Kapitel 4

110 13 10
                                    

"Da kommt was auf uns zu! Wir müssen runter!", schrie Makoto ihren Nebenmann an und griff panisch nach dem Steuer, um es runter zu drücken, damit sie sinken würden. Stattdessen drehte sich die Maschine mehrmals um die eigene Achse und begann zu schaukeln, sodass sie gegen die Tür auf ihrer Seite knallte. Ein Schuss streifte die Maschine an ihrem hinteren Propeller, der nicht weiter wichtig gewesen wäre, wenn sich damit nicht die Richtung steuern ließ.
Mit einem berstenden Knall flog der Helikopter gegen einen der Stützfeiler einer Brücke.
"Wir müssen springen!", erklärte Kunikida, der die Maschine gerade so noch in der Luft halten konnte.
"Wir sterben!", schrie Makoto verängstigt und erntete einen überraschten Blick. Makoto war kein Mensch, der so um ihr Leben schreien würde. Sie hatten schon schlimmeres durchgestanden, doch in letzter Zeit schien sie immer ängstlicher zu werden.
"Wir sind über dem Wasser. Willst du mir sagen, du kannst immer noch nicht schwimmen?", fragte er, alles andere als glücklich darüber und legte einen Arm um sie, während er die Tür neben sich öffnete. Sie schüttelte den Kopf und krallte sich an ihm fest, ignorierte dabei, dass sich ihre Fingernägel, durch seine Kleidung, in seine Haut bohrten. Davon würde er noch Male davon tragen.
"Das klären wir später. Tut mir leid!", sagte er noch bevor er Makoto mit sich zog und sprang.

Sie schrie und strampelte wild, weswegen Kunikida beide Arme um sie legte, damit sie aufhörte ihn zu schlagen. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sie die Wasseroberfläche durchbrachen und in das kühle nass eintauchen.
Beide waren wie vom Blitz getroffen.
Das Wasser hatte im Winter nicht die geeignetste Temperatur um ein Bad zu nehmen.
Als sie wieder auftauchten schnappten beide gierig nach Luft, die ihnen aus den Lungen gewichen war, als sie von der Kälte eingehüllt wurden.
"Alles in Ordnung?"
Kunikidas Zähne klapperten, während er sprach. Sein Gesicht zeugte von Blässe, die nur durch Kälte entstand.
"Alles in Ordnung? Du fragst ob alles in Ordnung ist!", japste sie und krallte sich in seine Schultern, während sie ihn mit bösen Blicken traktierte.
"Nichts ist in Ordnung! Wir sind abgestürzt und jetzt schwimmen wir in dem wohl dreckisten Wasser in ganz Japan!" Er kniff die Augen zu, als würde dies seine Ohren schützen können. Natürlich hörte er sie dennoch mehr als gut, so nah an seinem Ohr, wie sie war.

Er ignorierte ihre weiteren Beschimpfungen und zog sie an Land, wo er sich selbst erst sein Haar ausfriemte. Sämtliches Wasser bildete eine Pfütze unter ihnen, während beide zitterten.
"Lass uns etwas heißes zu trinken holen und dann ins Büro. Ich bezahle auch", murmelte er fast schon und versuchte seine Brille zu säubern, die er stattdessen mehr verschmierte. Makoto verstand ihn dennoch und nickte. Sie stand auf und folgte ihm zum Café Uzumaki, dass sich im Erdgeschoss des Gebäudes befand in dem sie arbeiteten.

"Sie sehen aus, als hätten Sie ein Abenteuer hinter sich", kam es von der Braunhaarigen Bedienung, von der die beiden mit großen Augen gemustert wurden.
Sie machten den ganzen Boden nass. In der Kälte wollte ihre Kleidung kein bisschen trocknen. Allmählich fühlte es sich sogar so an, als würde die Kälte ihre Kleidung nur versteifen, was alles andere als angenehm auf der Haut war.
"Wir sind in den Fluss gesprungen", erklärte Kunikida und nahm eine dampfende Tasse entgegen, die er nicht so recht festhalten konnte. Mit seinem zitternden Arm führte er sie zum Mund. "Ich korrigiere: Er ist gesprungen und hat mich mitgerissen!"
>>Sie wird mir das ewig vorhalten!<<, dachte Kunikida und seufzte in seinen heißen Kaffee, der ihn langsam wieder auftauen ließ.
"Oh! Kunikida!"
Dazai kam mit ein paar der anderen Kollegen durch die Tür und grinste wie ein Honigkuchenpferd beim Anblick der beiden.
"Ihr habt offenbar den Feind getroffen?"
"Er hat uns getroffen", verbesserte ihn Makoto, die sich zusammen kauerte, als würde sie dadurch weniger frieren, was nur mäßig funktionierte.
"Er hat uns abgeschossen und es blieb uns keine andere Möglichkeit, als ins Wasser zu springen", erklärte der Perfektionist.
"Immerhin wissen wir, dass der Feind immer noch hier ist und auf der Jagd ist. Wenn du schön die Augen aufhältst, wirst du ihn sicher aufspüren", richtete er sich an Makoto. Sie warf ihm einen strengen Blick zu. Sie hasste ihre Augen immer mehr dafür, dass sie so viel mehr sah als die anderen.
Schnell stand sie vom Boden auf, wo sie sich zusammen gekauert hatte wie ein Embryo und ging mit festen Schritten auf Dazai zu.
Mit festem Griff legte sie ihre Hand auf seine Schulter. Unweigerlich löste sich ihre Fähigkeit auf und ihre Grünen Augen verloren ihren Glanz.
Die Pupillen wurden grau.

"Jetzt gehe ich mich umziehen. Mir ist kalt."
Blind tastete sie sich zur Tür und bog in den Hauseingang ab. Mit dem Aufzug fuhr sie dann in die dritte Etage und lief direkt ihrem Vater in die Arme, der sie sofort festhielt als sie einfach weiter gehen wollte.
"Was ist passiert? Und warum bist du blind?"

The idealist who felt in love (Bungou Stray dogs) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt