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Montage sind richtig doof. Jannis hatte heute bis in den Nachmittag rein Lesungen in der Uni. Da wir erst 9Uhr hatten und ich einfach wach war, wusste ich nicht was ich machen sollte.
Da klingelte mein Handy.
„Bist du immer so früh wach?" fragte ich mein Anrufer.
„Eigentlich nicht aber ich hab ein Termin in Köln. Ich wollte fragen, ob du Bock hast ein bisschen was zu machen. Ich hab zwei Termine in Köln einmal um 10 Uhr und einmal um 18Uhr. Ich weiß das mein Bruder erst heute gegen 17 Uhr wieder zu Hause sein wird, also bist du alleine." meinte Julian und ich gestehe es hörte sich verlockend an, denn alleine sein war nicht meine Stärke. Vor allem nicht mit dieser Stimme in meinem Kopf.
„Bist du nicht für 10Uhr ein bisschen spät dran?" meinte ich und sah auf die Uhr, von Dortmund hier her brauchte er doch noch eine Weile.
„Ich bin längst in Köln. Ich komm dich dann um 11 Uhr abholen, wenn du magst." sagte er dann, ich glaube er würde nicht locker lassen.
„Ok." gab ich dann zurück.
„Du hast wirklich ja gesagt." das grinsen in seiner Stimme war deutlich zu hören und ich muss gestehen ich fand es toll, dass er so reagierte.
„Ich kann es auch zurücknehmen."meinte ich frech und setzte mich hin.
„Nein. Ich leg jetzt auf. Bis nachher Amy." verabschiedete er sich, wie er meinen Namen aussprach, lies das Kribbeln in meinem Bauch zurückkommen.
Sofort sprang ich auf und ging dann erst mal duschen um mich danach vor meinen Klamotten wieder. Ich zog meine Jeans an, die am Knie endete, und ein sommerliches Oberteil. Es war wirklich schön warm hier Anfang Juni.

Um 11Uhr wartete ich unten vor der Türe und als ein schwarzer Sportwagen vor der Tür hielt, hätte ich mit Julian nicht gerechnet.
„Steig ein." hörte ich seine Stimme und als ich durch das Fenster schaute und Julian erkannte war ich erstaunt. Kurz musste ich überlegen stieg dann aber ein.
„Nettes Auto." meinte ich zu ihm während er sich wieder in den Verkehr einfädelte.
„Kleine Schwäche, irgendwo muss das Geld ja hin." wie er das sagte, war nicht arrogant oder so was. Es wirkte eher so als hätte er wirklich keine Ahnung was er sonst machen sollte.
„Also Wohnungen und Autos?" fragte ich ihn und er nickte wieder.
„Klar hol ich mir auch mal ein paar Klamotten doch ich bin kein Fan dieser Markenkleidung, ich ziehe an, was mir gefällt." erklärte mir Julian, ich muss sagen das was er sagte gefällt mir. Klar konnte er sich das leisten, ich hatte ihn ein bisschen gegoogelt und dabei auch seinen vermutlichen Kontostand erfahren.
„Du hast deinen Eltern ein Haus gekauft und dein Bruder wohnt in einer deiner Wohnungen. Familie ist dir wichtiger hat man das Gefühl." eigentlich waren es eher meine Gedanken, doch ich sprach sie laut aus. Während Julian auf einem Parkplatz fuhr, wir waren im Rheinauhafen. Das wusste ich, weil ich mit Jannis schon hier war.
Wir stiegen aus dem Auto und ich folge Julian, er ging auf ein Café zu welches in einem der Kranhäuser ist.

In dem Café setzten wir uns an einender Tische die etwas Abseits waren, ich bestellte mir einen Kakao und er bestellte sich einen Kaffee.
„Familie ist für mich das wichtigste. Sie lenken mich ab, wenn ich im Fußball mal eine schlechte Phase habe. Sie holen mich immer wieder in die Realität zurück." beantwortet er das von vorhin im Auto. Ich gestehe damit hätte ich wirklich nicht gerechnet.
„Gibt es diese Phasen denn?" fragte ich ihn, ich gestehe ich war neugierig, denn für mich waren Fußballer einfach nur überbezahlte Kinder.
„Von uns wird immer Leistung erwartet, 100 %. Keine schwäche. Wenn es läuft werden wir gefeiert, wenn wir Fehler machen buhen uns die Fans aus und jeder redet schlecht über dich." erklärte er mir. Ich gestehe so hatte ich das noch nicht gesehen, klar die mussten vermutlich immer viel Trainieren doch das sie so ein auf und ab von den Fans bekamen, war mir nicht klar.
„Das stelle ich mir nicht einfach vor." sagte ich nun leise.
Er redete nicht weiter, die Kellnerin stellte die Sachen auf den Tisch und versuchte ihm schöne Augen zu machen. Er ignorierte sie aber komplett.
„Ich glaub ich weiß, was du meinst damit, wenn du sagst das die Frauen dich ausnutzen als andersrum."meinte ich zu dem als die Kellnerin weg war. Diesmal nickte er und schaute etwas traurig auf seinen Kaffee runter.
„Jannis hat dir sicher von meiner Freundin damals erzählt. Als ich nach Leverkusen wechselte, bin wurde ich immer mehr in die Öffentlichkeit gezogen, so ist die Beziehung kaputtgegangen. Seit dem hatte ich zwar nochmal Freundinnen doch diese wollten eher den Fame als mich." erklärte mir Julian leise, schaute dabei weiter auf seinen Kaffee und seine Augen sahen traurig aus.
*Kleiner gebrochener Junge*
Hörte ich die Stimme in meinem Kopf. Da musste ich wirklich zugeben, dass sie recht hatte, er sah wirklich gebrochen aus. Ich konnte nicht anders, als meine Hand auszustecken und sie auf seinen Arm zu legen.
„Ich bin mir sicher, dass es jemand gibt der anders ist. Vielleicht dauert es etwas aber denjenigen wirst du schon finden." sagte ich zu ihm, nachdem er mich angeschaut hatte. Der Blick den er mir zuwarf ließ wieder einen Schauer über meinen Rücken laufen.
„Ja vielleicht." sagt er und schaute mir dabei weiter in die Augen. Ich zog meine Hand zurück und trank von meinem Kakao.

Ab da unterhielten wir uns eigentlich mehr oder weniger über alles mögliche. Ich gestehe, mir wurde Julian mit jedem Wort sympathischer. Er war wie Jannis nur eben älter und sah verdammt gut aus. Jannis sah ich nicht so, er war mein bester Freund. Klar war er attraktiv aber nicht auf die Art die man bei jemand gut fand. Ich wusste auch das er ein Mädchen aus der Uni interessant fand.
Nachdem er bezahlt hatte, was ich wirklich nicht wollte er aber ignorierte, gingen wir zum Rhein. Wir standen aber im Schutz zwei der Kranhäuser, so konnte man ihn nicht so einfach sehen.
Er lehnte sich mit dem Rücken zum Rhein an die Brüstung, ich stand neben ihm und schaute auf das Wasser runter.
„Jannis sagt du weißt noch nicht, ob du hierbleiben möchtest oder wieder nach England gehst." mit den Worten holte er mich aus meinen Gedanken, genau darüber dachte ich jetzt schon so lange nach. Ich wusste nicht, was ich machen sollte, klar würde ich sehr gerne hier bleiben doch bis jetzt wusste ich nicht was ich mit meinem leben machen wollte.
„Ich weiß es noch nicht. Ende der Woche geht mein Flug erst mal zurück nach England. Doch ich würde gerne zurückkommen. Dafür muss ich aber wissen, was ich machen möchte." erklärte ich ihm und drehte mich auch um, lehnte mich auch mit dem Rücken an die Brüstung.
„Na ich bin mir sicher, dass du bei Jannis jederzeit unterkommen kannst. Mein Zimmer ist ja frei und steht dir gerne zur Verfügung." meinte er lächelnd und sah zu mir rüber, auch ich musste lächeln. Immerhin sagte er gerade, dass ich auch jederzeit in seiner Wohnung wohnen konnte.
„Danke. Ich komm darauf zurück."antwortete ich darauf und muss gestehen das ich Julian sehr gerne mochte. Der Tag heute zeigt mir das komplette Gegenteil von dem was Jannis über ihn gedacht hatte.

Zwischen zwei BrüdernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt