Liebesbriefe

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Es war ein mal ein Mädchen. Viele würden sagen, sie sein Normal, aber das nur, weil sie unauffällig war. Sie war in so vielen Wegen so anders. Aber in einer Sache war sie wie viele andere: sie war verliebt. Verliebt in einen gutaussehenden, charmanten Jungen. Doch sie bewunderte ihn immer nur aus der Ferne, und oft war sie nicht sicher, ob er überhaupt wusste, dass sie existierte. Sie fühlte sich so unsichtbar. Eines Tages aber fasste sie sich ein Herz. Sie schrieb ihm einen Liebesbrief. Sie schrieb ein Gedicht, kein klassisches, ein ganz anderes. Eines wie sie selbst. Sie schrieb mit so viel Gefühl, das sich ein kleiner Schnipsel ihres selbst in den Brief verflocht.  Und nach einigem Hadern sorgte sie dafür, dass der Brief den Jungen erreichte. Dann wartete sie gespannt. Doch nichts geschah. Der Junge sah sie nicht mal an. Sie war verwirrt und traurig, aber sie dachte sich, der Brief sei einfach nicht gut genug gewesen! Also schrieb sie noch einen. dieses mal war es eine Geschichte. Und wieder nichts. Sie schrieb mehr und mehr Briefe, man hätte Bücher mit ihnen füllen können. Gedichte, Lieder, Geschichten, Tagebücher, Stücke. Nichts. Nichts und wieder nichts. Und es wurde schlimmer. Dank den Fitzeln ihrer Seele in den Briefen fühlte sie alles, was ihnen zustieß. Wenn sie Glück hatte, wurden sie ignoriert. Doch oft wurden sie zerrissen, verbrannt oder im Regen ertränkt. Und all das fühlte das Mädchen. Doch sie hörte nicht auf zu schreiben. Sie konnte nicht. Und wann immer sie den Jungen sah, konnte sie, obwohl sie ihn doch hätte hassen müssen, nicht anders, als ihn weiter zu bewundern und stumm zu leiden. Doch es ging ihr immer schlimmer, denn schließlich fehlte immer mehr ihres Wesens. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Sie stürmte zu dem Jungen und fragte ihn in Tränen, warum er ihr das antat. Warum er sie nicht einfach gebeten hatte, aufzuhören. Doch der Junge sah sie nur verwirrt an und fragte sie, wovon sie rede. Von den Briefen, rief sie, wovon denn sonst? Doch der Junge antwortete nicht. Sie rannte weg, entsetzt davon, dass der Mensch, den sie liebte, so grausam war. Geschichten zufolge schreibt sie noch heute. Sie kann nicht aufhören, doch sie selbst schwindet dahin. Und spürt immer noch die Qual der Liebesbriefe, die den jämmerlichen Rest ihrer Seele peinigen. 

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Ich weis nicht, warum ich das hier geschrieben habe. Es ist nicht mal Valentinstag! Wahrscheinlich, weil ich gerade wieder meine Gebrochenes-Herz-Phase habe. Naja, es ist eure Schuld, wenn ihr das lest. 

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