Kapitel 16

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Mein Kopf an das Fenster gelehnt, beobachtete ich all die Bäume, Häuser und die Menschen die an uns vorbei zogen. 

Dieser junge macht mich verrückt. 

Wie kann es sein das ich am Ende des Tages in seinem Auto sitze, nach all dem was passiert ist? Gedanken verloren sah ich nun zu ihn.

Seine linke Hand umgriff das Lenkrad, seine rechte die Kupplung. Sein Blick war auf die Straße konzentriert. Ich musterte jede einzelne Mimik, jede einzelne Gesichtszüge.

Seine Haare waren zerzaust, aber sogar das sah gut an ihn aus. Seine aufgeplatzte Lippe, hat aufgehört zu bluten. Es hat sich eine kleine Kruste um sie gebildet. »Fertig mit anstarren?« fragte er mich schmunzelnd und riskierte einen Blick zu mir.

»Enes fahr rechts ran.« forderte ich ihn geradeheraus auf, und sein Lächeln verschwand.

»Beruhig dich, war nicht so gemeint.« versuchte er die Situation aufzulockern. 

 »Fahr rechts ran, sonst entzündet es sich.« forderte ich ihn wieder auf. Mit einem irritierten Gesichtsausdruck sah er mich an, ich seufzte »Deine Wunden Enes, deine Wunden entzünden sich sonst.« 

Verstehend nickte er »Fährst du jetzt endlich rechts ran?« wiederholte ich meine Frage.

»Sofort Prenzes.« sagte er gedankenverloren und suchte nach einer Möglichkeit an einer Seitengasse anzuhalten. 

Etwas tat sich in mir. Wie lang ist es her das er mich zum letzten Mal so genannt hatte? 

Endlich hielt der Wagen an, sofort stieg ich aus und wring nach frischer Luft. »Alles gut?« fragte er nachdem er ebenfalls Ausstieg »Mhmm.« bestätigte ich ihn »Hast du einen Verbandskasten?« lenkte ich ab. »Vallah ich weiß nicht.« hob er unschuldig seine Hände. 

»Dir ist bewusst, dass es in Deutschland Pflicht ist einen Verbandskasten im Auto zu haben?« fragte ich ihn während ich den Kofferraum öffnete und zwischen all den leeren Redbull Dosen und den Schuhen rum wühlte. 

Er zuckte unschuldig mit den Schultern. Augenrollend ging ich weiter auf die Suche »Gefunden!« gab ich freudig von mir nachdem ich es hinter einer Jeans rausgezogen habe. Ehrlich was macht dieser junge mit seinem Kofferraum? Ich öffnete den Verbandskasten und suchte nach den nötigen Utensilien. Enes lehnte sich gegen den Kofferraum und beobachtete jeden meiner Schritte. 

Ich stellte alles was ich benötigte neben ihn ab und wand mich nun an seine Wunden. Ich nahm mir einen Multupfer der in Alkohol eingelegt war »Das könnte jetzt etwas brennen.« warnte ich ihn »Ich hab schlimmere schmerzen verspürt.« entgegnete er. »Dein ernst?« lächelte ich ihn an, weil ich nicht glauben konnte was er für einen kitschigen Spruch rausgehauen hat. 

Ebenfalls lächelnd betrachtete er mich »Was lachst du so dumm?« pöbelte ich ihn an.

»Hab dein lächeln vermisst.« Stumm ignorierte ich ihn und wand mich wieder dem Verbandszeug zu.

Vorsichtig tupfte ich das Blut von seinen Lippen ab. Sein Gesicht verzog sich schmerzerfüllt, als das Alkohol seine offene Wunde berührte.

Ich wünschte ich könnte ihn diesen Schmerz abnehmen. Egal wie wütend ich auf ihn war, ein teil in mir sorgte sich schon immer um ihn.

»Wieso Enes..?« flüsterte ich, mein Blick immer noch auf seinen Lippen fixiert. »Ich musste.« sagte er und hob mein Kinn hoch so damit ich ihn in seine Haselnussbraunen Augen schauen musste. »Ya Hero ya Mero.« erwiderte er mir einem liebevollen Blick. 

Ya Hero ya Mero also.

Alles oder nichts. 

Ach ja, er hatte seine Entscheidung getroffen. Er hat sich dazu entschieden uns aufzugeben, als er mich einfach aus seinem leben gestrichen hat. Ich wurde von seinem Rum geblendet sagte er. Er hat sich dazu entschieden mir nicht zu zuhören sondern anderen zu glauben. Er hat sich dazu entschieden das wir nichts sind.

ya Hero ya Mero - Mero428Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt