(Ryan POV)
Ich sitze perplex in meinem Bett, mein Körper ist noch immer angespannt und es ist still. Meine Augen fangen an zu brennen. Meine stärkste Emotion in diesem Moment ist Trauer, aber die will und kann ich im Moment nicht ertragen. All die Trauer wandele ich in Wut um. Ich stehe auf streife mein T-Shirt aus und eine Jogginghose über und laufe nach unten. Mein Kiefer ist immer noch angespannt und die ganze Wut baut sich in meinem Inneren immer weiter auf. Ich weiß nicht auf was ich so wütend bin, aber es kommt aus meinem Innersten und ist unaufhaltsam.
Endlich erreiche ich mein Ziel. Einen Raum im Untergeschoss. Meine Atmung ist stoßweise und hektisch aber auf keinen Fall panisch. Ich laufe in eine Ecke des Raumes und nehme die langen Bandagen aus der Tasche die auf dem Boden steht. Bedacht und doch schnell wickele ich sie um meine Hände, der raue Stoff auf meinen Händen ist vertraut. Dann gehe ich auf einen von der Decke hängendem Boxsack zu. Ohne darüber nachzudenken schnellt meine Faust nach vorne. Sie kollidiert mit dem harten Leder und direkt durchströmt mich Erleichterung. Wenn ich boxe lasse ich alles raus, was ich sonst verdränge. Auf den ersten Schlag folgen weitere, aber dennoch sind sie genauso kraftvoll und energiegeladen wie der Erste.
Nach gefühlten Stunden sinke ich langsam zu Boden. Mein Zeitgefühl weg.
Meine Haare sind klitschnass geschwitzt sowie auch der Rest meines Körpers. Ich fühle mich ausgelaugt aber dennoch gut, so wie fast jedes mal nach dem Boxen. Erleichterung durchströmt mich aber im nächsten Moment ist sie wie weggeblasen. Langsam nimmt mein Gehirn seine Arbeit wieder auf und in mir kommen — wenn auch nicht ganz beabsichtigt — Fragen auf.
Warum hatte Kyra sich so voll laufen lassen? Weshalb denke ich fast durchgehend an sie? Warum habe ich mich gestern Abend an sie gekuschelt? Das war so gar nicht meine Art?!
Ich werde durch den Klang meiner Klingel, der von oben zu mir dringt aus meinen Gedanken gerissen. Ich erhebe mich genervt und begebe mich auf den Weg nach oben. Plötzlich klingelt es Sturm.
Ich öffne schwungvoll die Haustür. Ohne zu schauen oder zu realisieren wer da eigentlich steht gebe ich gereizt von mir: „ Chill ma... was ist den so wichtig?" Jetzt erst erkenne ich wer da vor meiner Tür steht und dieser jemand ist... Sophia.
„Weißt du wo Kyra ist?" Wow, noch nicht mal ein „Hallo" oder „Hey". Sehr freundlich, danke dafür. Man beachte den Sarkasmus.
Warte... was? Warum fragt sie, ob ich wüsste wo Kyra ist?!
Ich schüttele kaum merkbar meinen Kopf und schaue verwirrt in Sophia's Gesicht.
„ Hä? Warte... ich check nix mehr?" „Ryan. Weißt. Du. Wo. Kyra. Ist? Jetzt verstanden oder muss ich es dir noch aufschreiben?" In Sophia's Augen ist die Panik deutlich zu erkennen. „Sie war hier aber sie müsste so vor zwei drei Stunden hier weg sein. Keine Ahnung.... Ist mir auch egal.", murmele ich gleichgültig. Es ist mir sowas von nicht gleichgültig wo Kyra ist und was sie hat, aber ich ertrage den Schmerz nicht der sich in mir breitmacht. In mir zieht sich alles zusammen. Sophia drückt sich an mir vorbei ins Haus.
„Was ist passiert,Ryan?!" Stille! „Ryan, erzähl es mir... sofort!", fordert Sophia. Sie checkt direkt wenn etwas nicht stimmt. Shit!
„Du hast bestimmt mitbekommen das ich sie von der Party weggebracht habe..." Als Bestätigung nickt sie leicht. Dabei fällt ihr eine nasse Haarsträhne ins Gesicht und erst da bemerke ich wie es schüttet. „Also.... Sie hat sich übergeben und dann ist sie eingeschlafen... ich hab sie ins Bett gebracht und es könnte sein das ich sie ... umgezogen habe", sage ich kleinlaut.
Verdattert steht Sophia vor mir. „ Du hast bitte WAS?! Das glaub ich ja wohl nicht." den letzten Teil murmelt sie nur noch und wahrscheinlich war er nicht für meine Ohren bestimmt. „Sie war voll gekotzt!", verteidige ich mich, „Sie ist halt am nächsten Tag aufgewacht und lag in meine Armen ... dann hat sie bemerkt das sie nur ein T-Shirt und natürlich ihre Unterwäsche trägt und ist ausgeflippt.... Wir haben uns gestritten und dann hab ich ihr an den Kopf geworfen das der Kuss mir nix bedeutet hat."
Wieder nur Stille.
„Ich frag jetzt einfach nicht." murmelt sie und dreht sich zur Haustür. „ Ich geh sie suchen... und Wir reden später noch! Ich will alles wissen! Das bist du mir schuldig." Scheiße. Es war klar das sie jetzt alles wissen will. Warum konnte ich nicht einfach die Klappe halten? Sophia kennt mich seit dem Kindergarten. Diese Tatsache ist aber nicht all zu vielen bekannt.
Nachdem ich hinter Sophia die Tür schließe stehe ich noch einen Bruchteil einer Sekunde da und bin in Gedanken, dann wende ich mich ab und gehe nach oben in mein Badezimmer.
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Small Town Girl
Storie d'amoreKyras Mutter ist vor kurzem gestorben. Da sie keine anderen Verwandten in ihrer Nähe hat, wird sie von jetzt auf gleich aus ihrer vertrauten Kleinstadt in South Dakota gerissen und muss von nun an bei ihrem Vater in Oakland leben, welchen sie seit...