Erbsünde #Wattys2021

7. Der Plan

Evil is Evil. Lesser, greater, middling, its all the same. (The Witcher)

In Gegenwart seines Vaters stand er immer gerader da. Drückte den Rücken durch und die Schultern zurück.

"Sohnemann, komm herein. Ich habe schon auf dich gewartet." Zögerlich trat William ein und schloss die Tür hinter sich. Die Dokumente zur Seite legend, stand General Archer auf und begrüßte seinen Sohn.

"Schön dich zu sehen, William."

"Vater. Ich muss etwas Dringendes mit dir besprechen.", sprudelte es aus dem jungen Mann heraus. Seine Miene war ernst und zeugte von einem schwerwiegenden Problem. General Archer lud ihn ein sich an den Schreibtisch zu setzten und nahm dann neben ihm Platz.

"Was gibt es so wichtiges?", fragte er besorgt. Sein Sohn wusste, dass er sich für ihn immer Zeit nahm und ihm ein Treffen auch niemals abschlagen würde, dennoch nahm William dieses Angebot nur in Ausnahmefällen in Anspruch. Selbst nach all den Jahren war der junge Mann selten leger ihm gegenüber. Archer hatte ihm die Verlustangst und das vorsichtige Misstrauen nie ganz nehmen können, eine Tatsache die er in seinem Leben bitter bereute.

Vor sich sah er zwar einen erwachsenen Mann, aber in seinen Augen war William immer noch der kleine Junge, der sich ängstlich an ihn geklammert hatte. Damals in den Ruinen von Georgettes Villa, umgeben von Schutt, Asche und Blut. William räusperte sich und holte Archer damit in die Gegenwart zurück.

"Es geht um die Ausbildungssuche von Ava Park. Ich..ich habe da einen Fehler gemacht und möchte nicht, dass er auf sie zurück fällt."

"Wie meinst du das?", fragte Archer unsicher, sein Sohn gab nur ungern Fehler zu und noch außergewöhnlicher war das er welche machte. Seine neurotische Art hatte ihn immer davor bewahrt große Missgeschicke zu produzieren und da Archer als alleinerziehender Vater genug zu tun hatte, war er über diese Verhaltensweise zunächst froh gewesen.

Nun allerdings wünschte er sich manchmal William dabei helfen zu können etwas lockerer zu sein. William senkte den Blick.

"Ava würde gerne auf eine Konditorenschule gehen und das Handwerk des Konditors erlernen. Aber.."

"das ist nicht das von der Regierung gewünschte Ergebnis.", beendete Archer den Satz und seufzte tief. Er hatte lange mit den Regierungsvorsitzenden über Avas Entscheidungsmöglichkeiten debattiert und schließlich dieses Arrangement herausschlagen können. Ihm war nicht klar, dass sie das >beste Ergebnis<, ein Bürojob ohne viel Kundenkontakt, so offensichtlich in den Bericht schreiben und damit Avas Wahl absolut machen würden.

"Ich war es, der diese Möglichkeit hervorgebracht hat. Ava hätte sich den Wünschen der Regierung gebeugt."

"Das tut sie immer.", wisperte Archer bedauernd.

"Ich möchte nicht, dass meine unüberlegte Handlung negative Konsequenzen für sie hat.", beendete William sorgenvoll und sah seinen Vater hilfesuchend an. Archer wünschte, er könnte diese Situation bereinigen, ihm versprechen, dass seine Worte Ava nicht schaden würden, doch die Wahrheit war eine andere.

Archer war zwar Großteils für Ava verantwortlich, aber die Regierung hatte in den letzten Jahren zu großen Profit mit ihr gemacht und war nun nicht bereit ihre Kontrolle zu lockern. Er würde sein Möglichstes tun um sowohl William als auch Ava zu helfen, doch,..

"Ich kann dir nichts versprechen, William. Die Befehle meiner Vorgesetzten waren leider eindeutig. Ich kann versuchen mit ihnen zu sprechen, vielleicht sogar diese Ausbildung für Ava zu erwirken."

"Wie hoch sind die Chancen, dass sie deinen Vorschlag annehmen?" Archer verzog das Gesicht.

"Gering. Tut mir leid. Sie hatten gehofft, dass Ava von alleine auf den Bürojob kommt, aber sie werden nachhelfen wenn es sein muss." Unzufrieden lehnte William sich zurück und mit gewisser Neugierde beobachtete Archer das seltsame Verhalten seines Sohnes.