Martina schaute auf das Foto von den beiden Frauen und legte Anna Schulze eine Kopie davon vor die Nase.
„Frau Schulze, in welcher Beziehung standen Sie zu Frau Eckert?"
Anna Schulze wagte einen kurzen Blick auf das Foto und zuckte mit den Schultern.
„Keine Ahnung. Wir waren halt Freunde."
„Freunde? Oder ein Paar? Ich habe dieses Bild von Ihnen auf dem Nachttisch ihrer Freundin gefunden. Das wirkt für mich doch eher, als wäre da mehr zwischen ihnen beiden gelaufen." Selma zog das eingerahmte Bild hervor und legte es neben das Instagram Foto.
„Sie wirken sehr glücklich miteinander.", fuhr Selma fort und warf Martina einen kurzen Blick zu.
Anna schwieg.
„Frau Schulze", begann Martina. „Sie haben dieses Foto von sich beiden am Strand bereits vor 3 Monaten gepostet. Wieso machen Sie daraus noch ein Geheimnis vor uns?"
Anna rüttelte sich kurz und begann schließlich zu reden. „Naja was weiß ich denn, was Sie mir anhängen wollen. Als Partner wird man doch eh immer verdächtigt."
Martina und Selma schauten sich beide an.
„Also geben Sie zu, dass Sie mit der Toten ein Verhältnis hatten?", hakte Selma nach.
„Zugeben? Sie tun ja so als wäre das ein Verbrechen! Mit so einer homophoben Scheiße brauchen Sie verklemmte Bitch mir gar nicht erst kommen!"
Martina fuhr zurück, doch Selma lehnte sich nach vorn: „Diese homophobe Bitch vor Ihnen hat sich vor 10 Jahren geoutet und setzt sich schon seit Jahren für LGBTQ+ Rechte ein, also zügeln Sie Ihren Ausdruck und reden vernünftig mit uns!"
Martina schaute Selma etwas perplex an. Mit solch einem Konter hatte sie nicht gerechnet. Und auch Anna Schulze blieb die Sprache weg.
„Ihr ‚gaydar' scheint ja nicht besonders gut zu funktionieren.", setzte Selma nach, wobei sie bei dem Wort „gaydar" Gänsefüßchen mit ihren Fingern formte.
„Ich hab sie geliebt, verdammt!", schrie Anna und die Trauer um ihre Freundin war ihr nun anzumerken.
Das weitere Gespräch mit Anna Schulze brachte keine weiteren Erkenntnisse, außer, dass die Freundin von Frau Eckert eine sehr aufbrausende und temperamentvolle Person war.Martina und Selma trafen sich mit den anderen aus dem Team im Kaffeeraum und besprachen das weitere Vorgehen. Aufgrund der noch wenigen Hinweise, die sie bisher hatten, beschlossen Sie das Smartphone der Toten weiter unter die Lupe zu nehmen und die am häufigsten kontaktierten Personen herauszusuchen. Darum würde sich Rico kümmern, denn er war am schnellsten im Passwörter herausfinden. Jo, Martina und Selma würden die Nachbarn der Toten befragen.
„Sagt mal, habt ihr nicht Lust, heute bei mir auf einen gemütlichen Abend vorbeizukommen? Ich könnte etwas kochen." Selma schaute erwartungsvoll in die Runde.
„Klar warum nicht, dann können wir uns alle mal näher kennenlernen.", zwinkert Jo ihr zu.
Die anderen nickten zustimmend.
„Gut, dann 20 Uhr bei mir. Die Adresse schicke ich euch rum. Martina, du weißt ja wo ich wohne." Selma setzte sich in Bewegung und ging Richtung Toilette.
Jo schaute Martina erwartungsvoll an. „So so, du weißt also wo Selma wohnt?"
„Was soll das denn heißen? Ich hab sie nach meinem Umzug nach Hause gefahren. Ihre Wohnung lag auf dem Weg und ich musste den Umzugswagen noch wegbringen."
„Hm. Schon klar." Jo formte seine Mund zu einem Halbkreis und nickte ihr sarkastisch zu.
„Jo was soll das?" Martina wurde etwas zornig.
„Ich weiß nicht, sag du es mir, Martina."
Martina blickte zu Boden und Jo verschwand ebenfalls in Richtung Toilette.Jo, Martina und Selma machten sich schließlich auf den Weg zur Wohnung der Toten, um dort Näheres von ihren Nachbarn zu erfahren. Diese lieferten ihnen eine wichtige Erkenntnis: Die Tote schien schon länger keinen Besuch mehr von Anna Schulze bekommen zu haben. Selma musste noch mehrere Male homophobe Sprüche entkräften, aber ansonsten verliefen die Gespräche ohne weitere Zwischenfälle.
Der Arbeitstag der Soko ging nun langsam dem Ende zu. Jo verabschiedete sich als erstes, denn er wollte noch kurz bei Schrotti vorbeischauen, bevor er zu Selmas Wohnung ging. Und auch die anderen wollte vor dem Abend noch einmal kurz nach Hause.Martina öffnete die Tür zu ihrer Wohnung und lies sich auf ihr Sofa fallen. Uff. Das war ein anstrengender Tag, besonders weil es heute viel wärmer war, als die letzten Tage. Nachdem sie sich fünf Minuten auf ihren Sofa gegönnt hatte, raffte sich Martina auf und ging Richtung Bad. Sie wollte sich noch etwas frisch machen und beschloss, direkt duschen zu gehen, dann müsste sie das heute spät am Abend nicht mehr machen. Sie machte sich ihre Lieblingsplaylist an und öffnete die Tür zur Dusche. Es lief „True Love Avenue" von Kristina Train. Während das warme Wasser über ihren Körper lief, hörte sie dem Lied aufmerksam zu und vergaß sich in Tagträumen.

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Rot ist die Farbe der Hoffnung
RomanceRichard und Martina sind seit einigen Wochen getrennt. Selma Kirsch kommt neu ins Team der Soko Stuttgart. Nachdem Richard und Martina nun schon seit acht Wochen getrennt waren, hatte Martina endlich eine eigene Wohnung gefunden, um aus dem gemeinsa...