Kapitel 5

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(Ryan POV)

Ich wache auf und spüre die Wärme der Morgensonne in meinem Gesicht. Langsam versuche ich meine Augen zu öffnen, merke aber das mein linkes Auge geschwollen sein muss. Mein Blick schweift durch den mir fremden Raum. Für den Bruchteil einer Sekunde weiß ich nicht wo ich bin. Ich liege in einem Bett. Aber Niemand neben mir. Okay das ist schonmal gut. Dann schießen mir meine Erinnerungen in den Kopf. Ich weiß wieder das ich verprügelt wurde, dann zu Kyra gefahren bin... und dann bin ich in ihre Arme gefallen. Scheiße, wie peinlich. Warum musste ich vor ihr umkippen? Ich will mich aufsetzten, doch als ich es versuche, fährt ein fast unerträglicher Schmerz durch meinen gesamten Körper. Also falle ich zurück und drehe meinen Kopf zur Seite. Auf dem Nachttisch steht ein Glas Wasser neben dem eine Aspirin liegt. Mein Arm bewegt sich von selbst Richtung Glas und Tablette. Ich setze mich letztendlich doch auf und spüle die Aspirin mit einem Schluck Wasser herunter. Dann bemerke ich den Schmerz der von meinem Bauch aus kommt. Ich sehe das ich oberkörperfrei bin, was mir nicht wirklich etwas ausmacht. Ich habe es bloß nicht erwartet. So sehe ich aber auch die blau rote Stelle, die sich über meinen Bauch zieht. Dann erinnere ich mich wieder, Kyra hat mir gestern geholfen mein T-Shirt abzustreifen. Dann hat sie meine Verletzungen versorgt... und dann hat sie sich umgezogen. Ich konnte ihren fein definierten Rücken sehen. Aber hat sie dann neben mir geschlafen?
Langsam um die Schmerzen nicht noch zu verschlimmern stehe ich aus dem Bett auf. Ich entdecke das T-Shirt und will es gerade anziehen da bemerke ich, dass es voller Blut ist. Jetzt weiß ich warum Kyra mir es ausgezogen hat.
Ich beschließe das es besser sein wird, wenn ich einfach so bleibe. Also verlasse ich Kyra's Zimmer und gehe die Treppe ins Erdgeschoss herunter.

Ich höre Kyra's Stimme... sie singt. Aber nicht einfach mal so, sondern richtig gut. Einige Zeit stehe ich am Ende der Treppe und höre ihr zu. Ich atme so leise wie möglich um nicht von ihr gehört zu werden. Dann nach wenigen Minute kann ich den Drang zu ihr zu gehen nicht mehr kontrollieren.
Ich gehe in Richtung Küche und bleibe im Türrahmen stehen...

(Kyra POV)

Nachdem ich aufgewacht bin, ziehe ich mich an und beschließe Ryan ausschlafen zu lassen. Er soll sich ausruhen, denn so wie er gestern Abend aussah hat er das dringend nötig.
Ich gehe nach unten in die Küche, nachdem ich mich vergewissert habe, dass ich ihn nicht geweckt habe. Er hat bestimmt Hunger wenn er aufwacht und mein Magen knurrt auch. Also mache ich Frühstück.
Ich entscheide mich nach kurzer Überlegung für Rührei. Also dann.
Aber während ich so rühre und rühre, scheint  die Stille mich zu erdrücken. Die Gefühle, die der Tod meiner Mutter ausgelöst hat, wollen mich überfallen.
Ich fange einfach an zu singen. Die Musik hat mir schon immer geholfen und tut es wieder. Sie fängt mich auf. Denn wo Musik ist, da ist kein Platz für Trauer und schlechte Gedanken.
Als ich mich gerade umdrehen will um die Teller auf den Esstisch zu bringen, sehe ich Ryan. Ich bin wie gelähmt, so starre ich ihn an, nicht nur weil er oberkörperfrei ist und dabei echt heiß aussieht, sondern auch weil ich realisiere, dass er mich hat singen hören. Das kann doch jetzt nicht wahr sein! Dann spüre ich nur noch wie das Porzellan aus meinen Fingern rutscht. Es kommt mit einem lauten Klirren auf dem Boden auf und zerspringt. Immer noch ist es mir nicht möglich mich zu bewegen, mein Atem stockt. Wie in Zeitlupe sehe ich das Ryan auf mich zu kommt und ich höre seine gedämpft Stimme kann aber nicht genau sagen was er zu mir gesagt hat.
Ich stehe wie angewurzelt da, wirklich niemand hier weiß, dass ich singe. Nur meine Mutter wusste davon, sie hat mich sogar manchmal auf dem Klavier begleitet.
Doch jetzt hat Ryan mich singen gehört, verdammt!
Dann spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. Ich werde ruckartig in die Realität zurückkatapultiert. „Hey Kyra, alles gut?", höre ich Ryan's besorgte Stimme.
Er steht vor mir und schaut mir mit seinen tiefblauen Augen fragend und unwissend zugleich an. Langsam bekomme ich die Kontrolle über meinen Körper zurück. „Ähm ...", sage ich verloren und suche halt. Blitzschnell legt Ryan seine Hände um mich und verhindert somit, dass ich umkippe. Mein Blick trifft seinen und wird von ihm festgehalten.
Ich spüre seine Hände an meinem Rücken, sie machen kreisende Bewegungen die mich wahrscheinlich beruhigen sollen. Diese Berührung jagt mir eine Hitzewelle durch den Körper. Hoffentlich werde ich nicht rot.
Auf einmal fällt mir ein, dass er an seinem Bauch verletzt ist und, dass er Schmerzen haben muss bei unserer Umarmung. Auf keinen Fall kann ich ihm das zumuten, also stoße ich ihn leicht von mir. „Geht wieder, danke." „Okay", sagt er nach einer kurzen Pause und ich kann seine Verunsicherung deutlich hören. Ich bücke mich um die Scherben einzusammeln. Er steht einfach da und ich spüre seinen Blick, der die ganze Zeit auf mir ruht, was nicht unbedingt schlecht ist.
Kyra reiß dich zusammen! Bitte! Er war verletzt, kam zu dir und das wars... oder? Während meine Gedanken so kreisen sammele ich alle Scherben ein und stehe wieder auf. Ich muss wissen, was gestern passiert ist. „Ähm... Ryan", fange ich an aber ich kann das nicht. „... wie geht es dir?" Mein Blick ruht die ganze Zeit auf ihm und betrachtet abwechselnd sein Gesicht und seinen Oberkörper. Der fragende Blick der bis eben noch in seinen Augen lag ist verflogen. „Besser aber es tut immer noch ein bisschen weh. Könnte ich eigentlich mal dein Bad benutzen?" Oh scheiße das habe ich komplett vergessen. „Klar doch, warte."

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