Kapitel 13

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Irem p.o.v

»Weiß oder Schwarz?« fragte ich meine Cousine und hielt zwei unterschiedliche Oberteile hoch. »Das Schwarze.« sagte sie ohne zu zögern. »Das Schwarze also..« bestätigte ich und legte es zu den anderen Sachen die ich mir rausgesucht habe.

Es sind mittlerweile nach dem Wiedersehen zwei Wochen vergangen.

Nach der ganzen Sache verfiel wieder in mein altes Verhaltensmuster. Ich schottete mich ab, machte mich selber fertig und meidete jede Art von Flächen, in denen ich meine eigene Spiegelung sehen konnte.

Seine Präsents, sein Auftreten, seine Blicke wiederholten sich in Dauerschleife in meinem Kopf. Es machte mich kaputt.

Und das schon wieder.

Drei Tage lang saß ich tief in meinem Loch, voll von Selbstmitleid, Enttäuschung und Aggressionen. Wenn Leyla mich nicht gegen meinen Willen da rausgezogen hätte, weiß ich ehrlich gesagt nicht wie lange das angehalten hätte. Im Nachhinein bin ich aber sehr froh darüber, dass sie mir zur Seite stand und mich ablenken konnte.

Ausserdem brachte sie mich dazu wieder in den Spiegel schauen zu können, was allerdings kein sehr schöner Anblick war.

Denn ich sah so aus, wie ich mich fühlte. Beschissen.

Eigentlich hatte ich mir damals ein Versprechen gegeben „Ich werde niemanden mehr so viel macht über mich geben."

Ich hatte mir vorgenommen dieses Versprechen egal was passiert einzuhalten. Desto mehr ich mich meinen neuen Alltag widmete, desto selbstsicherer wurde ich. Wieso sollte ich mich wegen einer Sache von damals immer noch so fertig machen? Er ist ein Teil meiner Vergangenheit, die mich zu der Person formte, die ich heute bin. Eine starke, Selbstbewusste Frau. Weshalb ich auch nicht von ihm wegrennen werde. Rüsselheim ist eine kleine Stadt, wer weiss wie oft wir uns Begegnen?

Ignorieren werde ich ihn nicht, nein. Ich werde nur eine sichere Distanz zu ihn aufbauen. Er geht seinen Weg, ich meinen. So wie damals.

»Hazırım, wir können los.« [bin bereit] informierte ich meine Cousine nach dem ich mir noch meinen Schmuck umhing. »Endlich!« gab sie erleichtert von sich. Als Antwort bekam sie ein Kissen von mir ab »Hadi können wir los?« fragte ich sie nur mahnend »Ben dünden hazırım.« [Ich bin schon seid gestern bereit.] neckte sie mich weiter. »Du mich auch Leyla.« lachte ich nun.

Ich fühlte mich endlich wieder gut. Ich fühlte mich endlich wieder wie ich selber.

Gemeinsam machten wir uns auf den Weg ins Café, wo wir Selin, Dilara, Ahmet und noch Burak den Bruder von Dilara antreffen würden. Unsere alte kleine Gruppe.

Sie war nun nur nicht mehr ganz so vollständig, aus gründen die man sich wahrscheinlich schlussfolgern kann.

Einen Kaffee und unzähligen Gesprächsthemen später, saßen wir immer noch lachend in unserer kleinen Runde. »Wie kann man den jemanden wie dir, überhaupt diese Dartpfeile anvertrauen?« fragte mich Ahmet belustigt, der neben mir saß. Gespielt empört antwortete ich ihm »Ey ich kann nichts dafür wenn er sich mitten im Wurf bewegt.«

»Da stimme ich Mucho zu, du hast 0 Treffsicherheit.« mischte sich nun Burak mit ein. »Der arme konnte 3 Wochen nicht richtig laufen.« meldete sich Dilara belustigt auch zu Wort. »Ich wollte ja zwischen seine Zehen treffen..«

»..und hast aber dabei seinen Fuß getroffen.« unterbrach mich Ahmet. »Wie seit ihr überhaupt darauf gekommen das auszuprobieren?« wunderte sich Selin. »Ich weiss es nicht mehr ist schon viel zu lange her, aber ich weiss noch ganz genau wie mein Bruder meinte, das dass gar nicht schief gehen KANN.« erinnerte ich mich an die alte Situation von damals. »Und da dachtest du dir einfach du versucht es, denn Pfeil zwischen seine Zehen zu werfen?« kam es skeptisch wieder von Burak. »Ganz genau.« Ich war halt jung und dumm.

»Du bist echt anders.« flüstere Ahmet lachend mir zu.

Kurz schenkte ich ihn einen gespielt arroganten Blick, bevor ich wieder anfangen musste zu lachen, da Burak wieder einen seiner dummen Sprüche äusserte.

»Ich bestell mir ein Wasser, möchte sonst noch jemand was?« fragte ich in die runde und hielt Ausschau nach einem Kellner, während die anderen noch überlegten was sie noch wollten. Mein Blick geleitete jedoch zur Tür, die gerade geöffnet wurde und somit ein Glöckchen ertönte. Als ich allerdings sah das durch die Tür Enes reinkam, mit einem anderen Mädchen an seiner Seite, verschwand mein Lächeln wieder.

ya Hero ya Mero - Mero428Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt