01

2.4K 65 2
                                    

Amy war total nervös. Sie war gerade in Köln gelandet, heute nach etwas mehr als 3 Jahren war sie wieder in Deutschland. Ihre Mutter war mit ihr nach England ausgewandert, ein neuer Job war der Grund gewesen. Jetzt konnte sie endlich wieder in ihre alte Heimat, zu ihrem besten Freund. Dieser wohnte zwar nicht mehr in Bremen, sondern jetzt in Köln aber das war ihr egal. Endlich wieder Jannis in Arm nehmen, ihn wiedersehen, das war es worauf sie sich freute.
Es brauchte wirklich viele Stunden Überredungskünste, von mir und Jannis. Denn ich würde erst in einer Woche 18 Jahre werden, war also dementsprechend noch minderjährig. Jannis aber war schon 19, studierte hier in Köln und meine Mutter kannte ihn auch. Sonst hätte sie mich nie herfliegen lassen.
Es war aber nicht nur das Alter welches meine Mutter als Hindernis sah, sondern auch die Angst wegen meiner Krankheit. Denn mit 15 hatte man bei mir paranoide Schizophrenie festgestellt.
Von meiner Krankheit wusste mein bester Freund nichts, wieso? Nun mir war das ganze schrecklich peinlich. Diese Stimmen in meinem Kopf. Zusammen mit meiner ehemaligen Therapeutin und meiner Ärztin konnte ich meine Mutter überzeugen. Sie beide waren der Ansicht, dass ich meine Situation am besten einschätzen konnte. Denn ich hatte in den letzten Jahren gut gelernt mit der Krankheit umzugehen, die Anzeichen zu erkennen und vergaß meine Tabletten nicht mehr zu nehmen.
Nach einem Arzt hier in Köln hatte ich auch schon geschaut, dieser war nicht mal weit weg von Jannis Wohnung. Meine Ärztin aus England hatte ihm meine Akte zukommen lassen nach einem Gespräch. Hier könnte ich mir Hilfe suchen oder eben neue Rezepte für meine Tabletten. Es war also für alles gesorgt und so lies meine Mutter mich heute endlich nach Deutschlandfliegen. Wenn ich vielleicht irgendwann ganz viel Glück hatte, würde die Krankheit auch verschwinden, das wäre durchaus möglich.

Es ruckelte leicht als die den Tunnel am Flieger andockten, ich war froh darüber denn auf dem Rollfeld stieg ich nie gern aus. Da kam ich mir immer vor wie eine kleine Ameise bei den Riesen Flugzeugen. Fliegen war jetzt auch nicht meine liebste Sache, doch es war der schnellste weg nach Köln.
Gerade als ich im Gang zwischen Flugzeug und Halle ankam, hörte ich mein Handy piepen, der Flugmodus war aus und eine Nachricht von Jannis zeigte sich.
~Warte am Ausgang in der Halle auf dich.~ stand in der Nachricht. Sofort freute ich mich noch mehr ihn endlich zu sehen. Meinen besten Freund den Ich so vermisst hatte.
Leider musste ich eine gefühlte Ewigkeit auf meinen Koffer warten, dabei waren es nur 20min. Auch der Zoll dauerte etwas und dann konnte ich endlich durch die letzte Türe gehen. Sofort erkannte ich Jannis, mit seinen blonden Haaren stach er aus der Gruppe irgendwie raus. Trotzdem hatte er sich verändert, seine Haare waren heller geworden und länger. Ein wenig gewachsen war er vielleicht auch nochmal, doch vielleicht kam ihr das auch nur so vor.
„Janni." rief ich nun. Diesen Spitznamen hasst er wie die Pest, doch genau deswegen nannte ich ihn auch so.
„Amy." rief er zurück und sobald ich die letzte Absperrung passiert hatte nahm er mich freudig in die Arme, genauso schnell ließ ich meinen Koffer los und nahm ihn auch in den Arm. Was hatte ich ihn vermisst!
„Ich hab dich so vermisst." sage ich leise und muss meine Tränen zurückhalten, vor lauter Freude könnte ich gerade heulen wie ein Schlosshund.
„Ich dich auch kleine." antwortete er mir und nachdem er mich nochmal drückte ließ er von mir ab, doch nur um mich genauer anzuschauen. Natürlich hatte ich mich in den Jahren auch verändert.
„Schau nicht so." meinte ich leise,das Ganze war mir ein bisschen unangenehm.
„Du bist echt hübsch geworden. Hätte nicht gedacht das du dich so verändert hast. Deine Haare sindl änger, du bist größer geworden und deine Figur ist auch echt toll." meinte er, sofort wurde ich Rot. Zwar nahm er nie ein Blatt vor den Mund, wenn es um mich ging doch ein Kompliment von ihm bedeutet mir trotzdem viel.
Er legte einen Arm um mich, mit der anderen Hand nimmt er meinen Koffer.
„Na los, lass uns hier verschwinden."sagt er und zieht mich Richtung Ausgang, während ich es genoss, in seiner Nähe zu sein musste ich über seine Aussage nachdenken.
Als wir uns kennengelernt hatten, war ich bestimmt 15 cm kleiner gewesen als jetzt. Meine Haare warn kurz und ein wenig pummelig war ich auch. Jetzt war es eigentlich das Gegenteil, wobei Modellmaße hatte ich keine. Mir reichte meine normale Figur aber dennoch. Meine Mutter sagte immer ich hab die richtigen Proportionen mit meiner Figur, was auch immer sie damit meint.

„Du musst mir unbedingt erzählen wie es so in England ist. Was du gemacht hast die letzten Jahre." hörte ich ihn sagen. Wir waren im Parkhaus angekommen und er hatte seinen Parkschein entwertet bevor wir zum Auto gingen.
„Eigentlich nur das was ich dir auch am Telefon schon erzählt habe. Meine Schule ist zu Ende und jetzt muss ich schauen, was ich machen möchte. In England studieren oder hier in Deutschland, vielleicht auch ins Ausland gehen. Mal sehen."erzählte ich und ließ meine Krankheit wie immer weg. Immer wenn ich mit Jannis telefoniert hatte war ich bedacht darauf ihm nicht zu verraten, sogar während der Therapie hatte ich ihm nichts davon erzählt.
Jetzt im Moment wollte ich ihm einfach nichts erzählen, vielleicht änderte sich das irgendwann ja mal.
„Na gut. Aber trotzdem möchte ich mehr über England wissen. Doch das kannst du mir in Ruhe erzählen, immerhin bist du jetzt 2 Wochen bei mir." lächelnd ließ er mich an seinem Auto los, die Freude in seiner Stimme war nicht zu überhören. Doch ich konnte sie verstehen und nachempfinden.
Das wir unsere Freundschaft behalten hatten, war ein Wunder, bei der Entfernung. Gerade jetzt, merkte ich wie sehr ich Jannis doch vermisst hatte.

Zwischen zwei BrüdernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt