Kapitel 9

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»Wir ziehen also zurück nach Rüsselsheim.«

Deswegen fragte mich mein Bruder heute morgen ob ich diese Stadt vermisse. Jetzt machte alles plötzlich Sinn, dass ganze verheimlichen, die ganzen geheimen unterlagen die ich nicht sehen durfte. Die ganzen Geschäftsreisen. Alles hat was mit Rüsselsheim zu tun. Gemischte Gefühle kamen in mir auf. Ich würde Dilara wieder sehen. Ich würde meine Cousinen wieder Sehen, meine Familie und alle meine alten Freunde. Diese Erkenntnis machte mich glücklich, aber ich müsste Aylin zurück lassen.

Und ich würde Enes wieder sehen.

Allein die Vorstellung ihn wieder gegenüber zu stehen überwältigte mich. »Alles in Ordnung Canim?« fragte mich meine Mutter liebevoll. Ich nickte ihr leicht zu und richtete meine Aufmerksamkeit meinen Vater, der mir die Einzelheiten zu unserem Umzug erklärte. Die gute Nachricht ist das ich meinen Abschluss hier absolvieren kann, was mir auch genug Zeit gibt um mich von meiner besten Freundin zu verabschieden.

Tage, Wochen und Monate vergingen. Wir hatten die alle Prüfungen hinter und ich habe mein Abitur bestanden. Mittlerweile habe ich mich an den Gedanken zurück zu gewohnt, ich freue mich sogar ein wenig darüber wieder meine Freunde und meine Familie wieder zu sehen. Mit Aylin verbrachte ich soviel Zeit wie möglich und dank Social Media werden wir auch immer in Kontakt bleiben. Ich fuhr mit meinen Fingern der nun kahlen Wand nach. Ich stand in meinem leeren Zimmer und versuchte mir alles ein letztes Mal einzuprägen.

»Hadi Irem, wir fahren!« rief meine Mutter mir von unten zu. Seufzend schnappte ich mir den letzten Karton der noch in meinem altem Zimmer stand und machte mich auf den Weg nach unten. Das Haus so leer zusehen war so ungewohnt für mich. Meine Mutter lächelte mir traurig zu und gab mir einen Kuss auf die Schläfe. Ich stellte den Karton mit meinen Sachen in den Kofferraum und stieg in das Auto meines Bruders ein. Mein kleiner Bruder würde mir meinen Eltern in ihrem Auto fahren. Ein letztes Mal sah ich aus dem Fenster zu unserem alten Haus. »Hazir mısın?« [Bereit?] fragte mich mein Bruder aufgeregt. Ich wand mein Blick von dem Haus ab und sah mit einem müden Lächeln zu ihm »Hazirim.« [Bereit]. Schläfrig blickte ich aus dem Fenster und beobachtete die an uns vorbeiziehenden Autos, bis sich meine Augen schlossen.

»Wir sind da.« weckte mich mein Bruder. Ich öffnete langsam meine Augen und setzte mich aufrecht auf. Ich konnte schon das gelbe Ortsschild wo 'Rüsselsheim' drauf stand sehen und meine Aufregung stieg. Nach einer weiteren 10 minütigen fahrt hielten wir vor unserem neunen Haus an. Es war ein wirklich schönes Haus und nicht weit weg von unserer alten Nachbarschaft. Sobald das Auto stand, stieg ich sofort aus. Meine Eltern kamen einige Minuten darauf auch an. »Irem, Arda ist eingeschlafen. Kannst du ihn reintragen?« fragte meine Mutter mich als sie den Kofferraum öffnete. Ich nickte, ging zum Auto und schnallte ihn vorsichtig aus seinem Kindersitz ab. Langsam hob ich ihn hoch und ging leise zu unserm neuen Zuhause. Das Haus war schon eingerichtet, da wir genug Zeit hatten alles vorzubereiten in den letzten Monaten. Ich sah mich mit meinem Bruder im Arm etwas um und brachte ihn in sein Zimmer. Ich legte ihn in sein Kinderbett, gab ihn einen Kuss auf die Stirn und verließ leise das Zimmer.

Ich trug noch einpaar Kartons rein und half meinen Eltern. Erschöpft ging ich in mein neues Zimmer. Das grobe Stand schon ein Schrank, ein Bett, ein Schminktisch und sogar einen Balkon hatte ich. Ich sah auf mein Handy und las, dass Dilara - meine ehemalige beste Freundin aus Rüsselsheim mir geschrieben hat „bin in 10 Minuten daaa". Lächelnd las ich mir Ihre Nachricht durch.

»Wer bringt dich zum Lächeln?« fragte mein Bruder neugierig der langsam in mein Zimmer kam. »Sana ne?« [Was geht dich das an?] sagte ich neckend. »Sag doch gleich, dass Enes dir geschrieben hat.« sagte er provokant. Ich rollte meine Augen »Wenn du es unbedingt wissen willst, ich Treff mich mit Dilara.« sagte ich nebenbei als ich meinen Koffer öffnete und mir was frischen raus suchte. »Komm nicht zuspät.« sagte er noch mit einem schelmischen grinsen bevor er mein Zimmer verließ. Schnell machte ich mich fertig und machte mich auf den Weg.

Nach einpaar Minuten sah ich schon das kleine Kaffeehaus. Eine kleine Klingel ertönte als ich den Laden betrat. Aufgeregt sah ich mich nach meiner Freundin um, jedoch traf mein Blick auf jemand anderen.

Doğan? Fuck was macht er hier? Bevor er mich sehen konnte verließ ich sofort das Cafe. Mit schnellen Schritten ging ich Richtung Park der ganz in der Nähe war. "Was wenn er mich gesehen hat?" fragte ich mich selber. Ich holte mein Smartphone aus meiner Tasche und rief Dilara an. »Ja?« antwortete sie »Hey ja, ehm kleine Planänderung, wir treffen uns im Park.« teilte ich ihr mit und legte anschließend auf.

Im Park angekommen suchte ich mir eine leere Bank, auf der ich mich schließlich niederließ. Einige Sekunden saß ich dort mit geschlossenen Augen bis mir jemand die Augen zu hielt. »Wer bin ich?« fragte mich meine bessere Hälfte. Sofort richtete ich mich auf und schlang meine Arme um ihr Hals. Sie erwiderte genau so stürmisch meine Umarmung und eine Zeit bleiben wir so dort stehen. Ich löste mich als erste wieder und wie saßen und gemeinsam hin. »Ich habe dich so vermisst..« sagte sie glücklich was mich zum Lächeln brachte. »Und ich dich erst.«

»Also, wieso musste ich jetzt hier her kommen?« fragte sie mich neugierig. »Ich habe Doğan gesehen.« gab ich simpel von mir. »Und?« hackte sie weiter nach. Ich seufzte »Wo Doğan ist, ist auch Er.« gab ich ihr zu verstehen. Nun war sie es, die seufzte »Schatz du kannst ihn nicht für immer aus dem Weg gehen.« teilte sie mir ihre Meinung mit. »Ich weiss..« gab ich recht »Ich denke einfach nur, dass ich wenn ich ihn wieder sehe es noch schwieriger wird über ihn weg zu kommen.«. Mit fühlend sah sie mich an »Aber hey, du bist wieder zurück das ist die Hauptsache.« wechselte sie das Thema »Und das soll jeder wissen! Heute Nacht feiert Selin ihren Geburtstag, du kommst mit damit jeder sieht wer wieder da ist.« teilte sie mir voller Vorfreude mit. Die anderen wussten nicht das ich komme, bewusst habe ich abgesehen von meiner Familie nur Dilara von dem Umzug erzählt. Ich wollte keine große Sache daraus machen.

Und besonders Selin habe ich nichts gesagt, weil sie nichts für sich behalten kann, aber dennoch lieben wir sie. »Aber sie hat doch erst Dienstag Geburtstag?« fragte ich sie irritiert da heute Samstag war. »Ihre Eltern sind dieses Wochenende nicht da, weshalb wir ein paar Tage früher in ihr Geburtstag reinfeiern.« klärte sie mich auf. »Ich habe aber noch kein Geschenk.« hackte ich weiter »Du bist schon Geschenk genug.« sagte sie überzeugt. Nach einer kurzen Überlegung lies ich mich schließlich darauf ein, da ich an erster Stelle Selin auch wirklich vermisst hatte. »Dann steht es fest.« klatschte sie sich freudig in die Hände. Ein teil meiner Gedanken, die ich zu verdrängen versuche fragte sich jedoch ob er auch heute Abend da sein würde.

ya Hero ya Mero - Mero428Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt