2.Kapitel

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Der überraschend sanfte warme Herbst wandelte sich in einen umso intensiveren schneereichen Winter. Die Tage wurden immer kürzer und die Londoner Society zog sich langsam auf's Land zurück. Ich vergöttere Weihnachten fast so sehr wie meine heimliche Liebe - Kit. Nun innerhalb der letzten Monate habe ich mir meine Gefühle eingestanden, allerdings hat mich dies nicht sehr viel weiter gebracht. Was sollte er denn auch von einem französischen Mädchen wie mir wollen.. aber ab und zu, wenn seine aristokratische Maske von ihm abfiel erhaschte ich etwas in seinen Augen.. etwas was mich ganz schwach werden lies. Ahlburckhill erstrahlte in weihnachtlichem Glanze. Die weiten Felder um das Herrenhaus herum lagen versteckt unter einer dicken Schneedecke. Ein neuer Trend, so genannte Weihnachtsbäume hatte nun auch England erreicht, Max und ich hüpften also im Salon umher, dekorierten den Kamin nicht nur mit unseren Söckchen, sondern schmückten auch eine große grüne Tanne mit allerlei Glasdekoration. Singend und lachend wurde es hinter dem Fenster langsam dunkel. Ein Räuspern unterbrach die Beiden, drei jung Männer betraten den Raum, plötzlich schüchtern Trat ich von einem Fuß auf den Anderen und betrachtete die Fremden. Jeder Aussenstehende sah sofort die Ähnlichkeit der Anwesenden. Die Calberry Haarfarbe, die hell blauen Augen.. "TONY, PHIL SIMON!!", Max rannte auf einen der grinsenden Männer zu, der ihn sogleich in die Arme nahm.  Kurz darauf saß er auf seinen Schultern und blickte zu mir hinab. Max grinste breit: "Das da ist Lizzie! Meine - unsere Schwester!", ein der drei, hatte eine lange Narbe auf der Wange und kam lachend auf mich zu: "Wir waren ganz gespannt auf dich Schwesterherz. Ich bin Phillip, der komisch dreinblickende Kerl mit Max auf den Schultern ist Simon und die grimmige Schmollbacke ist Anthony, also Tony." Letzterer schnaufte herablassend. Geduldig hörte ich zu, doch irgendwann war mir das alles zu steif. "Ich freue mich so!", rief ich und zog Phil in eine herzliche Umarmung. Kurz überrascht, aber sich schnell wieder fassend hob er mich hoch und wirbelte durch's Zimmer. Nun umschlang ich auch Simon und Tony, welcher verwundert und skeptisch reagierte. Nachdem Vater dazu gestoßen war, genossen wir das familiäre Beisammensein. Denn bald war Weihnachten!

An einem der nächsten Tage schaute ich bei Kit vorbei um seine Brüder abzuholen. Anscheinend war unser Nachbar nicht zu Hause, also setzte ich Max und seine Freunde auf den großen Schlitten. Memory schnaubte drängend, das rumstehen wurde ihm wie immer schnell langweilig. "Schon gut, mein Hübscher. Heute musst du dich aber zurück halten,aber ich verspreche dir für später einen wilden Gallopp.", flüsterte ich ihm zu. "Lizzie! Looooos!", riefen die Schlittenfahrer. "Aufgeht es!" Unter lauten anfeuerungs Rufen und Kinderlachen trabten wir durch den Schnee. Nach einiger Zeit und langsam frierenden Zehen kamen wir in Holmes an, einer kleinen Stadt unter Vaters aufsicht. "Wie wäre es mit etwas warmen zu trinken,mes petits?" Zustimmendes Gejubel kam vom Schlitten. Vor dem Gasthaus der Stadt hielten wir. Ed's Bruder war hier Stallmeister und ich bat ihn sich um Memory zu kümmern und grüßte ihn von Bonny, der Köchin, da sie heimlich ein Auge auf ihn geworfen hatte. Mit Max im Arm und John an einer Hand folgten wir Bailey ins Lokal. "Guten Abend! 4 warme Milch mit Honig bitte!" Meine Haare waren voller Schneeflocken, die russische Fellmütze zierte meine Kleidung. Meine Begleitert lachten weiterhin laut und schrien herum. Fröhliche Kinder sind ein wundervoller Anblick. Als der Wirt mir den Preis nannte schaute ich ihn verwundert an: "Aber sagen sie mal, das ist unerhört teuer!" "Wenn's dir net passt", er deutete zur Tür, "kann ich deine Belger und dich gleich wieder rausschmeissen!" Meine Peitsche landete sofort in seinem Gesicht. Gerade wollte ich mich auf ihn werfen als Jeremy Quinn hinein spaziert kam, sofort war der ältere Mann zwischen mir und dem Wirt, drehte überraschend schnell dem dicken Mann die gerade ausholende Hand auf den rücken und drückte ihn mit der dicken Nase auf den Tisch. Die Jungs feuerten ihn an. Leiser sprach Jeremy dem Mann nun ins Ohr: "Aber, aber.. ein junges Mädchen schlagen zu wollen.. noch dazu die Tochter des Duke's der dir erlaubt hier deinen Geschäften nach zu gehen.. eine Enkelin der Königin..wusstest du noch nicht, dass selbst auf den Versuch die Todesstrafe verhängt wird..wo ich gerade von verhängt spreche.. der Tod kommt durch erhängen, mein Lieber.." Der Wirt riss die Augen auf und fing vor Angst an zu zittern. "Vielleicht lässt die liebe Lady Calberry ja Gnade walten wenn du dich um wieder Gutmachung bemühst.." Damit ließ er den Mann los, beugte sich über meine Hand, tippte sich gegen den Hut und spazierte zu einem Tisch am anderen Ende des Lokals. Ich hatte nicht mal Zeit mich zu bedanken, also ließ ich den Wirt brabbelnd und mit dem Versprechen die Milch gleich bei den Kindern zu haben, zurück und folgte Mr. Quinn. "Du warst, oder bist noch Spion der Krone?", fragte ich freundlich. Seine Augen schweiften zu mir. "Aber..aber.. meine Liebe. Hat dein Vater dir noch nicht erklärt, dass solche Mutmaßungen ungesund sind?" Ich lachte auf: "Ich erfreue mich vollster Gesundheit und wäre prächtig alleine klar gekommen, aber da du so freundlich warst einzugreifen, möchte ich mich bei dir Bedanken." Er zwinkerte belustigt: "Natürlich wärst du das!" Ich nickte ihm zu. "Also ich frage nicht noch einmal ob du Spion bist, aber es sei dir gesagt, ich würde unglaublich gerne ein paar spannende Geschichten von dir hören wollen, ich verrate es auch keinem!" Er lächelte und winkte mir zu als ich zu den Kleinen zurück ging. Mit meinen Gedanken war ich aber schon wieder bei meinen grünen Augen, meinem bezaubernden Nachbar mit dem verführerischen Lächeln - momentmal: MEINEM!?

Der verführerische Nachbar.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt