1.Kapitel (2)

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"Ich heiße Colin Anthony Nathaniel Calberry, Duke of Alhburck, dein Name, meine Liebe, ist Elizabeth Maria Hyazinth Duprie Calberry, Lady Calberry, ich habe gestern einen Brief an Victoria geschickt, deine Großmutter." Verdutzt sah Lizzie ihn an:" Königin Victoria?" Colin nickte:"Sie hat sich zwar nach Alberts Tod, möge er in Frieden ruhen, zurückgezogen, doch besonders ihren Enkelkindern ist sie sehr wohlwollend gesinnt. Meine Mutter war uns gegenüber sehr kalt als Vater noch lebte, doch nach seinem Tod waren wir wohl das Einzige was ihr von ihm noch geblieben war. Von meinen Brüdern habe ich noch das beste Verhältnis zu ihr. Nunja, wir müssen dich natürlich so schnell wie möglich in die Gesellschaft einführen, ich hoffe Maggie hat dich nicht vollkommen unvorbereitet in die Welt raus geschickt." "Ich denke ich werde das wohl schaffen, mit etwas Übung meine ich." Wohlwollend schaute er seine hübsche Tochter an. Sah in die Augen seiner verstorbenen Geliebten. "Ich denke ich werde einige Lehrer rufen lassen: Unterricht, Benehmen, Tanz, das wird dir sicher spaß machen!", voller Elan klatschte er in die Hände: "Ich freue mich so sehr, dass du hier bist. Morgen wird in der Londoner Times verkündet was für ein wundervolles Geschenk ich bekommen habe. Gegen die Lästermäuler der Society werde ich nicht viel machen können, sie werden kurzzeitig schockiert sein, dann alles bis ins kleinste Detail wissen wollen und dich dann akzeptieren. Ein uneheliches Kind ist heutzutage beinahe Mode. Vergiss niemals, dass ich dich lieb habe und dich hier nie wieder missen will." Lizzie sprang auf und warf sich in die liebevollen Arme ihres Vaters. Von der Aktion aufgescheucht kam Max aus seiner Spielecke gerannt und sprang nun Lizzie in die Arme. Ihr Blick viel auf die leicht rötlichen Fingerknöchel seiner kleinen Hand, doch ihr Vater lenkte sie ab: "Was möchtest du heute tun meine Liebe?" "Ausreiten!" "Du reitest?" "Aber natürlich! Ich liebe es. In Frankreich durfte ich ein Pferd unseres Nachbarn reiten. Es war wundervoll." "In Ordnung, aber erst wirst du im Hof reiten, ich möchte sehen ob nichts passiert." Er stand auf und reichte ihr seinen Arm: "Ich lasse dir ein Reitkostüm bringen und den Damensattel holen.", sagte er und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. "Damensattel?", er blieb stehen. Schmunzelnd sah er zu ihr hinab: "Lass mich raten, du bist noch nie einen Damensattel geritten.. sondern die männliche Version." Sie nickte. "Dann lass ich dir wohl eher eine Hose bringen, dass mir das aber nicht zur Gewohnheit in London wird, doch hier auf dem Land habe ich kein Problem damit." Lächelnd schritt er davon. In ihrem Zimmer zog sie die gebrachte Hose an, darüber ein etwas zu großes warmes Hemd, sowie eine bequeme Jacke. Ihre langen Haare verschwanden unter einer Wollmütze. Die enge Hose umschlang ihre Beine wie eine zweite Haut. Im Hof stand ihr Vater neben dem Stallmeister Ed, welcher eine braune Stute sattelte. Die Beiden ignorierend begrüßte sie die hübsche Stute und schwang sich in den Sattel. Ed sah verwundert zu ihr hoch, während Colin beinahe erschrocken zuschaute. Sie ergriff die Zügel und verfiel in einen leichten Schritt den sie langsam schneller werden ließ. Ihr Körper verschmolz mit den Bewegungen des Pferdes. Colin sah erstaunt zu. "Feines Mädchen haben sie da.", brummte Ed und verschwand im Stall. In der Ferne sah sie eine edle Kutsche vorbei fahren. Neben dieser ritt Jemand einen dunkel braunen Hengst, Reiter und Tier verfielen in einen wilden Gallopp und stürmten mit majestätischer Eleganz davon. Das Gesicht des Reiters brannte sich in Lizzies Kopf. Die Augen, selbst mit der Entfernung reichte ein kurzer Blick um das unglaublich helle Grün zu bemerken. Der muskulöse Rücken war das letzte was sie von dem Fremden sah. "Lizzie? Komm mal bitte her!", rief Colin. "Du kannst reiten wie einige der besten Reiter die ich kenne." Stolz lachte sie ihm entgegen. "Ich möchte galloppieren,bitte Vater!" "Nun, ich denke ich sollte dir das gestatten, aber zwei meiner Stalljungen werden dich begleiten." Sie nickte. "Bis später, mein Kind." Lizzie war schon am Tor, wartete auf ihre Begleiter und winkte ihrem Vater zu.

Die Tage füllten sich mit Unterricht und die Abende mit gemütlichem Zusammensein. Nach unzähligen Ausritten durfte Lizzie, als Junge verkleidet auch alleine los. Täglich genoss sie die Ausflüge. An einem Tag bekam sie Lust auf einen der letzten Äpfel am Baum. Vorsichtig dirigierte sie ihr Pferd unter einen der Äste. Auf Zehenspitzen versuchte sie dran zu kommen. So konzentriert bemerkte sie den nahenden Reiter gar nicht. Erst als sie mit dem Apfel in der Hand vom Pferderücken sprang bemerkte sie die grünen Augen, die sie in ihren Träumen verfolgten. Er sprang ebenfalls ab: "Du solltest vorsichtiger sein Junge, dass hätte schief gehen können." Lizzie schmunzelte, da er sie wirklich für einen Jungen hielt. Still betrachtete sie ihn. "Du sprichst wohl nicht gerne mit Fremden." Weiterhin blieb sie ruhig und lehnte sich, in ihren Apfel beissend, an ihr Pferd. Sein Blick fiel auf das Wappen im Sattel: "Bist du ein neuer Stalljunge auf Ahlburckhill?" Sie sah ihn genauer an, sein Blick war warm und stolz, verwirrende Gefühle breiteten sich in ihr aus, seine Nähe, sein Blick, ihr wurde fast schwindelig,unbekannte Wärme stieg in ihr auf. Ihr Herz klopfte immer schneller. Erschrocken von diesen Gefühlen schwang sie sich in den Sattel und galloppierte davon, weg von den komischen Gefühlen, weg von dem Fremden. Im wilden Ritt sah Lizzie kurz zurück, wie ein Gott stand er da an den Baum gelehnt, die Sonne spielte in seinen dunklen Haaren, er schaute verwirrt, ein Windstoß riss Lizzie die Mütze vom Kopf, ihre langen Haare flatterten um ihr Gesicht. Sein Blick brannte sich in ihren Rücken. Im Hof kam Lilly angerannt: "My Lady, endlich seid ihr zurück. Bald kommen die Gäste!" Lizzie erinnerte sich. Ihr Vater würde sie heute seinen engsten Freunden vorstellen. Kurz atmete sie tief durch und sammelte sich. "Na dann los!"

Der verführerische Nachbar.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt