Feelings

10. Kapitel

War ich wirklich in Bryce verliebt? Eigentlich sprach ja alles dafür. Immer wenn ich ihn sah machte mein Herz einen kleinen Aussetzer und schlug dann wie verrückt. Ich wollte umbedingt in seiner Nähe sein und wenn ich neben ihm stand wurde mir automatisch wärmer.

Im Krankenhaus...ich wollte nur noch zu ihm. Obwohl wir gestritten haben. Und er hatte mich geküsst. Und ich ließ es zu. Ich bin freiwillig an ihn gerutscht. Ich hab ihn freiwillig mich küssen lassen. Ich wollte es...

„ABIGAIL!", riss Chloe mich aus meinen Gedanken und schubste mich leicht, aber da ich immer noch wackelig auf den Beinen war, fiel ich aber zurück ins Bett. „CHLOE!", schrie Bryce seine Schwester an. „Sie ist krank! Du kannst sie doch nicht einfach schubsen!", beschwerte er sich bei ihr.

Ich hatte Kopfschmerzen und alles drehte sich. Ich versuchte es zu realisieren.
Ich. war. in. Bryce. verliebt.

Ich versuchte es mir selbst zu erklären, aber verstand es immer noch nicht ganz. „Alles in Ordnung, Aby?", fragte Bryce und sah mich besorgt an. Ich nickte. Aber nichts war in Ordnung.

„Hey, Aby!", riefen Chloe und Bryce mir zu. Ich winkte ihnen und kam aus dem Schulgebäude. „Ich hab noch den Lernstoff bei Mrs.Lee abgeholt", erklärte ich den beiden. „Ich hol noch meinen Rucksack von der Sporthalle, dann können wir zu McDonalds gehen", sagte Bryce und ging los. Nun war ich allein mit Chloe.

Sie sah Bryce wirklich sehr ähnlich. Sie hatte dieselbe Haarfarbe und dieselben Augen. „Was läuft eigentlich zwischen die und Brycie?", fragte Chloe plötzlich. Ich wurde rot. „G-gar nichts", stammelte ich und sah schnell weg. „Also soweit ich weiß steht ihr euch ziemlich Nahe", redete Chloe weiter. Ich murmelte irgendetwas unverständliches und sah irgendwohin, weg von Chloe, damit sie nicht sah wie rot ich war.

„Sorry, ich wollte nicht aufdringlich sein",  entschuldigte sich Chloe. „Ist schon okay", nuschelte ich. Bevor Chloe mich weiter nervte, kam auch schon Bryce zurück. „Wollen wir los?", fragte er. „Ja, klar", lachte Chloe, ich nickte nur stumm.

Bryce musterte mich kurz skeptisch, sagte aber nichts. Er wusste, dass ich jetzt keine Lust und Nerven dafür hatte mit ihm zu reden.

Zuhause bei Bryce, aßen wir die restlichen Sachen, während wir einen Film schauten. Na ja, sie schauten einen Film. Ich starrte bloß auf den Teppich und dachte nach. Wieder fing ich Blicke von Bryce auf, der merkte das etwas nicht stimmte, aber er sagte immer noch nichts. Seinen Blicken weichte ich gekonnt aus.

Kurz nach neun teilte Chloe uns mit, sie müsse zur Arbeit, denn sie hatte Nachtschicht. Sie arbeitet als Krankenpflegerin, zumindest half sie dort aus. „Ich bin müde, ich geh schlafen", teilte ich Bryce mit und stand auf, als Chloe weg war. Bryce sah verwirrt zu mir auf und fragte schließlich: „Was ist los, Aby? Ich merke doch, dass etwas nicht stimmt."
„Alles in Ordnung", rief ich nur, während ich ins Schlafzimmer ging. „Okay...ich bin da, wenn du reden möchtest", rief er mir noch hinterher, aber das ignorierte ich.

Ich legte mich ins Bett und seufzte schwer. Ich sah an die Decke. Ich war überhaupt nicht müde. Ich habe das nur gesagt um ihn aus dem Weg zu gehen. Alles was zwischen uns beiden vorgefallen war, kommt mir plötzlich so komisch vor. Es war mir unangenehm neben ihm zu stehen, seit dem das im Krankenhaus vorgefallen war und ich wieder richtig wach war.

Nach gefühlten Stunden, in denen ich vielleicht gerade mal zehn Minuten geschlafen habe, hörte ich Schritte. Es war Bryce. Schnell wälzte ich mich an den Rand des Bettes und starrte an die Wand. Ich   hörte wie Bryce sie ins Bett legte und seufzte. „Aby?", fragte er flüsternd. Ich antwortete nicht. Er wusste, dass ich nicht schlief.

„Aby, ist wirklich alles in Ordnung?", fragte er flüsternd. Ich regte mich nicht.

„Ich weiß, dass du nicht schläfst"
„Ich schlafe aber"
„Ah, du schläfst. Deswegen hast du auch geantwortet"

Ich schlug mir Kopf gegen die Stirn.

„Okay, ertappt."

Ich drehte mich wieder auf den Rücken und sah an die Decke. „Was ist los mit dir?", fragte er und sah mich besorgt an. „Wenn ich es selber wüsste, würde ich es dir sagen", antwortete ich. „Aber warum? Habe ich irgendetwas falsch gemacht?", fragte Bryce. Wortlos wälzte ich mich wieder auf die Seite. Bryce sagte ebenfalls nichts mehr.

Ich öffnete langsam die Augen. Ich sah Bryce neben mir. Zu nah. Schlafend lag er neben mir auf dem Rücken und ich lag seitlich neben ihm. Erschrocken wich im zurück und rappelte mich auf. Ich rannte ins Wohnzimmer und stieß dabei an Chloe. „Sorry", murmelte ich und ging an ihr vorbei.

Bryce' poV:

Ich öffnete die Augen. Der Platz neben mir war leer, das heißt Aby war schon wach.

Irgendetwas stimmte nicht mit Aby. Sie war plötzlich so still und wenn ich mich nicht täuschte...ging sie mir sogar aus dem Weg. Aber ich beschloss ihr ihre Ruhe zu lassen. Vielleicht würde ihr das helfen, einen klaren Kopf zu bekommen.

Als ich ins Wohnzimmer ging suchte ich mit meinem Blick nach Aby, aber ich entdeckte sie nirgends. „Suchst du wen?", fragte Chloe hinter mir. Erschrocken fuhr ich zusammen, da ich sie nicht bemerkt hatte. „CHLOE!", fuhr ich sie an und drehte mich um. Chloe kicherte.

„Sucht du deine Freundin?", fragte sie und zuckte mit den Augenbrauen. „Sie ist nicht meine Freundin, Chloe!" Noch nicht., fügte in Gedanken hinzu.

Ich liebte Aby, aber Chloe würde direkt zu Aby rennen und wird mich komplett bloßstellen. „Jaja, ist klar", sagte sie zuckersüß und zeigte mir ein Bild auf ihrem Handy. Es zeigte wie ich schlief und Aby direkt neben mir, mit der Hand auf der Stelle, an der mein Herz war. Erstaunt betrachtete ich das Bild. Ich grinste in mich hinein.

„Ich sag's doch. Ihr seid verliebt", erklärte Chloe und steckte ihr Handy wieder ein. „Das Bild schenke ich euch dann zu eurer Hochzeit", grinste sie. „Welche Hochzeit?! Und wir sind nicht verliebt, Chloe!", schrie ich sie an. „Ich liebe sie, aber sie mich nicht...", rutschte es mir schließlich heraus...

„Sie liebt dich, sie kann's nur noch nicht begreifen", sagte Chloe plötzlich und legte mir die Hand auf die Schulter. Ich seufzte. „Wo ist Aby eigentlich?", fragte ich Chloe. „Sie wollte raus", antwortete sie.

Ich nickte.

„Weißt du wohin?"
Chloe schüttelte den Kopf.