Kapitel 13 : Summayah Umar

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Still war die Nacht. Still und durch die Wolken erdrückt. Regen lag in der Luft. Es konnte jeden Moment losgehen, dass sagten auch die Wolken am nächtlichen Himmel. Ich war allein auf der Straße. Alles andere war zu Hause im Trockenen und schlief bereits. Schließlich kamen die ersten Tropfen herunter. Erst langsam, dann immer schneller und kräftiger prasselte das Wasser gegen die Fenster meines Autos. Ich musste die Scheibenwischer anmachen, doch die Wassermassen waren für die zwei dünnen Stangen nicht zu bewältigen. Angestrengt kniff ich die Augen zu und versuchte etwas im Licht der Scheinwerfer zu erkennen. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich verfahren hätte. Durch die Unwetterwolken hatte das Navigerät keinen Empfang mehr und dummerweise konnte ich keine Straßenschilder ausmachen. Genervt fluchte ich auf meiner Sprache. Nirgendwo sah ich einen Anhaltspunkt. Kein Licht eines Autos, kein Laterne einer Raststätte. Selbst das Motel, wo ein riesiges, blinkendes Anzeigeschild davor gestanden hatte, fand ich nicht wieder. Dabei hätte es schon längst kommen müssen. Ich musste mich wirklich verfahren haben. Vielleicht war ich irgendwo falsch abgebogen.

Dann auf einmal gab es einen kleinen Knall. Der Wagen rüttelte mich durch, stöhnte laut auf und gab ein merkwürdiges Quietschen von sich. Schließlich war es vorbei. Der Wagen stand, ohne auch nur einen weiteren Mucks zu machen.

Fassungslos starrte ich auf das Armaturenbrett. Langsam machte ich meine Augen zu und formte meine rechte Hand zu einer Faust. Damit schlug ich einmal wütend auf den schwarzen Kunststoff ein. Was natürlich nicht dazu führte, dass das Auto wieder an sprang. Dennoch fühlte ich mich danach ein klein wenig besser.

Draußen regnete es immer noch in strömen. Ich lehnte mich zurück und zählte die Tropfen auf der Windschutzscheibe. Es waren viel zu viele. Schließlich gab ich es auf und dachte nach. Was sollte ich jetzt tun? Ich könnte einen Abschleppdienst rufen, doch ich wusste nicht wo ich war, demnach konnte ich denen es dann auch nicht sagen. Die andere Möglichkeit wäre auf den Morgen zu warten und sich dann nach Hilfe umzusehen. Oder ich probierte selber dieses Problem zu lösen.

Die letzte Möglichkeit tat ich als Erstes. Ich krabbelte nach hinten auf die Rückbank und entnahm meiner Tasche einen dieser praktischen Regenschirme. Dann rutschte ich wieder nach vorne und machte die Tür auf. Sofort schlug mir kalte, nasse Luft entgegen und ich spannte schnell den Schirm. Ich schaffte es, ohne auf der überfluteten Straße aus zu rutschen, nach vorne zur Motorhaube. Hätte der Regen den Wagen nicht schon abgekühlt, hätte ich bestimmt meine Finger verbrannt. So konnte ich die Haube leicht hoch heben und den Schirm dazwischen klemmen, damit ich die Hände frei hatte.

Kaum hatte ich das Auto geöffnet schlug mit stinkender Qualm entgegen. Ich hustete und beugte mich, nachdem ich wieder atmen konnte, über den Motor und all die anderen Sachen, die dort neben ihm lagen. Ratlos beäugte ich misstrauisch die Technik, fummelte mal hier, mal da. Doch das brachte alles nichts. Mit Flugzeugmotoren kannte ich mich aus, aber ein Automotor war etwas ganz anderes. Viel kleiner und kompakter und vorallem unübersichtlicher. Wahrscheinlich ist das jetzt nur meine Meinung, aber egal.

Schließlich gab ich es auf, den Motor nur mit finsteren Blicken wieder zum Laufen zu bringen und seufzte resignierend, als ich die Haube zu klappte. Ich ging zurück zur Fahrertür und setzte mich ins warme Innere des Autos. Sah so aus, als müsste ich meine zweite Möglichkeit durchspielen.

Am nächsten Tag sah die Welt schon ganz anders aus. Zwar hing dichter Nebel über der Straße und den Bäumen, aber immerhin regnete es nicht mehr. Meine Gelenke knackten leise als ich aus dem Wagen in die frische Morgenluft stieg. Durch die Nacht auf dem Fahrersitz hatten sich meine Beine und mein Rücken versteift. So reckte ich mich erst einmal als ich im Freien stand und wärmte meine Glieder wieder auf.

Schließlich verspürte ich einen Hunger. In meiner Tasche fand ich noch ein Kaugummi, welches ich notgedrungen in den Mund steckte. Schon nach ein paar Minuten schmeckte es nach Nichts.

The Last SurvivorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt