2.Kapitel (2)

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Die nächsten Tage drehten meine Gedanken sich nur um Kit. Bis etwas Anderes meine volle Aufmerksamkeit benötigte. Der Winterball! Bei Kit!

Meine Hand griff nach dem Arm meines Vaters und verkrampfte sich vor Aufregung. Wir Schritten die Treppen zu Kit's Anwesen hinauf. Aus dem Ballsaal klang Musik und nachdem wir unsere Mäntel einem Bediensteten überreicht hatten wurden wir beim Betreten des Saals angekündigt: "Lord Colin Calberry, Duke of Ahlburck und Lady Elizabeth Calberry!" Mit seinem Stock stampfte er zwei mal auf. Die Gespräche im Raum verstummten, alle wandten sich uns zu. Ich hielt den Atem an. Die Blicke der männlichen Gäste waren eine Mischung aus Ehrfurcht, Respekt, Lust und Verwirrung, die Damen allerdings blickten mich sehr abschätzend an. Papa tätschelte ermutigend meine Hand in seiner Armbeuge. Ich lächelte erst ihm zu und dann dem ganzen Publikum. "Komm, gehen wir unseren Gastgeber begrüßen.", sagte Vater und führte uns zu einer Gruppe Männer. Mein Herz klopfte wie wild als ich Kit erblickte. Er unterhielt sich gerade mit Duncan und Jeremy Quinn. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie uns nicht bemerkten. Papa begrüßte einige Bekannte in der Nähe. Unauffällig wie möglich stellte ich mich neben Kit und berührte ihn wie zufällig am Rücken. Lächelnd drehte er sich zu mir um, wieder versank ich in seinem warmen Lächeln und seinen wundervollen Augen. Er verneigte sich und drückte einen sanften Kuss auf meine Hand: "Willkommen, meine liebe Lady Calberry." Wie immer hielt er länger als sich schickt meine Hand. "Hallo Kit.", flüsterte ich ihm zu. Vater gesellte sich nun zu uns. Auf dem Gesicht meines Nachbar erschien wieder die Maske eines gelangweilten arroganten Lords, doch als es Zeit für den Eröffnungstanz wurde nahm Kit mich bei der Hand: "Darfst du Walzer tanzen?", fragte er leise. Ich nickte, denn gestern kam der Brief aus dem Almacks Club mit der Erlaubnis. Strahlend ließ ich mich von ihm auf die Tanzfläche führen. Er zog mich an sich und ich fühlte mich als würde ich schweben. "Kommst du zu meinem Debütantinnenball?", platzte es aus mir heraus. Mit einem leichten Zucken im Mundwinkel neigte er den Kopf: "Nur wenn der erste Walzer wieder mir gehört." Ich kicherte. "Versprochen!" "Dann verspreche ich, dort zu sein. Sag mir, wie fühlst du dich auf deinem ersten Ball?" "Großartig, ich fühle mich doch auf Whiteborn Menor immer wohl." Besonder in deinen Armen, fügte ich in Gedanken hinzu. "Das freut mich, Liz, ich habe eine Bitte an dich." Er wirbelte mich durch den Raum. "Ich muss für einige Tage nach London. Könntest du ab und zu ein Auge auf meine beiden Brüder haben?" "Warum lässt du die Beiden nicht bei uns solange du weg bist? Vater hat sicher nichts dagegen und Max würde sich sehr freuen." "Das wäre wundervoll." "Na dann freu ich mich auf Bailey und John." Im ersten Moment konnte ich es nicht glauben, aber er lächelte mich an, vor allen Anwesenden. Er sah so glücklich aus. "Ich hörte dein Vater würde auch bald für die Saison nach London reisen?" "Ja, wir fahren alle." "Ich hoffe ich werde dir zum Beispiel den Hyde Park zeigen dürfen oder Greenwich?", fragte er bei den letzten Takten des Walzers. "Ich würde mich sehr freuen." Als wir den Saal durchquerten wurden wir von einem jungen Mann aufgehalten: "Miss Calberry, darf ich um diesen Tanz bitten?" Ich sah Kit in die Augen und er verstand sofort. "Kerrington, verzeih, aber dazu musst du den Duke fragen. Die junge Dame hat erst im Sommer ihr Debüt, aber sie fühlt sich sicher sehr geehrt von deinem Angebot." Ich nickte ihm freundlich zu. Unterwegs wurden wir noch 4 Mal aufgehalten. Christopher, charmant wie immer, wies jeden ab. "Ich kann Colin nicht finden, ich glaube er ist im Spielzimmer. Du musst mich wohl noch einige Zeit ertragen." "Das macht nichts.", antwortete ich leise. "Ist alles in Ordnung? Du siehst so blass aus?" "Ich..ich fühle mich nicht wohl, ich bekomme.. kaum Luft.", japste ich. Das Fischbeinkorsett war zu fest geschnürt. Kit führte mich auf die Terrasse. "Besser?" Ich schüttelte panisch den Kopf. "Kit! Da..Korsett!", hauchte ich. Er verstand sofort, zog mich in den Garten, öffnete die Knöpfe am Rücken meines Kleides und schnitt die Bänder des Korsetts auf. Tief holte ich Luft, vornüber gebeugt hielt ich mit meiner Hand mein Kleid an meiner Brust. Er steckte das Messer zurück in seinen Stiefel und half mir mich zu setzen. Erst jetzt bemerkte ich meine Umgebung. Der Garten war kaum beleuchtet, auf den Büschen lag noch ein kleiner Rest Schnee, auf der Bank auf der ich saß lag eine Decke. "Danke.", sagte ich leise und versuchte meine Atmung zu beruhigen, allerdings half Kit's Nähe mir dabei überhaupt nicht. Er sah mich an, mein Kleid war von meinen Schultern gerutscht und sein Blick blieb auf der nackten Haut hängen. Schwer atmend saß ich vor ihm, er ging in die Hocke, legte seine Hände an meine Wangen und zog mich an sich. Stirn an Stirn bewegten wir uns nicht. "Ich möchte dich Küssen.", flüsterte er. Sein atmen strich über meine kalten Wangen. Seine Hände wärmten mein Gesicht. "Küss mich.", befahl ich und legte meine Lippen auf seine. Er erwiderte meinen unbeholfenen Kuss sofort. Mir wurde von innen warm. Mein Herz klopfte seinem Herzen entgegen. Ein leises Stöhnen entfuhr mir und er nutzte meine sich öffnenden Lippen, seine Zunge streichelte meine. Ich zitterte. "Ist dir kalt?", fragte er, den Kuss unterbrechend. Ich schüttelte den Kopf. Er setzte sich ebenfalls auf die Bank, doch zog mich auf seinen Schoß. "Ich wollte dich schon so lange Küssen.", flüsterte er und verteilte kleine Küsse auf meinem Gesicht. Leider wurde mir nach einiger Zeit doch sehr kalt. "Geh du zu erst rein und such deinen Vater. Ich folge dir so bald keiner mehr Verdacht schöpft." Er verschloss die Knöpfe meines Kleides, gab mir noch einen sanften Kuss und schickte mich vor. Am Abend fiel ich breit grinsend in mein Bett. Selbst Lilly, die mir beim entkleiden half bemerkte meine fröhliche Stimmung. "Er hat euch geküsst, nicht wahr, Mylady?" Ich drehte mich tanzend im Kreis. "Er ist wundervoll. Es war wundervoll. Lilly! Ist Liebe immer so schön?" Lilly lächelte: "Ich weiß es nicht, Mylady. Wenn ich vermuten müsste würde ich aber zustimmen!" Ich schlief noch nie so gut, wie in dieser Nacht.

Der verführerische Nachbar.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt