Der verführerische Nachbar.

3.Kapitel (2)

Ich wollte mich gerade zu Bett begeben, als ich Phil und Tony leise diskutieren hörte. "Du musst es ihr sagen!" "Wenn sie davon erfährt wird sie sofort hin wollen, die Gefahr ist zu groß, das weißt du!" "Tony, sie wird dir dafür den Kopf abreissen." Leise öffnete ich die Tür: "Werde ich das?" "Jetzt nicht mehr.", brummte Tony besorgt und Phil sah mich ernst an. "Jetzt sprecht es aus!", wütend stampfte ich auf den Boden. Phil sah zu Tony, Tony zu Phil. Als Tony ansetzen wollte zu sprechen, kam Simon angerannt. "Wo bleibt ihr? Liz! Zieh dich an! Los los!" "Was ist hier los?" "Christopher duelliert sich schon wieder.", rief Simon und schnappte sich Phil um davon zu stürmen. "Tony?" Er nickte nur. "Sag mir sofort wo und wann!?", befahl ich. "Lizzie.." "Diskutier nicht mit mir Tony!" "Im Park am Lowndes Square, in einer Stunde.", seufzte er. "Ich warte unten auf dich.", damit war er verschwunden. Ich lief in die Bedienstetenräume, weckte Lilly und wir machten uns so schnell es ging fertig. Über mein Nachtgewand zog ich einfach meinen Mantel, schlüpfte in meine Schuhe und war sofort bei meinen Brüdern die mit gesattelten Pferden auf uns warteten. Tony zog mich zu sich hinauf, Lilly fand bei Phillip platz. Die Stadt lag ruhig vor uns, nur wenige Londoner waren noch unterwegs. Bald würde es Dämmern. Mein Herz raste vor Verzweiflung. "Tony?" "Ja,Mäuschen?" "Ich habe angst." Er legte einen Arm um mich. "Wir sind bei dir."

Wir ritten direkt in den Park. Mitten auf der Grünfläche stand eine Gruppe Männer, etwas weiter entfernt stand Kit, er sah schlimm aus. Müde, betrunken, ausgelaugt. "Liz, bleibt bitte hier hinter den Bäumen, ich werde versuchen mit Kit zu reden." "Aber..." "Es geht hier um deine Sicherheit! Bleib hier!" Er ritt zu Kit, gefolgt von Simon und Phil. Er nickte ihnen zu, doch als Tony anfing mit ihm zu sprechen sah sein Gesicht versteinert aus. "Was wenn sie wieder gesund wird? Was dann? Denkst du, dass sie dir deine ganzen Duelle verzeihen wird? Die ganzen Verletzungen auf beider Seiten?", der Wind trug die Worte meiner Bruders zu mir und Lilly. "Hast du den Arzt nicht gehört?", fragte Kit. Tony sprach weiter auf ihn ein, bis jemand aus der Gruppe seines Gegners zu ihnen trat: "Es ist soweit." Plötzlich ging alles zu schnell. Die Sekundanten sprachen sich ab, die Duellierenden griffen nach ihren Waffen. Schusswaffen. Panik kam in mir auf. Die Zuschauer traten zurück, jemand zählte laut die Schritte der Gegner, welche sich aus der Mitte des Parkes in entgegengesetzte Richtung bewegten. Gleich würden sie sich umdrehen und schießen. "NEEEEEEIN!", schrie ich und rannte auf Kit zu. Beide drehten sich mit gezogenen Waffen um, zwei Schüsse hallten durch die Luft. "Elizabeth,Lizzie,Liz!", schrien Kit und meine Brüder. Ich schmiss mich mit voller Wucht auf Kit. Sobald ich wieder atmen konnte suchten meine Augen Kit nach Verletzungen ab. Ich atmete auf. Kein Blut. "Du elender Mistkerl!", schrie ich und schlug auf Kit's Oberkörper ein. "Liebste? Bin ich tot? Sind wir tot?" "Du verdammter Idiot!" "Ruft einen Arzt!", schrien die Männer vom anderen Ende des Geländes. Kit's Gegner lag am Boden, sein Hemd färbte sich immer weiter rot. Ich stand auf. "Ihr werdet Kit jetzt nach Hause bringen, Tony bleibt mit Lilly und mir hier.", befahl ich meinen Brüdern. "Wenn du willst, dass ich je wieder ein Wort mit dir spreche Christopher William Carlyle, dann gehst du jetzt nach Hause, hast du verstanden?" Er nickte und deutete Tony an auf mich aufzupassen. Betrunken und mit gesenktem Kopf torkelte er davon. Lilly rannte mit mir zu dem Verletzten. In weiser Voraussicht hatten wir Wundbänder und verdünntes Laudanum dabei. Wir schnitten ihm das Hemd vom Körper uns fanden die Wunde in seiner Schulter. Lilly hob den Kopf des Mannes in ihren Schoß: "Hört ihr mich, Sir?", fragte sie ihn und seine Augen blickten sie plötzlich unglaublich intensiv an. "Hallo hübsche Lady.", flüsterte er mich schmerzerfüllter Stimme. Lillies Wangen wurden rosig. "Ich werde versuchen die Blutung zu stillen bis der Arzt kommt. Die Kugel ist sauber hindurch geschossen. Es darf sich bloß nicht entzünden." Sie griff nach der kleinen Flasche Alkohol in unserem provisorischen Medizintäschchen. "Das wird gleich sehr weh tun, Sir, doch der Alkohol wird die Wunde desinfizieren." Ihre rechte Hand streichelte ihm noch kurz über die Stirn und Wangen, dann schüttete sie auch schon die ganze Flasche auf die Wunde. Er griff nach ihrer freien Hand und drückte diese an seine Brust, unmittelbar über seinem Herzen. Ein Knurren entwich ihm. "Verzeiht, aber ich musste es tun." Er nickte müde. "Lilly?" Sie sah mich an, wie ich schwankte. "Mylady! Euer Arm!", Tony fing mich auf, bevor ich zu Boden ging. Die Kugel die für Kit bestimmt war hatte meinen Arm gestreift. "Ich bringe Lizzie nach Hause und lasse unseren Arzt kommen, Lilly bleibst du bei deinem Patienten bis der Arzt hier ist? Hier hast du Geld für eine Mietdroschke, wir sehen uns später.", sie nickte, fing Tonys Geldbeutel auf und warf mir einen traurigen Blick zu. Ich lächelte ihr schwach zu. "Pass auf dich auf, Lils."