This is what survival looks like: Doing the best you can with the worst options you have got. (Killjoys)
Der Anruf kam mitten in der Nacht. Archer hätte ihn um ein Haar ignoriert und seinem wohl verdienten Schlaf den Vorzug gegeben, doch er war Vater. Sein besorgtes Herz dachte bei einem Anruf wie diesem immer zuerst an William. War ihm etwas zugestoßen? Brauchte er seine Hilfe?
Innerhalb weniger Sekunden war Archer hellwach und bereit es mit der Welt aufzunehmen. Er griff nach seinem Handy und stellte erleichtert fest, dass der Anruf nicht von seinem Sohn, sondern vom Sonnentor- Gefängnis kam. Jenes Hochsicherheitsgefängnis in dem Milo Park seine gerechte Strafe verbüßte.
So wie bei Ava hatte es vor zwanzig Jahren viele Kontroversen über Milos Verbleib gegeben. Der damals vierzehnjährige hatte im Namen seiner Mutter grauenhafte Verbrechen begangen und es lag den Menschen Europas fern, ihm eine Chance zu geben weiterzumachen. Dennoch war er minderjährig, in vielen Augen immer noch ein Kind.
Der geschaffene Kompromiss band Milo an ein Bett und seinen Verstand in ein künstliches Koma. Zwei Jahrzehnte hatte er ohne Auffälligkeiten geschlafen, doch es gab nur einen Grund, weshalb das Sonnentor- Gefängnis Archer um diese ungastliche Zeit anrufen würde.
"General Archer?", fragte eine zitternde Stimme durchs Telefon.
"Richtig, der bin ich. Mit wem spreche ich?", entgegnete Archer streng. Sein schlechtes Bauchgefühl ließ ihn gereizter klingen. "Hier spricht Wachsoldat Schöne. Ich...ich bin als einziger noch übrig...die anderen...oh Gott...die anderen...sie hatten keine Chance."
In Archers Venen gefror das Blut. "Was wollen Sie damit sagen, Wachsoldat?" "Er ist entkommen.", hauchte der offenbar völlig traumatisierte Mann und legte auf. Archer war das abrupte Beenden der Verbindung egal. Er wusste alles, was es zu wissen gab. Milo Park war frei und es gab einen ganz bestimmten Ort, an dem er seinen unvermeidlichen Rachefeldzug beginnen würde.
Archer wusste was er zu tun hatte. Zielstrebig ging er zu seinem Arbeitszimmer und setzte sich an seinen Schreibtisch. Mit dem Bild seines Sohnes vor Augen griff er nach einem Stift und Papier. Er hatte Geheimnisse, viele davon wollte mit ins Grab nehmen, einige jedoch würde sein Sohn brauchen.
Archer hatte geglaubt mehr Zeit zu haben, um William auf alles vorzubereiten, aber Milos Ausbruch änderte alles. Archer konnte es sich nicht leisten zu hoffen, nicht wenn es um Williams Sicherheit ging. Mit schwerem Herzen begann er einen Brief, der das Leben seines Sohnes auf den Kopf stellen und Archer selbst, Seelenfrieden gönnen würde. "Geliebter Sohn, William, zuallererst muss ich dir sagen, dass.."
Schweißgebadet riss William die Augen auf und starrte an die Decke. In der Dunkelheit seines Zimmers hörte er seinen hektischen Atem rasseln. Die Bilder seines Traumes waren präsent und drückten ihn nieder, doch es war noch etwas anderes, dass ihn sich hastig aufrichten ließ. Etwas stimmte nicht, schon die ganze Nacht über...
Verwirrt sah er sich in seinem Zimmer um und warf die Beine aus dem Bett. Er trug eine knappe Boxershorts, seine Haut war kalt. Suchend sah er sich nach einem Shirt um als er die Haustüre aufgehen hörte. Vielleicht war es Dominik, dieser Bastard hatte sich seit dem Fotoshooting nicht mehr blicken lassen.
William hatte lautstark mit ihm gestritten, doch sein Kollege sah kein begangenes Unrecht. Er glaubte seine Arbeit zu machen und Mitgefühl schien in seiner Weltansicht nicht vorhanden zu sein. Bereit seine aufgestaute Wut und die eisige Furcht seines Traumes an Dominik auszulassen, riss er seine Tür auf. Die Wohnung lag im Dunkeln, vorsichtig trat er ins Wohnzimmer. Auf dem Boden vor der Caoch saß jemand.
"Hey..", flüsterte er verwundert und beugte sich zu dem Fremden. Dieser hob den Blick und offenbarte ihm kornblumenblaue Augen. Erschrocken ließ er sich neben Ava auf den Boden fallen.
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Erbsünde #Wattys2021
Science FictionMördertochter. Eine nicht unübliche Bezeichnung in Avas Leben. Schließlich war ihre Mutter tatsächlich eine grausame Mörderin. Blutgierig und Wahnsinnig zerstörte sie mit ihren übersinnlichen Gaben halb Europa. Nach ihrem Tod, blieb Europa der Wiede...