar gemacht, dass wenn ich ihre Hilfe brauche, nicht zu ihnen latschen soll, sonst würde ich den Rest meines Lebens in New Jersey verbringen. Nein, danke.
Freunde hatte ich nicht.
Und Geld für eine Passion auch nicht.
Also blieb nur noch....
Bryce.
„Ja, ich kenne jemanden", antwortete ich dem Polizist. Er nickte. Meine Kontaktdaten hatte ich ihm schon gegeben, deswegen sagte er jetzt ich solle ein Taxi rufen und damit zu „meinem Freund" zu fahren.
„Hallöchen, junge Dame", begrüßte mich der Taxi Fahrer. Es war ein etwas dickerer Mann mit einem Schnauzbart. Ich hatte ja eigentlich keine Vorurteile, aber das kann gar nicht gut gehen.
„Hallo", piepste ich und setzte mich auf den Rücksitz. „Was hast den du da angestellt, das da die ganze Polizei ist, hm?", fragte er. Ich überlegte ob ich ihn überhaupt bezahlen sollte. „Rohrbruch", murmelte ich. „Und jetzt?", fragte er neugierig.
„Warum bist du nochmal hier?", fragte ich genervt. Aber er antwortete lächelnd: „Ich hab vorher in Texas gelebt, aber meine Eltern wollen unbedingt, dass ich meine Abschluss in New York mache, deswegen wohne ich jetzt hier", erklärte er. „West Street 99, falls du mal vorbei kommen willst", grinste er wieder.
„Ganz sicher nicht", versicherte ich ihm und kniff die Augen zusammen.
„West Street 99", erinnerte ich mich an Bryce' Adresse und hoffte sie war echt.
„Bei wem kommst du denn unter?", fragte er, während der Fahrt. „Einem Bekannten", antwortete ich matt und hoffte, dass wir bald da sind. „Aha, einem Bekannten", wiederholte er und zuckte mit den Augenbrauen, was ich im Rückspiegel sah.
Nicht cool, bro, dachte ich mir. Aber statt dessen seufzte ich laut und starrte aus dem Fenster. „Wir sind da", erlöste er mich nach einer Weile, ich gab ihm das Geld (einen Euro weniger, weil er mich aufgeregt hatte) und stieg dann aus dem Auto. Als ich gerade gehen wollte, rief er mir noch hinterher: „Immer ein Kondom benutzen!" Und mit diesen Worten fuhr er davon.
Der will mich doch verarschen.
Ich atmete tief ein und nochmal aus und klingelte dann bei Jenkins. „Hallo?", sagte Bryce Stimme. „Hi", krächzte ich. Wieso versagte auf einmal meine Stimme? „A-Aby?", fragte er nach. „Mhm", piepste ich nur. „Bin in zwei Sekunden unten", sagte er rasch.
Ich hatte wieder dieses komische Gefühl im Magen. Ich war irgendwie...aufgeregt? Vielleicht weil ich hoffte, dass mich Bryce hier nicht stehen lassen würde, wie ich es bei ihm getan habe. Oh mann, ich war schrecklich, realisierte ich gerade, als auch schon Bryce herunter kam. Er trug eine Adidas Jogginghose, ein weißes T-Shirt und sah mich fragend an.
Ich sah bestimmt aus wie ein verstoßener, heulender Welpe. Na ja, war ich ja eigentlich auch.
„Komm doch rein", sagte Bryce und ging zur Seite. Ohne ein Wort zu sagen, ging ich an ihm vorbei. Es ging ein Stockwerk hoch, bis zu seiner Wohnung, die er aufschloss und mich herein ließ. Vorsichtig setzte ich mich auf einen Stuhl an einem Tisch. Bryce setzte sich mir gegenüber hin und sah besorgt mich an.
Ich war noch immer zu durcheinander, um etwas außer mir und Bryce wahr zu nehmen. „Hey, was ist los?", fragte er mich. „I-in meiner Wohnung ist ein Wasserrohrbruch", erklärte ich mit zitternder Stimme. „Oh, geht es dir gut?", fragte er besorgt. „Nein, aber mir ging's davor auch schon scheiße", antwortete ich und seufzte.
Bryce sah mich niedergeschlagen an. „Und jetzt?", fragte er. Ach ja, stimmt, ich hatte ihn ja noch gar nicht die eigentliche Sache erzählt. Aber es fiel mir irgendwie schwer. Ich hatte ihn stehen gelassen, angefahren und so weiter. Und jetzt musste ich einen Monat bei ihm wohnen. „Aby, bitte erzähls' mir", flüsterte Bryce und sah mich an.
Ich sah zu ihm auf und begann zu stottern: „Ich-äh...also ich muss einen Monat...irgendwo unterkommen, bis die, äh, Schäden beseitigt sind und...du bist die einzige Person in New York die ich richtig kenne..."
Ich schniefte. Man, war das schwer.
„Also, Aby. Wenn du damit sagen willst, dass du einen Monat bei mir wohnen möchtest, dann kannst du das natürlich auch", erleichterte mich Bryce. Mir fiel ein Stein vom Herzen, denn ich hatte so Angst, er würde mich einfach so sitzen lassen, wie ich es bei ihm getan habe.
Dankbar fiel ich ihm um den Hals.
Doch dann mir fiel etwas ein. Das ich bei Bryce wohnen würde, heißt nicht gleich, das er jetzt mein bester Freund ist. Erst hieß es Freund. Dann bester Freund. Und ab da wird's gefährlich...
Ich hatte mir damals geschworen, mich zu wieder zu verlieben. Und das ich jetzt für einen Monat mit Bryce zusammen wohnte, hieß ja nicht gleich, das ich in ihn verliebte.
Aber ich musste trotzdem möglichst viel Abstand zu ihm halten.
Denn verliebt...habe ich mich glaub ich schon.
DU LIEST GERADE
Feelings
Romance„Warum bist du immer so...angepisst von der ganzen Welt?!", schrie Bryce mich an. „Wenn mich die Welt anpisst...", antwortete ich locker, obwohl ich innerlich schon heulte. „Weißt du was? Ich denke du tust nur so als ob du die Coole wärst, aber in...