Michelle saß schon eine gefühlte Ewigkeit in einem dunklen Raum und bewegte sich nicht. Nicht weil sie das nicht wollte, sondern weil sie nicht konnte. Ihre Hände und Füße waren an einen Stuhl gebunden worden und jedes mal wenn sie versuchte ihre Hände zu bewegen, schnitt das feine Seil in ihre Haut. Sie hatte keine Ahnung warum sie hier war und was genau los war. Das letzte an das sie sich erinnern konnte war, dass sie eine unglaubliche Wut auf Deidara gehabt hatte und ihn wirklich schlimm verletzt hatte. Sie hielt den Atem an. Und dann war da noch dieses Vibrieren um sie herum gewesen. Ihre Sicht hatte sich auch emens eingeschränkt. Aber das unglaublichste war die Druckwelle, die von ihr auszugehen schien. Sie war so stark gewesen, dass es Deidara an den nächst besten Baum geschleudert hatte. Ein Keuchen entwich ihrer Kehle. Deidara. War er Tod? Er hatte Blut gespuckt, als sie ihn zuletzt gesehen hatte. Schuldgefühle machten sich in ihr Breit wie ein Laubfeuer. Auch wenn er sie bis auf den Grund des Sees hatte sinken lassen, hätte er sie bestimmt nicht ertrinken lassen. Und schlussendlich hatte er ja sogar recht behalten. Zumindest wenn das dieses Chakra war, von dem er gesprochen hatte. Aber wenn das dieses Chakra war, wollte sie es nicht haben. Sie hatte absolut keine Kontrolle mehr über sich gehabt und war nur noch auf Rache aus gewesen. Ein Druck machte sich auf ihrer Brust breit, während sich ein Klos in ihrem Hals bildete. Was hatte sie getan?
Die Tür zu ihrer Rechten ging leise und mit einem knarren auf. Sanftes Licht flutete den Raum und fiel auf sie, während sie spürte wie sich eine Träne den Weg zu ihrem Kinn hinab kämpfte. Tobi stand im Türrahmen und sah sie an. Er ballte die Hände zu Fäusten und sie dachte schon, er wäre wütend auf sie, als er mit 2 großen Schritten neben ihr war und sie umarmte. Ihre Augen weiteten sich, überrascht über die plötzliche Nähe. ,,Es tut mir leid." Flüsterte sie leise und eine weitere Träne folgte. Die Arme um sie herum verschwanden und Tobi schloss schnell die Tür. Dunkelheit machte sich wieder breit und sie fragte sich was er vor hatte. ,,Er lebt noch." Die tiefe und kehlige Stimme brachte sie aus dem Konzept. War noch jemand im Raum? Sie hatte niemanden aus Tobi sehen können. ,,Tobi?" Ein rotes Licht direkt vor ihrem Gesicht ließ sie zurückweichen. Nein, das war kein Licht. Das war ein Auge. ,,Was..." Nicht wissend was sie fragen sollte, brach sie ab und sah ihn an. ,,Jetzt da du deine Fähigkeiten erweckt hast, gibt es keinen Grund mehr, mich vor dir zu verstellen."Sie runzelte die Sitrn. Was? ,,Verstellen? Was ist hier los?" Tobi stand auf, was sie nur daran erkannte, dass das rote Licht hoch wanderte. ,,Michelle du hast nicht einfach irgendeine Schriftrolle gekauft. Es war eine verbotene Schriftrolle, die hier ihren Ursprung hat und von vielen gefürchtet wird. Wie sie in deine Welt gekommen ist, weiß ich noch nicht, aber das spielt im Augenblick auch keine Rolle." Seine Stimme war kalt und hatte einen ernsten Unterton. Ein Schauer rann ihren Rücken hinunter. ,,Das einzige was jetzt zähltist, dass du lernst deine Fähigkeiten zu kontrollieren." Entsetzt und überfordert sah sie ihn an. Viele verschiedene Gefühle mischten sich in ihrem inneren und sie wusste nicht welches davon was war. Sie fühlte sich maßlos überfordert. ,,Ich will diese Fähigkeiten nicht." Brachte sie schlussendlich heraus. Tobi setzte sich wieder in die Hocke und sah ihr direkt in die Augen. ,,Du hast keine andere Wahl als sie zu kontrollieren, denn sonst verletzt du noch mehr Leute. Wenn nicht sogar töten." Sie konnte die Tränen in ihren Augen nicht länger zurück halten und ließ sie ihr Gesicht herunter gleiten. ,,Ich helfe dir dabei." Seine Stimme nahm einen sanfteren Ton an und er wischte mit dem behandschuhten Daumen einige Tränen weg.,,Versprochen."
Eine Stunde später saß Michelle im Wohnzimmer des Quartiers und rieb sich ihre Handgelenke. Sie hatte erfahren, dass sie knapp zwei Stunden Ohnmächtig gewesen war und auch Deidara mittlerweile wieder wach war. Jedoch durfte sie nicht zu ihm. Ob aus Angst sie könnte ihm wieder weh tun oder einfach weil er noch Ruhe brauchte, war ihre nicht ganz klar. Viele Fragen flogen ihr durch den Kopf und die meisten davon hatte sie auch Tobi gestellt, jedoch hatte er keine einzige davon beantwortet. Er hatte gemeint, dass sie noch nicht soweit sei und erstmal mit sich selbst ins reine kommen solle. Außer den Fragen geisterte jedoch noch etwas anderes in ihrem Kopf. Seine Stimme. Sie hatte noch nie so eine so rauchige und Bassreiche Stimme gehört. Selbst wenn sie jetzt daran dachte, lief ein angenehmer Schauer ihren Rücken hinunter. Sie schnaubte. Es war ihr ein Rätsel wie er seine Stimme so stark verstellen konnte ohne Halsschmerzen zu bekommen. ,,Mi-Chan!" Wenn man vom Teufel sprach. Er hatte wider die Kindliche Stimme angenommen und kam neben ihrem Sessel zum stehen. Fragend sah sie ihn an und der Drang ihn all die Dinge in ihrem Kopf zu fragen wuchs wieder. ,,Deidara-Senpai möchte dich sehen." Sofort stand sie auf und folgte dem Mann vor sich in ein kleines Zimmer mit einem Bett und mehreren kleinen Schränken. Tobi trat zu Seite und gab die Sicht auf Deidara frei. Dieser saß mit dem Rück an das Kopfende gelehnt da und hob den Blick als sie den Raum betrat. Er hatte kein Oberteil mehr an und war mit vielen Mullbinden umwickelt. Er hatte Augenringe und seine Haut war bleich. Müde lächelte er sie an. Ihr Hals schnürte sich zu und sie biss sich auf die Unterlippe, damit ihr nicht sofort tränen einschossen. Er seufzte. ,,Warum ziehst du so ein Gesicht, Zwerg?" Bitter lachte sie auf und wand ihren Blick zum Boden. ,,Hätte nicht erwartet, dass du so stark bist." Er schmunzelte und winkte sie zu sich. Der stummen Bitte folge leistend, stelle sie sich neben ihn ans Bett und sah ihm in die Augen. ,,Die Glubscher sind auch wieder normal." Fragend lehnte sie den Kopf zu Seite. ,,Deine Augen hatten sich zu einem Art Pastell Rosa verfärbt und selbst deine Pupillen verdeckt." Sie runzelte die Stirn. Das würde vielleicht auch die eingeschränkte Sicht erklären. Tobi legte ihr eine Hand auf die Schulter. ,,Deidara-Senpai sollte sich wieder hinlegen." Deidara warf Tobi einen genervten Blick zu, widersprach ihm aber nicht. Nickend drehte sie sich um und warf Deidara noch einen kurzen Schulterblick zu, bevor sie aus der Tür ging. Mit nur einem Schlag hatte sie ihn so zugerichtet.