1.Kapitel (5)

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Memory und ich verstanden uns sofort. Unglaublich wie tief unsere Beziehung in den folgenden Wochen wurde. Nach einem kurzen Ausritt übergab ich Memory dem Stallburschen und ging ins Haus um mich für das Mittagessen umzuziehen. Kaum betrat ich den Salon, sah ich Max hinter einem der großen Sessel hocken. Ich ging hin und kniete mich zu ihm auf den Boden. Erst da bemerkte ich seine traurigen Augen und die vom Weinen roten Wangen. „Was ist denn passiert, mein Schatz?“, fragte ich und zog ihn an mich. Schluchzend vergrub er sein Gesicht an meinem Hals. Sanft strich ich ihm über den Rücken und drückte ihn an mich. Nachdem sein Weinkrampf verklungen war, fragte ich erneut was passiert sei. Er wischte sich mit dem Ärmel über die Nase und schaute mich aus großen traurigen Augen an. Da erhaschte ich einen Blick auf seine Hände. Die Knöchel waren aufgeplatzt und wund. Vorsichtig nahm ich seine Hände in meine und pustet vorsichtig auf die roten Stellen. „Wie ist das denn Zustande gekommen?“, er verschluckte sich einige Male beim sprechen, doch das wichtigste verstand ich. Sein Kindermädchen hatte ihn dafür bestraft, dass er nicht beim Unterricht aufgepasst hatte, sondern mich vom Fenster aus beobachtete. Wut kochte in mir hoch. Ein Kind zuschlagen war feige und brutal. Wieso Vater noch nichts dagegen gemacht hatte wusste ich nicht, doch Ich würde etwas machen. Die Peitsche, die ich dabei hatte, vom Boden hoch hebend und Max auf meiner Hüfte haltend, schickte ich Peggy los um Mrs.Cooper zu suchen. Peggy sagte mir kurze Zeit später diese sei im Kinderzimmer und plane den nächsten Unterricht da Max wieder einmal verschwunden war. Max an mich gedrückt ging ich zu ihr. Kaum betrat ich das Zimmer stand sie auf und knickste. „Mylady. Was kann ich für sie tun?“, fragte sie, in ihren Augen eine gewisse Abneigung gegen mich. „Ich möchte eine einfache Antwort, was befähigt sie dazu ein Kind zu verletzen ?“ „Nun ja. Man muss Kindern Disziplin beibringen, da helfen einige Schläge.“ Ich spürte wie sich meine Hand fester um den Griff der Peitsche drückte. Meine Wut zügelnd ging ich auf sie zu. „Wenn sie in zwanzig Minuten dieses Haus nicht verlassen haben, werde ich sie eigenhändig hinaus prügeln.“ Ihre Augen weiteten sich erschrocken, man sah gerade zu wie sie ihre Chancen abwog, sie stammelte mir nur irgendetwas hinterher, bis sie dann doch rief: „Sie haben nicht das Recht mich zu entlassen!“ Mit einer Drehung und einigen schnellen Schritten stand ich vor ihr und schaute ihr in die Augen. „Wollen sie es darauf ankommen lassen? Ich hätte große Freude, jeden Schlag den Max von ihnen bekommen hat, zurück zuzahlen.“, um meine Worte zu unterstreichen bewegte ich die Gerte vor ihren Augen hin und her, das reichte und sie drehte sich wütend um. „Zwanzig Minuten.“, sagte ich ein letztes Mal und verließ das Zimmer. Max versteckte sein Gesicht an meiner Schulter und ergab sich seinen letzten Schluchzern. Immer wieder streichelte ich seinen Rücken und küsste seine Stirn. „Was hältst du von der Idee, unser Mittagessen heute etwas spontan um zu ändern?“, fragte ich leise. Er hob den Kopf und sein Anblick brach mir das Herz, gleichzeitig ließ er meine Wut wieder auflodern. Fragend schaute mich Max an. „Ich denke ein Picknick wäre heute eine wunderbare Ablenkung.“ Ein Lächeln hellte das traurige Gesicht auf, er nickte. In seinem Kinderzimmer wusch ich ihm das Gesicht und suchte ein trockenes Halstuch raus. In meinem Zimmer wechselte ich das Hemd und nahm mir eine frische saubere Mütze. Schnell liefen wir in die Küche und erzählten Bonnie von unserem Plan. Eifrig packte die liebevolle Köchin uns zwei volle Körbe. Je einen Korb, jeder von uns einen tragend gingen wir zum Stall. Ich bat Ed uns eine Decke einzupacken und die Körbe an meinem Sattel zu befestigen. Kaum bemerkte Memory was wir vorhatten, wieherte er fröhlich auf. Kurze Zeit später saß Max vor mir im Sattel und wir ritten in die Richtung des Flusses den ich im Wald entdeckt hatte. Mit einem Arm drückte ich Max an mich. Kaum saß ich in der Nähe des Flusses ab und half Max vom Pferd, stürmte mein kleiner Bruder auch schon zum Wasser. Lachend lief ich hinterher. Wieder einmal sehr dankbar für meine männliche Kleidung. Er warf mir sofort Wasser entgegen,quietschend vor Lachen versuchte er mich um zu schupsen. Es gelang ihm nicht, bis mich das Geräusch ankommender Hufe ablenkte, in diesem Moment spürte ich nur noch wie mein Fuß an einem rutschigen Stein abglitt und ich prompt im Fluss landete. Max tanzte lachend umher und ich sah an mir herab, nun war ich wirklich gänzlich durchnässt. Mir ein Lächeln nicht verkneifen könnend, rappelte ich mich hoch und sah zu dem Reiter. Mein Herz machte wie immer einen Sprung. Christopher schaute an mir hinab und verzog seine Lippen zu einem Grinsen. Augenblicklich spürte ich wie mir die Hitze in die Wangen stieg. Mit purer Eleganz schwang er sich von seinem Pferd und kam ans Wasser. „Einen wunderschönen Guten Tag, Lizzie.“, sagte er und verbeugte sich vor mir. Stelle man sich vor wie ich aussah und was ich anhatte, dann verstünde man wieso ich nicht höflich knickste. „Guten Tag, Kit.“, sagte ich mit einem Nicken. Er lächelte und streifte sich seine Jacke von den breiten Schultern. Ich schüttelte den Kopf, so dass Wassertropfen in alle Richtungen flogen. „Vielen Dank, doch das würde die Jacke nur nass machen, ich warte einfach bis mich die warme Luft und die Sonne  trocknen.“ Er presste die Lippen aufeinander. „Liz es ist zwar ein sehr reizender Anblick, doch wie sehr ich ihn auch genieße, wenn man dich so sieht könnte es deinem Ruf schaden. “, erneut blickte ich an mir herab. Mein weißes Hemd klebte eng an mir und ließ wirklich wenig Platz für Fantasien. „Du wirst es wohl aushalten müssen, bis meine Kleidung getrocknet ist.“, erwiderte ich wütend. Er verneigte sich nur erneut und hing seine Jacke über den Sattel seines Hengstes. „Wie geht es Memory?“, fragte er. „Prächtig, wild wie eh und je.“, antwortete ich knapp. Er hob skeptisch eine perfekt geformte Braue. „Und das findest du gut so?“ Ich lächelte. „Er soll ein Gefühl von Freiheit haben. Jeder andere Hengst könnte ihm Eifersüchtig sein.“, Lord Carlyles Blick fiel intensiver denn je auf mich, als er sagte: „Jeder kann ihm Eifersüchtig sein, das stimmt.“ Die Doppeldeutigkeit seiner Worte ließ mich kurz erzittern, doch ich verscheuchte das Gefühl sofort wieder. Eine junge Lady durfte auf so einen Satz nicht reagieren, geschweige denn sich mit einem fast dursichtigen Hemd mit einem so verdammt gutaussehenden Gentleman Unterhalten, als seien sie auf irgendeinem Ball und sie dem entsprechend gekleidet. So viel hatte ich schon gelernt, um zu wissen, dass dies mir und meiner Familie sehr viele unangenehme Probleme bringen könnte. Lord Carlyles Lippen umspielte ein leicht schiefes Lächeln. „Lizzie!!“, brüllte Max. „Hey Kit!“, fügte er noch schnell hinzu und sprang mir in die Arme. Lachend drückte er sich an mich. „Jetzt bin ich genauso nass wie du!“ „Ja und Papa wird böse sein wenn er uns so sieht.“, sagt ich zu ihm. „Dann sollte ich euch beide jetzt nach Hause bringen.“, warf Lord Carlyle ein und reichte mir eine Hand. "Danke, aber wir schaffen das schon." "Lizzie? Bist du sauer auf mich? Habe ich etwas falsch gemacht?" Verstört wurde mir bewusst, wie zickig ich eigentlich war. "Ich..", ich wich seinem Blick aus. "Entschuldige. Es ist nichts. Bis demnächst." Ich saß mit Max auf und ritt den Fluss etwas weiter entlang um das versprochene Picknick zu machen. Meine Gedanken kreisten allerdings um diesen einen Mann, der meine Gefühle auf den Kopf gestellt hatte. Wie soll ich dieses emotinale Hin und her nur erklären? Ich hab mich verliebt, in diesen wundervollen Duke. Was sollte ich tun? Ihm etwas sagen? Still schweigen bewahren? Vater fragen? Ich weiß es nicht! Merde! Oh Maman, wenn du doch nur hier wärest..

Der verführerische Nachbar.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt