Kapitel 2

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»Vergessen?« sie runzelte ihre Stirn »wie vergessen.. yoksa..« [oder] ihre Augen weiteten sich »Kizim sen neyaptin?!« [mädchen was hast du gemacht] fragte sie mich schockiert. Jetzt war ich es die ihre Stirn runzelte. Wie was habe ich denn gemacht? Meint sie etwa.. oh OH »Oha Ayiln, bin ich so eine?« fragte ich sie nachtragend. »Ne bilim Kizim« [woher soll ich das wissen mädchen] sagte sie entschuldigend »Was meinst du dann mit vergessen?«

Vor 4 Jahren bin ich mit meiner Familie nach München gezogen, geboren und aufgewachsen bin ich allerdings in Rüsselheim. Mit Enes. Mein Vater hatte hier bessere chancen eine Firma zu gründen also zogen wir hierher.

»Enes kenn ich schon seid dem ich denken kann, er war nur 11 Monate älter als ich deshalb waren wir auch immer in der selben Klassen.« fing ich an »er war einer der wichtigsten Menschen in meinem leben, er hat mich immer beschützt von den älteren in der Grundschule, er hat mich immer verteildigt, er hat meine Wunden versorgt wenn ich mal hingefallen bin, er war einfach immer da weisst du?« sie sagte kein Wort, sie hörte nur aufmerksam zu. Das liebe ich an ihr, sie ist einfach eine gute zuhörerin. »Als ich weg zog hatten wir immer noch den Kontakt gehalten, wir haben jeden Tag telefoniert oder geschrieben. Er wollte schon immer Rapper werden und ich habe ihn natürlich immer unterstütz.« bei den Erinnerungen wo er mir Nächte lang was vorgerappt hat, lächelte ich schwach. »Er hat mich vernachlässigt, er hat meine Anrufe ignoriert, nicht mehr auf meine Nachrichten geantwortet. Ich dachte das kommt von dem ganzen Stress den er hatte und wollte ihn nicht nerven oder so. Ich hatte zu den Zeitpunkt sowieso überlegt nach Rüsselsheim du fahren und ihn zu besuchen. Paar Wochen später war es dann soweit, als wir bei unserer Cousine ankamen bei der wir übernachten wollten war das erste was ich gemacht habe mein Geschenk für ihn zu nehmen und zu Enes zu laufen.« erzählte ich weiter. »Und was ist dann passiert?« fragte Aylin interessiert.

Ich atmete tief ein und aus, bevor ich anfing weiter zu erzählen.

Flashback:
Bei meiner Cousine angekommen nahm ich sofort aus meiner Tasche das Geschenk für Enes raus. Es war eine schwarze kleine Box mit einem roten schleifchen verziert. Ob es ihn gefallen wird? Schnell sammelte ich mich und zog mir meine Schuhe wieder an. »BEN ÇIKTIM!« [Ich gehe!] rief ich durch die Wohnung und bevor jemand antworten konnte verschwand ich schon und ließ die Tür ins Schloss fallen. Ich lief die Strasse entlang zu unserer alten Mahale. Ich habe ihn schon seit fast einem Jahr nicht mehr gesehen und Kontakt hatten wir auch nicht wirklich in letzter Zeit. Ich lief weiter und ignoriert den Schmerz den ich in meinen Beinen verspürte und zwang mich weiter zu laufen.

Noch nie in meinem Leben bin ich so schnell irgendwo hin gelaufen. Noch nie in meinem Leben bin ich überhaupt für irgendjemanden gelaufen.

Kurz vor seinem Wohnhaus blieb ich stehen und lächelte erleichtert. Ich versuchte meine Atmung und mein zu schnell schlagendes Herz unter Kontrolle zu bekommen und ging mit wackeligen Beinen rein. Ob meine Beine sich wie Wackelpudding anfühlen weil ich die ganze strecke gerannt bin, oder weil ich gleich Enes wieder sehen werde wusste ich nicht. Nun standt ich da, vor seiner Tür, nach einer gefühlten ewigkeit sehe ich ihn endlich wieder. Ich drücke schnell die Klingel und grinste breit, wie er wohl reagieren wird?

Die Tür ging auf und mein Lächeln verschwand. Die Augen in die ich hinein sah, waren nicht die rehbraunen Augen in denen ich mich jedes mal verliere. Das waren die Augen eines fremden.

»Kann ich ihnen irgendwie behilflich sein?« fragte der fremde Mann mich freundlich. »Ja, ehm ist Enes.. ich meine die Familie Meral da?« stotterte ich. »Nein, tut mir leid sie sind schon vor Monaten hier ausgezogen.« informierte mich der Mann mitfühlend. Weggezogen? Enes ist einfach umgezogen und hat mir kein Wort gesagt? Er wusste doch das ich ihn besuchen kommen möchte.. wie kann er mir sowas nicht mitteilen?

»Geht es ihnen gut?« fragte der Mann mit Mitleid im Unterton. Ich nickte nur schwach und ging ohne ein weiteres Wort zu sagen aus dem Wohnhaus. Ich ging zu den Briefkasten und konnte nirgendswo den Namen 'Meral' lesen. Enttäuschung machte sich in mir breit und die Wut kam in mir auf.
»Bunu bana yapamasın Enes..« [Das kannst du mir nicht antun Enes..] flüsterte ich und nahm mein Handy raus und suchte seinen Kontakt in Whatsapp. Mein Daumen bewegte sich nach oben rechts auf das 'anrufen' Symbol als ich allerdings seine letzte Nachricht erneut las, ließ ich es sein. "Ich rufe dich später zurück" Stand da. Gesendet vor 3 Monaten. Und immer noch habe ich keinen Anruf, keine Nachricht erhalten. Nichts.
»Öyle olsun.« [So soll es also sein.] Dachte ich laut. Wer so offensichtlich mich nicht mehr in seinem Leben möchte, wird mich auch nicht mehr in seinem Leben haben. Mit Tränen in den Augen steckte ich mein Handy zurück in meine Hosentasche, als mir die kleine schwarze Box ins Auge stach. Sein Geschenk.

Es war eine Kette die ich ihn aus der Türkei mit gebracht hatte. Sie war aus echtem Gold, weil er Gold mehr mochte als Silber. Er meinte immer das Silber zu ihn nicht passen würde. Die Kette hatte einen kleinen Runden Anhänger auf dem ich etwas eingravieren ließ. Unser Motto, unsere Lebenseinstellung. "ya Hero ya Mero". Flashback Ende

ya Hero ya Mero - Mero428Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt