"Captain?", fragte ich vorsichtig, als sich die Tür zu seinem Quartier hinter mir schloss.
"Komm rein", rief er aus einem benachbarten Zimmer. "Ich bin sofort da."
Ich sah mich in seinem Wohnbereich um. Er hat sich nicht wesentlich verändert, ein paar neue Dekorationen standen auf den Tischen und auf der Fensterbank. Was meinen Blick jedoch sofort auf sich zog waren ein paar verstaubte und zerkratzte Bilderrahmen.
Ein Mann in Uniform war auf einem der alten Bilder zu sehen, er war blond und blauäugig, genau wie Jim. Unter dem Bild stand "George Kirk, 2232". Auf dem zweiten Bild war wieder er zu sehen, aber dieses Mal stand er neben einer sichtbar schwangeren, blonden Frau. Anscheinend handelte es sich um seine Eltern. Jim hatte nicht oft von ihnen geredet, seinen älteren Bruder habe ich auch nie kennengelernt. Warum denn auch? Wir waren schließlich kein richtiges Paar. Auf dem nächsten Bild war Captain Pike zu sehen, er ist wahrscheinlich die wichtigste, wenn nicht sogar die einzige Vaterfigur in Jims Leben gewesen.
Das letzte Bild zeigte einen kleinen Jungen, doch bevor ich das Bild näher anschauen konnte, hörte ich Schritte und drehte mich erschrocken um."Entschuldige bitte, dass ich dich warten lassen habe." Jim stand mir mit etwas Anstand gegenüber. Er verringerte diesen durch einen Schritt in meine Richtung. Er trug ein weißes T-Shirt und seine schwarze Uniformhose. Er kam anscheinend gerade aus der Dusche, wie ich an seiner leicht geröteten Haut und seinen vom Wasserdampf noch feuchten Haaren erkennen konnte.
"Die Crewberichte, die Sie haben wollten, Sir", erinnerte ich ihn und hielt ihm das PADD hin. Er nahm es an und legte es achtlos auf den Glastisch vor seinem Sofa.
"Danke, aber die brauchte ich eigentlich nicht." Bevor ich etwas sagen konnte, das ich wahrscheinlich bereuen würde, unterbrach er mich. "Ich brauchte nur einen Vorwand, damit du herkommst."
"Ist das dein... Ihr Ernst, Sir?", fauchte ich ihn an, darauf bedacht, wenigstens ein bisschen professionell zu bleiben. "Es ist halb 2 in der Frühe und ich sollte unbedingt jetzt hierherkommen? Ich hab besseres zu tun, als hier den Hampelmann zu spielen!"
"Hampel... was?" Kirk schüttelte verwirrt den Kopf. "Eigentlich brauche ich nur mal deine Meinung. Warte kurz hier."
Und weg war er. Ich fuhr mir durch den Haaransatz, rückte den Kragen meiner Uniform zurecht und verschränkte die Arme, noch immer wütend auf ihn. Jim kam wieder und hielt zwei Ketten in der Hand. Er gab mir ein Zeichen, dass ich mich umdrehen sollte und ich drehte ihm den Rücken zu."Computer, Spiegel", sagte Jim und vor uns erschien ein Spiegelbild. Vorsichtig schob er meine Haare beiseite und sah mich durch das Spiegelbild an.
Er zögerte. "Würde es dir was ausmachen... du weißt schon..." Er deutete auf seinen Nacken. Auf mein Nicken griff er an den Reißverschluss meiner Uniform und öffnete ihn ein Stück, dabei spürte ich die Wärme seiner Finger selbst durch den Stoff und seinen Atem an meinem Hinterkopf. Den Kragen des Kleides klappte ich nach unten, um meinen Hals und einen Teil meines Dekolletés freizugeben. Jim legte eine der Ketten um meinen Hals, die einen runden Connemara Mamor-Anhänger hatte. Er war aber bedacht darauf, meine Haut nicht zu berühren. Ich spannte meinen Kiefer an und versuchte, die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, zu ignorieren. Für eine Millisekunde dachte ich daran, mich zurückzulehnen und einfach die Wärme an meinem Rücken zu genießen. Ich vermisste es, dieses warme Gefühl eines Körpers so nah an meinem. Seit ich verwitwet war hatte ich so etwas nicht mehr spüren können - oder besser - spüren wollen. Trotz all der Zeit war die Trauer nicht überwunden, ich hatte sie nur verdrängt.
Meine Sehnsucht nach physischer Nähe und Zuwendung war in diesem Moment noch viel größer als sonst. Jim stand nah hinter mir; so nah, dass ich seinen Herzschlag hinter mir hören und seinen Oberschenkel am Stoff meiner Uniform spüren konnte. Wenn ich mich auch nur ein kleines Stück zurücklehnen würde, könnte ich bestimmt seine Muskeln spüren.
Ich schloss die Augen und biss mir angestrengt auf die Unterlippe während ich versuchte, die Gedanken abzuschütteln und dem Drang zu widerstehen. Er war schließlich der Captain und ich keine naive Kadettin im ersten Jahr mehr, auf die Autorität sexy wirkte. Für sowas war ich zu alt.Jim hatte die erste Kette derweil abgenommen und legte die zweite, eine Kette mit Zyanit-Anhänger im Tropfschliff um meinen Hals. Als er den Verschluss zumachte, berührte einer seiner Finger meinen Nacken. Ich konnte ein leises Seufzen nicht verhindern, das durch die Stille im Raum allerdings mindestens vier Mal so laut klang. Erschrocken sah ich in den Spiegel und blickte direkt in die Augen von Jim, der innehielt und mir in die Augen sah.
Ich merkte, wie ich rot anlief und schaute schnell woanders hin, aber seine Hände legten sich an meine Schultern und fuhren langsam an meinen Armen hinunter. Er griff nach meinen Händen, die er vor meinem Bauch verschränkte, dann fasste er an meine Taille und zog mich ruckartig an sich. Unsere Körper prallten zusammen und ich holte ruckartig Luft, als ich seinen gut gebauten Torso an meinem Körper spürte. Ich hielt die Luft an und meine Knie wurden weich, doch Jim setzte noch einen drauf, indem er seinen Kopf senkte, mit seinen Lippen meiner Schulter nachfuhr und seine Wange an meinen Hals drückte. Auf mein Keuchen sah er auf, erst auf die Kette und dann in meine Augen, dann flüsterte er "Die blaue, oder?". Ohne auf eine Antwort zu warten, nickte er, murmelte ein "Wegtreten", nahm die Kette ab und ließ mich schlagartig los. Ich taumelte kurz, gelangte aber mein Gleichgewicht wieder und sah ihm nach, wie er in sein Schlafzimmer ging.Die Tatsache ignorierend, dass es unangemessen war, lief ich ihm nach und spürte dabei einen furchtbaren Zorn in mir aufleben. Ich fasste Jim, der gerade die Ketten auf seiner Kommode ablegte, an die Schulter und drehte ihn zu mir. "Ist das dein Ernst?", fragte ich. "Ist das dein scheiß Ernst?" Meine Stimme zitterte vor Wut. "Du bestellst mich hier in aller Herrgottsfrühe her, damit ich den Schmuck für dein neues Flittchen probetragen kann?"
"Elizabeth, hör auf." Kirk sah mich ernst an.
Ich machte ein abfälliges Geräusch. "Wer ist es dieses Mal, hm? Ein Yeoman, die dir einen gefilterten Kaffee gemacht und dir den Nacken massiert hat? Oder doch ein Ensign, die auf einer Außenmission nicht von deiner Seite gewichen ist, als die bösen Aliens euch gefangen genommen und in einen engen, kalten Käfig gesperrt haben, wo sie sich ihr Röckchen abgefroren hat? Vielleicht ist es zur Abwechslung ein Captain oder sogar ein Admiral?"
"Lass es." Seine Stimme klang bedrohlich.
"Nein, das kann gar nicht sein", sagte ich, seine Warnung ignorierend, und lachte spöttisch. "Du machst es dir lieber einfach und nimmst eine, der du Befehle geben kannst, weil sie sich dir nicht widersetzen darf. Du brauchst diese Kontrolle über eine Frau, um dich wenigstens ein Mal stark und männlich fühlen zu können... dabei bleiben sie nie bei dir, weil sie sehen, dass du im Inneren nur schwach, mickrig und heuchlerisch bist!"
Er packte mich an den Oberarmen und hielt mich fest. "Es reicht!", schrie er. "Ich hab genug von deinen Anschuldigungen! Du kannst froh sein, dass ich dich nicht für Widersetzung eines kommandieren Offiziers in die Arrestzelle sperren lasse." Sein Griff um meine Arme wurde fester und fing an, wehzutun. "Was zur Hölle habe ich getan, dass du so von mir denkst?"
"Warum tust du mir das an, Jim?", schrie ich zurück und merkte wie meine Stimme brach und Tränen in meine Augen stiegen. "Warum spielst du so mit mir und meinen Gefühlen? Ich bin kein verdammtes Spielzeug!"
Jim sah mich sprachlos an, holte tief Luft, griff nach meinem Hinterkopf und presste seine Lippen auf meine. Völlig überfordert riss ich die Augen auf und versuchte zu realisieren, was gerade geschah, doch mein Hirn schien sich abgeschaltet zu haben. Ehe ich aufgab und den Kuss erwiderte, legte ich meine Hände an seine Brust und drückte ihn weg.
"Was ist falsch mit dir?", fragte ich erschrocken, als er sich zwangsweise von mir löste. Ehe ich ihn antworten ließ, drehte ich mich um und stürmte hinaus. Mein Herz klopfte bis zum Hals und ich atmete schwer, als ich eilig im Flur an ein paar Offizieren vorbeilief, die den Lärm anscheinend gehört haben müssen und in Morgenmänteln, Schlafanzügen oder Freizeitkleidung in den Türen ihrer Quartiere standen und mir nachsahen.
"Macht doch ein Foto, dann habt ihr länger was davon", rief ich als ich mich nach ihnen umdrehte, ehe ich in Richtung meines Quartiers weiterstapfte.
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United | James T. Kirk
ФанфикFORTSETZUNG VON REUNIFICATION Das erneute Absolvieren der Grundausbildung liegt schon eine Weile zurück. Fast hätte Elizabeth die turbolente und schmerzliche Zeit kurz vorher vergessen, doch dann bringt sie ein Personaltransfer zurück auf die Enterp...