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Alles wird gut

,,Erzähl es Mikail und deinem Vater", kommt es von Arda. Mein Bruder ist Kriminalkommissar. Ich möchte nicht, dass er irgendwelche Probleme bei der Arbeit bekommt. Ich möchte ihn nicht in den dreck ziehen. Ja, mein Vater würde mir auf jeden Fall helfen. Arda hat recht. Ich brauche die Hilfe meines Vaters.

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,,Der Arzt, der dich behandelt hat, hat dir dein Leben gerettet, Ilayda", sagt Akif Amca, als er seine Sachen packt. Akif Amca ist der Arzt von meinem Vater. Mein Vater hat ihn zu mir gerufen, weil ich nicht ins Krankenhaus kann.
,,Warst du im Krankenhaus?", kommt es von meinem Vater. Ich Schüttele den Kopf.
Es war Acar. Anscheinend hat er mich von einem Arzt behandeln lassen.
Wieso hat er das gemacht?
Wieso hat er mich nicht umgebracht?

Mein Vater nimmt mich in seine Arme und streicht über meine Haare.
,,Ich erledige das. Kümmere dich bitte nicht mehr darum", versichert er mir.
Ich vertraue ihm. Wenn er sich darum kümmert, ist die Sache geklärt.
Mein Vater ist mein Held. Er hat mich schon immer aus der Scheisse rausgeholt.
,,Jetzt ruh dich aus", nickt er und steht auf, was ihm Arda nachtut. ,,Vor der Tür werden paar Leute stehen. Arda, bleib du heute auch hier."
,,Okay", nickt Arda und begleitet meinen Vater nach draußen.

~Ardas Sicht~

Ich sehe Ilayda, wie sie die Küche betritt.
Ich bin zwar kein Chefkoch, doch ich habe versucht, frühstück vor zu bereiten.
Sie schaut sich den Tisch an und lächelt mich anschließend schwach an. In den letzten Wochen hat sie gar nicht mehr gelächelt. Lächeln steht ihr. Wenn sie lächelt, erwärmt es mein Herz. Sie soll immer lächeln.
,,Lass uns Essen", sage ich und ziehe den Stuhl etwas weiter nach hinten, damit sie sich setzen kann.

Sie isst konzertiert ihr Essen, doch ich kann meine Augen nicht von ihr nehmen. Sie ist so unglaublich schön.
Der Ton des Handys reißt mich aus meinen Gedanken. Ich öffne mein Handy, um zu sehen, wer mir eine Nachricht gesendet hat.
Unbekannt
Wer ist das?
Ich gehe auf den Chat und lade das Bild runter, welches mir zugeschickt wurde.

~Ilaydas Sicht~

Ardas Augen weiten sich plötzlich, als er auf das Handy sieht.
Er lässt sein Handy fallen und sieht mich geschockt an.
,,Alles gut?", frage ich mit gerunzelter Stirn.
Er steht plötzlich auf und läuft zur Tür.
,,Arda", rufe ich nach ihm und stehe ebenso auf. Er verlässt das Haus, ohne was zu sagen.
Was ist hier los?
Ich bücke mich mit schmerzen und hebe sein Handy auf.
Mein Herz stolpert, als ich das Bild sehe, wo sein Vater blutüberströmt auf dem Boden liegt. Ich ziehe scharf die Luft ein und greife sofort nach meinem Auto Schlüssel. Mit schmerzen laufe ich aus dem Haus und steige in mein Auto. Wo ist Arda?
Sein Auto steht nicht mehr hier.
Wo ist er hingefahren?

Ich greife nach meinem Handy und rufe meinen Vater an.
Ich schildere ihm die Sache und fahre los.
Ich weiß nicht, wohin, aber ich fahre einfach. Ich denke, er ist zu seinem Vater Nachhause gefahren.
Mich juckt es nicht, ich hasse diesen Mann. Doch Arda?
Klar, er hat Arda enttäuscht und ihn jahrelang angelogen, trotzdem hatten die beiden auch schöne Momente gemeinsam.
Er hat ihn trotzdem geliebt.
Er ist trotzdem sein Vater.

Ich halte an, als ich Ardas Auto in der Gasse sehe und steige aus. Wo ist Arda?
Meine Hand legt sich auf meinen Bauch, da es unheimlich wehtut, wenn ich mich so unvorsichtig bewege.
Mein Vater war strickt dagegen, dass ich Arda suche, er meinte, er regelt es und ich solle zuhause bleiben, doch das könnte ich niemals.
Ich ziehe scharf die Luft ein, als ich Acar, der mit einer Waffe, die auf Arda gerichtet ist, sehe. Mein Magen zieht sich zusammen und eine Übelkeit macht sich in mir bemerkbar.
Die Erinnerungen in mir steigen. Das habe ich doch schon mal erlebt. Ich will es nicht noch einmal erleben...

Mein Atem stockt, als ich Acar, der mit einer Waffe in der Hand, die auf Issam gerichtet ist, stehen sehe.
Öykü steht neben Acar und Issam gegenüber den beiden.
,,Ilayda", grinst Acar.
Wie gelähmt stehe ich auf dem selben Fleck und sehe Acar an.
,,Ich habe dich gewarnt..."
Ich blicke zu Öykü, die nur heuchlerisch grinst und ihre Hände an der Taile abstützt.

,,Wie konntest du nur, Öykü?", kommt es enttäuscht von Issam. Er blickt sie voller Enttäuschung an. Ich kenne diese Blicke.
Ich kenne Issam.
Er hat sich wirklich in Öykü verliebt.
,,Ich habe dich geliebt, man!", brüllt er und ballt seine Hände zu Fäusten.
,,Du bist so naiv, Hayate!", schmunzelt sie hinterhältig.
Ich will sie erwürgen. Ich will sie abstechen. Ich will sie umbringen.
,,Ich habe dir 24 Stunden gegeben, Ilayda.
Du hast mich nicht für voll genommen.
Die Frist ist abgelaufen."
,,Acar-"
Ein lauter Knall ertönt, weswegen ich mir instinktiv die Ohren zu halte. Ich zucke zusammen und kneife meine Augen zu.
Als ich sie wieder öffne, sehe ich Issam auf dem Boden liegen. Mein Magen zieht sich zusammen und ein Übelkeitsgefühl macht sich in mir bemerkbar.
Ich nehme nur noch wahr, wie Acar und Öykü verschwinden, ehe ich mich zu Issam bücke und ihn in meine Arme nehme.
Mein Herz.

Issam. Meine Augen werden glasig.
Die Leere in meinem Herz macht sich wieder einmal bemerkbar.
,,Wo ist mein Vater?", brüllt Arda.
,,Ilayda..."
Ich kriege Gänsehaut, wenn ich seine eklige Stimme höre. Ich kann nicht mehr. Ich will nicht mehr. Ich halte das nicht mehr aus. Es soll endlich aufhören. Ich kann nicht mehr atmen. Es fühlt sich so an, als würde mich jemand die ganze Zeit erwürgen.

,,Du hast mir meinen Vater genommen! Wegen dir ist Mein Vater gestorben! Wegen euch beiden!"
Er wird immer aggressiver.
,,Ihr habt mir meine Kindheit genommen!"
Sein Zeigefinger legt sich auf den Abzug, weswegen ich instinktiv meine Ohren zu halte und meine Augen zu kneife.
,,Arda!", rufe ich währenddessen ängstlich.
Es ertönt ein lauter Knall.
Es fühlt sich so an, als hätte diese Kugel mich gerade getroffen. Ich kann es nicht verkraften, Arda zu verlieren.
Ich kann es einfach nicht.
Meine Beine werden schwer und die Luft habe ich angehalten. Mir wird so schwindelig.

Ängstlich öffne ich die Augen.
Doch dieses Mal ist es Acar, der auf dem Boden liegt. Mein ältester Bruder stegt seine Waffe ein, kommt auf mich zu und zieht mich sofort in seine Arme.
Was ist hier gerade passiert?
Meine Lippen beben. Ich kann nicht mehr.
Ich fange an, zu schluchzen und erwidere die Umarmung.
,,Es ist vorbei", versucht er, mich zu beruhigen. Es ist vorbei, ja. Trotzdem ändert es nichts daran, dass Issam nicht mehr bei uns ist.
Was ist bloß aus meinem Leben geworden?
Ich hatte ein ganz normales Leben. Doch dann kam Arda. Er hat alles geändert. Ich will ihn auf gar keinen Fall beschuldigen, ich weiß, er kann nichts dafür, doch all diese Probleme sind aufgetaucht, nachdem Arda in mein Leben eingetreten ist. Mein Herz tut weh.
Als Issam ging, nahm er mein Herz mit.
Er nahm meine Kindheit mit, er nahm mir meine Hälfte und meine Lebensfreude mit.

Ich will dich noch heiraten sehen...

Wer soll mich denn bei meiner Hochzeit begleiten?
Wer soll mich aufmuntern, wenn es mir schlecht geht. Wer?

,,Ilayda, es ist vorbei", streicht Mikail Abi über meinen Rücken.
Ich ziehe seinen Duft ein und umarme ihn fester. Es ist vorbei...

Alles wird gut Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt