Once

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Ich sah Jim bereits eine gefühlte Ewigkeit dabei zu, wie er in dem Raum unruhig auf und abging. Noch immer fragte ich mich, warum da an der Wand ein Bildschirm war. Was war der Sinn davon? "Warum setzt du dich nicht?", fragte ich ihn mit einem skeptischen Blick.

"Warum bist du überhaupt so entspannt?", fragte er zurück und blieb stehen.

"Keine Ahnung", antwortete ich ahnungslos. "Ich dachte, du wärst weniger aufgekratzt. Das ist für dich bestimmt nicht das erste Mal, dass du in irgendeinem Alienknast sitzt und zum Tode verurteilt wirst."

"Ist es auch nicht, aber..." Er seufzte. "...man gewöhnt sich nie daran."

"Gut, also... was machen wir jetzt?", fragte ich, untermalt von einem Schulterzucken. "Abwarten und das Beste hoffen?"

"Viel mehr bleibt uns nicht übrig." Er setzte sich neben mich und starrte ebenfalls auf den Bildschirm. "Ist das hier ihr Heimkino oder warum hängt dieses Ding an der Wand?"

"Hab ich mich auch schon gefragt", gab ich zu. "Meinst du, die Netheaner haben Reality TV und Dating-Shows?"

"Dating Shows?", fragte er amüsiert. "Was denn? In 2 Tagen zur Zwangsheirat?"

"Ordensanhänger sucht Frau", riet ich. "Beauty und der Ordensanhänger?"

"Zumindest haben wir unseren Humor nicht verloren", merkte Jim an und setzte sich neben mich. "Wenn wir schon sterben, können wir vorher zumindest lachen. Ich hoffe, dass sie auf meiner Beerdigung keine Klischee-Lieder spielen."

"Wie In the Arms of the Angels?" Ich rollte mit den Augen. Wie oft muss man dieses Lied eigentlich hören? Bei jeder Beerdigung lief dieses wandelnde Klischee eines Musikstücks. Als wäre die Stimmung bei einer Trauerfeier nicht schon schlimm genug.
Gut, außer man hat eine irische Totenwache. Da fließt der Alkohol in Strömen und alle erzählen sich sturzbetrunken Geschichten über den Verstorbenen.
Meine Mutter hat damals lachend unter dem Küchentisch gelegen wegen der Geschichte, wie ihre nun verstorbene Großtante bei einer Geburtstagsfeier aus dem Fenster gekotzt hat und dann mit offenem Hals auf einer Matratze auf dem Boden lag und geschnarcht hat. Humperdincks Totenmaske, hat meine Oma ganz trocken kommentiert. Evelyn hat bei dieser Totenwache die Erdbeeren aus der ungenießbaren Bowle gegessen, nachdem Nathan sie dazu überredet hatte. Sie war rotzevoll, hat aber beteuert, dass sie ja nur die Erdbeeren gegessen hat. Scotty war ebenfalls anwesend gewesen, hauptsächlich des Alkohols und des Essens wegen. Er hat sich versehentlich Bratensoße über seinen Vanillepudding gekippt, weil er dachte, es sei Karamellsoße gewesen. Gute, alte Zeiten. Die Geschichte bekommt er heute noch zu hören, wenn sich unsere Familien mal treffen.

"Ja, oder Hallelujah. Wenn ich das noch ein Mal hören muss kriege ich Karies." Er grinste. "Ich hoffe auf Highway to Hell oder Another One Bites the Dust."

Grinsend schüttelte ich den Kopf. "Bei mir soll bitte Stayin' Alive oder Ding Dong the Witch is Dead laufen. Aber eigentlich ist die Musik egal. Wir kommen doch ins Krematorium, oder nicht? Glaubst du, ich kann vor meinem Tod noch 5 Kilo Mais essen?"

Jim prustete bei dem Gedanken an das Szenario los und krümmte sich vor Lachen. "Was zum-" Er schnappte nach Luft und lachte noch heftiger weiter. "Liz!"

"Was denn?", kicherte ich. "Wenn ich schon abtrete, dann mit einem Knall. Wortwörtlich."

"Unfassbar", keuchte er außer Atem.

Der Bildschirm leuchtete urplötzlich auf und zeigte das Gesicht von einem alten Netheaner, der noch mehr Deko trug als dieser Vollidiot Shalit. "Die Ketzer der Föderation", sagte er dramatisch. Alles, was noch fehlte, war epische Musik, die im Hintergrund lief. "Ihr werdet für die Verbrechen hingerichtet werden, die ihr an unserem Volk begangen--"

United | James T. KirkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt