3. Geflüster

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Die Schüler, die an diesem Morgen die große Halle zum Frühstück betraten, fanden eine überaus selbstzufriedene Narzissa Black vor, die sich heute viel Zeit für ihr Frühstück genommen und beschlossen hatte diesen Tag so richtig zu genießen. Natürlich fiel das nur denen auf die sie kannten, denn wie immer versuchte sie sich ihre Gefühlsregungen nicht ansehen zu lassen und einzig und allein die Tatsache, dass ihre Gesichtszüge heute etwas entspannter waren und nicht darauf hindeuteten, dass etwas ganz übel stank, ließ erkennen, dass Narzissa heute einen guten Tag hatte.

Das bemerkte sehr zu ihrem Leidwesen auch Dorea, die ihre Chance nutzte und gleich darauf anfing ihr von ihrem Freund aus Ravenclaw zu erzählen, mit dem sie scheinbar Probleme hatte. Doch Narzissa hörte nicht richtig zu, sie lächelte bloß und versuchte an den richtigen Stellen mitfühlen zu nicken, während sie sich fragte, wie es diesem Mädchen überhaupt gelungen war einen Freund zu bekommen, bis sie sich daran erinnerte, dass dieser aus Ravenclaw war und daher vermutlich noch langweiliger als Dorea selbst.

Und ihre Laune besserte sich auch nicht, als Andromeda die große Halle betrat. Ihre Schwester sah abgekämpft aus, müde und erschöpft. Ihre Haut war noch blasser als sonst und auch ihre braunen Haare besaßen kaum mehr das seidige Glänzen, dass sie einst so bewundert hatte. Dorea war sofort vergessen und Narzissa wandte sich besorgt an ihre Schwester.

„Andromeda, was ist los mit dir? Bitte sag doch was los ist, vielleicht kann ich dir helfen. Aber so kann es doch nicht weitergehen, sieh dich doch an“, flüsterte sie eindringlich auf ihre Schwester ein, die lustlos begann auf einem trockenen Toast herumzukauen.

Andromeda seufzte schwer, sagte aber schließlich: „Du hast doch sicher auch einen Brief von Bella bekommen, in dem sie so ganz nebenbei ihre Verlobung mitteilt?“ Narzissa nickte abwartend und Andromeda fuhr fort, „Dies ist mein letztes Jahr in Hogwarts. Was glaubst du wie lange sie warten werden, bis sie mich verheiraten?“

„Aber wir haben doch schon immer gewusst, dass es irgendwann so kommen würde“, versuchte Narzissa ihre Schwester zu verstehen. Andromeda seufzte noch einmal schwer. „Natürlich haben wir das, aber bis jetzt war es immer nur ein Gedanke, den man ganz weit weg schließen konnte, ein abstraktes ‚irgendwann‘. Doch jetzt ist Bella verlobt, verlobt Zissy! Nicht mal ein Jahr nachdem sie Hogwarts beendet hat. Warum sollte es bei mir anders sein?“, fragte ihre Schwester bitter und Narzissa sah, dass sie den Tränen nahe war. Doch sie wusste nichts mehr zu erwidern und so versuchte sie Andromeda Trost zu spenden, indem sie ihr hilflos den Rücken streichelte.

„Hast du denn gar keine Angst, Zissy?“, fragte Andromeda schließlich nach einer Weile.

Narzissa war von dieser Frage ein wenig überrumpelt, sie hatte sich da noch nie so genaue Gedanken drüber gemacht. Auch sie hatte immer versucht diesen Gedanken möglichst weit nach hinten zu schieben und so wusste sie nichts anderes zu antworten als: „Es ist Tradition…“

„Pfff, Tradition, ich bin eine Black verdammt nochmal. Sollte ich nicht selbst entscheiden wen und wann ich heiraten will?“

„Andromeda…“, sagte Narzissa warnend, ihre Schwester hatte die Stimme erhoben und sie wollte nicht, dass irgendwer ihr Gespräch belauschte. Das Verhalten ihrer Schwester hatte inzwischen ernsthaft das Potenzial dem Ansehen der Familie Black zu schaden. Andromeda sah sie daraufhin aufgebracht an, schien sich aber wieder einzukriegen.

„Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen. Du wirst es nicht ändern können, wenn es soweit ist. Zerbrich dir nicht jetzt schon den Kopf und versuch die Zeit bis dahin zu genießen“, sagte Narzissa behutsam, doch Andromeda sah sie einfach nur fassungslos an.

„Ist das wirklich deine Sicht der Dinge? Möchtest du wirklich andere über dein Leben entscheiden lassen? Möchtest du dich wirklich behandeln lassen, als wärst du ein Ding, eine Sache, die man einfach so jemand anderem versprechen kann? „Die Art und Weise, wie Andromeda all diese Sachen sagte, machte ihr Angst, sie klang so wütend und gefährlich ernst dabei.

Eine Blume unter SternenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt