Kapitel 7.

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Die ersten Nächte waren ein wenig merkwürdig. Für beide.
Und auch Tagsüber hockten sie immer aufeinander.
Aber dann stand Sofie eines Abends einfach auf und machte sich fertig.

“Wo willst du hin?”,fragte Natascha.
“Arbeiten. Ist-”
“Unauffällig.”,beendete Natascha ihren Satz.
Sofie nickte.
“Und wo?”,fragte Natascha.
“Ich hab mir ein Job in irgendeiner Kneipe besorgt.”,sagte sie und zog sich ihre schwarzen Overknees.
“Pass auf dich auf.”,sagte Natascha als sie schon fast aus der Wohnung getreten war.
Dass hatte Sofie nicht erwartet. 
Einen kurzen Moment blieb sie mitten in ihrer bewegung.
“Mach ich.”,sagte sie und verließ die Wohnung.

Natascha saß nur weiter auf dem Bett und laß ihr Buch. Sie zeigte es zwar nicht nach außen, aber insgeheim machte sie sich sorgen. Große Sorgen.
Für niemand anderen hatte sie solche Gefühle. Nicht mal für ihren besten Freund. Aber was es war wusste sie auch nicht.

Erst dann merkte sie dass sie überhaupt darüber nachdachte und sich schon lange nicht mehr auf ihr Buch konzentrierte. Sie hatte tatsächlich keine einzige Zeile der letzten zwei Seiten behalten können.

Sie legte ihr Buch dann weg und ging in die kleine Küche, die nicht mal vier Meter von dem Bett entfernt war.
Es war noch eine kleine Portion von dem Mittagessen, was natürlich Sofie gekocht hat, übrig. Sie musste die Spaghetti mit Carbonara Soße nur anschauen und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Sie griff nach einem der Teller, die schon in der Wohnung waren und füllte ihn mit den restlichen Nudeln.
Sie hatten nicht mal einen Tisch in der Wohnung und aßen immer auf dem Bett, was zwar nicht optimal war mit den kleinen Tellern und der einen. dazu noch weißen Bettwäsche, aber es war deutlich gemütlicher als auf einem Holzstuhl. 

Sie entschied sich daraufhin den Fernseher einzuschalten, den sie tatsächlich seit ihrer Ankunft nicht benutzt haben. Aber jetzt war sie auch das erste mal seit ihrer Ankunft alleine. Es ist schwierig sich in einer so kleinen Wohnung irgendwie aus dem Weg zu gehen.
Im Fernsehen lief nicht besonders. Sie schaltete durch die Programme und blieb irgendwann bei einer Quizshow stehen. Sie riet bei den Fragen mit, die ihr irgendwie zu leicht für eine Show, bei der man einiges an Geld gewinnen kann, vorkam. Später schaltete sie noch zur einer Late-night-show, die gar nicht so schlecht war wie zuerst gedacht.

In der Bar war es sehr laut, aber das störte sie nicht, solange sie ihren versprochenen Lohn bekam. Das war das einzige was sie heute erreichen wollte.
Nach einer Stunde konnte sie schon nicht mehr sagen wie viele Getränke sie ausgegeben oder wie viele Gäste sie bedient hat, einer seltsamen als der andere. Sie wollte nicht wissen, wie viele eigentlich noch nicht trinken dürfen oder wie viele nach diesem Abend miteinander schlafen würden und es am nächsten Morgen bereuen würden. 
Nach einer Weile schaltete sie Gedanken wie diese einfach ab und gab einfach nur weiter Getränke jeglicher Art aus.

Gegen ein Uhr wurde sie dann endlich abgelöst und bekam ihren Lohn.
"Bis Morgen.",verabschiedete sie sich hinten im Personalraum und ging zur Hintertür raus.

In der Wohnung angekommen zog sie sich als erstes die Schuhe aus und atmete einmal tief durch. Dann ging sie geradewegs auf den Küchenschrank zu und holte eine Cornflakes verpackung daraus. Sie hatte diese vor ein paar Tagen als ihre Haushaltskasse bestimmt. Nun legte sie die Geldscheine hinein und drehte sich um.

Auf dem Bett lag eine grinsende Natascha.
"Hey.", sagte sie und dann sah Sotie eine komplett leere Flasche Vodka.
"Du hast nicht wirklich die ganze Flasche getrunken?", sagte sie vorwurfsvoll und ging dabei in das kleine Bad und schminkte sich ab.
"Vielleicht.", sagte sie und grinste weiter.
Inzwischen hatte Sofie ihren Schlafanzug geholt und war wieder ins Bad gegangen.
"Dir ist klar das ich die Flasche für mich gekauft hab.", rief sie aus dem kleinen Raum.
Natascha fing aus dem Nichts an zu kichern.
"Was hast du denn jetzt?", fragt Sofie als sie wieder aus dem Bad kam, aber Natascha antwortete nicht. Sie ging zum Bett und nahm Natascha die Leere Flasche weg.
"Ey!"
"Die ist doch sowieso leer.", Sofie stellte die Flasche weg und schaltete das Licht aus. 

Die einzige Lichtquelle, mit der Sie jetzt zum Bett finden musste, war die kleine Lampe daneben.
Sie legte sich ins Bett und schaltete auch die kleine Lampe aus.
Der Abend war schon anstrengend genug und jetzt wollte sie sich nicht auch noch mit einer völlig betrunkenen Natascha rumschlagen, also hoffte sie, dass Natascha jetzt einfach einschlafen würde.
Dem wer natürlich nicht so.

Nur zwei Sekunden, nachdem es stockdunkel im Raum war, meldete sich Natascha auch schon wieder.
"Küss mich!"
"Was?", fragte Sofie. Damit hatte sie nicht gerechnet.
"Küss mich!", wiederholte Natascha.
"Wieso?"
"Küss mich!", wiederholte Natascha ein drittes mal.
"Natascha, du bist betrunken. Ich werde dich jetzt nicht küssen."
"Nur ein kleiner Kuss.", bettelte Natascha weiter,
"Nein!"
"Aber ich will ein Gute-Nacht-Kuss."
"Ok, weißt du was?", seufzte Sofie und drehte sich um, "Bitte!", und Sofie gab ihr einen schnellen Kuss auf ihre weichen Lippen.
Sie drehte sich wieder mit dem Rücken zu Natascha und schlief, genauso wie sie, endlich ein… 

Tag 82Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt