Kapitel 4 : Nella Schmitts

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Es war ein schöner sonniger Tag. Ich setzte mich mit einem Buch nach draußen und ließ mich von der Sonne bescheinen. Ich liebte das Gefühl von Wärme, das mich durch strömte. Nach einer Weile guckte ich auf und betrachtete meinen kleinen Garten, hinter meinem Häuschen. Seit etwa einem Jahr wohnte ich schon in Fairfield, CT., nur eine Stunde von New York entfernt. Als ich die hängenden Köpfe der Pflanzen sah, machte ich mir eine gedankliche Notiz, dass ich heute wohl die Blumen wässern müsste. Ich legte mein Buch zur Seite und betrachtete die Schmetterlinge. Es war total leise und ich konnte meinen Gedanken nachhängen. Ich dachte an meine Eltern, die im Moment im Urlaub waren. Wie es ihnen wohl ging. Wahrscheinlich hatten sie gerade richtig viel Spaß. Ich streckte mein Gesicht wieder der Sonne entgegen und spürte wie sie mich wärmte. Seufzend lehnte ich mich zurück, griff nach meinem Buch und las weiter.

Als ich nach einer Weile die Augen öffnete, blickte ein verschwommenes schwarz-weißes Wirrwarr. Wo war der Himmel hin? Meine Augen stellten sich langsam auf scharf. Ich starrte auf ein großes E. Daneben tauchte ein kleines H zusammen mit einem R auf. Verwirrt glotzte ich die Buchstaben an, bis mir aufging, was los war. Ich hatte das Wort „Ehrlichkeit" vorm- oder besser gesagt im Auge. Mit einer Hand wischte ich mir das Buch aus dem Gesicht, was dann auf den Boden plumpste.

Ich blickte mich um. Die Sonne war schon weiter gewandert. Ich war wohl eingenickt. Ein schneller Blick auf meine Uhr sagte mir, dass ich ungefähr vier Stunden geschlafen hatte. Die Schmetterlinge waren verschwunden und mein Gärtchen lag im Schatten. Die Blumen ließen immer noch die Köpfe hängen. Seufzend stand ich auf und füllte die Gießkanne. Gedankenverloren goss ich die großen Töpfe bis mir meine triefnassen Füße signalisierten, dass die Pflanzen mehr als genug hatten. Ich stand da und guckte zu wie das Wasser wieder Leben spendete. Gierig saugten die Pflanzen die Flüssigkeit auf. Mein knurrender Magen meldete sich zu Wort, also nahm ich mein Buch und ging rein um mir etwas zu Essen zu machen.

Ich schaltete das Radio an, drehte es laut auf und kochte tanzend Pfannkuchen, mein Lieblingsessen. Ich füllte sie immer mit Früchten oder Gemüse. Heute schnippelte ich Bananen hinein und löffelte eine ordentliche Portion Nutella darauf. Das ist wahrlich göttliches Essen. Es ist zu einer Angewohnheit für mich geworden beim Kochen und Aufräumen und eigentlich überall Musik zu hören. Lautstark gröllte ich wie immer bei sämtlichen Songs von All time low mit, was wahrscheinlich der Grund für meine ständige Heiserkeit war. Umso peinlicher ist es immer, wenn ich dann jemandem erklären muss, wieso ich heiser bin.

Nachdem ich vier Pfannkuchen verdrückt habe und gefühlte hundert Kilo schwerer war, ging ich ins Wohnzimmer, schmiss mich auf die Couch, machte es mir dort gemütlich und schaltete den Fernseher an.

Eigentlich sollte ich an meinem Buch weiterschreiben, aber leider hatte vor einer Woche so ein Irrer wohl in einem Moment der Unaufmerksamkeit meinen Laptop klauen können, mitsamt der Datei, in der mein unfertiges Werk gespeichert war.

Ich hatte keine Ahnung wie das passieren konnte. Ich bin zusammen mit Freunden am Strand gewesen. Es war ein schöner Tag gewesen und zufälliger Weise der Tag an dem der Sandburgbau-Wettbewerb statt fand. Wir haben natürlich alle mit gemacht. Allerdings am Amateurwettbewerb. So gut waren wir definitiv nicht, dennoch hatten wir viel Spaß .Ich hatte meine Tasche die ganze Zeit bei mir. Eigentlich hätte niemand heran gekonnt. Es hatte auch niemand etwas gesehen. So ging ich ohne Laptop nach Hause.

Gelangweilt zappte ich mich durch die Sender. Plötzlich erregte etwas meine Aufmerksamkeit. Ich schaltete wieder zurück.

Sherlock Holmes! Das Spring-Spezial wurde zum ersten Mal ausgestrahlt. Vor lauter Ärger über diesen Dieb hatte ich das total vergessen.

Obwohl es mittlerweile schon ziemlich spät war, blieb ich noch, wegen der im Anschluss folgenden Nachrichten wach.

Vorgestern hatte sich jemand ins Pentagon gehakt. Der Nachrichtensprecher teilte mir gerade mit,dass man jetzt eine heiße Spur verfolge. Ich kannte mich ziemlich gut aus mit Computern. Naja, sagen wir sehr gut. Ich wusste wie man hackt und schwerumgängliche Firewalls durchbricht- nicht dass ich es je gemacht hätte. Auch war es ein Kinderspiel für mich, mehrere technische Geräte miteinander zu verbinden und fernzusteuern. Ich hatte auch eine ungefähre Vorstellung davon wie stark das System vom Pentagon geschützt sein muss. Ich ging im Kopf alle denkbaren Möglichkeiten durch, wie man an das System heran kommen könnte, da es ja nicht mit dem Internet verbunden ist. Gedanklich ging ich alle Methoden durch und fand tatsächlich einige Möglichkeiten.

In Gedanken hatte ich mich grade ins System gehackt und nahm die Firewalls in Angriff, als meine Türklingel mich aufschrecken ließ und mich völlig aus dem Konzept brachte. Wer konnte das zu dieser späten Zeit nur sein? Niemand, den ich kannte würde um kurz vor elf unangekündigt klingeln. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend stand ich auf und schlürfte zur Tür. Ich entriegelte und öffnete sie.

Auge in Auge befand ich mich nun mit einem komplett in schwarz gekleideten Männer wieder, dessen Hand den Griff seiner Pistole umschloss, der in seinem Gürtel steckte. Über dessen Schulter hinwegschauend erkannte ich, dass er nicht alleine war. Zwei weitere Männer flankierten ihn von hinten. Ich kam mir vor wie in einem dieser Filmszenen. Alle drei trugen schwarze Anzüge und Sonnenbrillen, hatten kurz geschorene oder zurückgegelte Haare, hatten Stöpsel im Ohr und waren bewaffnet. Ich erkannte das Abzeichen der CIA.    

Das Klicken einer entsicherten Waffe riss mich aus meiner gedanklichen Analyse.    

Die Waffen waren abschussbereit auf mich gerichtet. Jesus, Maria und Joseph! Heilige...

Ich schluckte.

 "Sind sie Nella Luise  Schmitts?", fragte mich der Typ der am weitesten vorne stand monoton.

 Ich schluckte und hauchte angstvoll: "Ja?"

The Last SurvivorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt