1.Kapitel (4)

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Lizzie:

Am nächsten Tag sprangen 3 kleine Jungs auf Ahlburckhill umher. Neben meinem Benimmunterricht - den ich nebenbei erwähnt, absolut grausam finde - war dieser Tag eine fröhliche Abwechslung. Ich mochte meinen Geschichtslehrer, sowie die Stunden in Mathe und Latein. Am liebsten war mir aber der Unterricht in Gesang und Tanz, doch entsprechend meiner Natur war meine freie Zeit doch die Angenehmste. Wir spielten gerade blinde Kuh, mit mir als Kuh, als das Kichern der Kinder immer lauter wurde. Ich spürte einen Stupser an meiner rechten Seite und drehte mich in diese Richtung, die Hände weit ausgestreckt. Ich schaffte es gerade noch eine Wange zu streifen, bevor diese sich entzog. Die drei kleien Jungs lachten auf. Ich lächelte: "Fast hatte ich dich!" Wieder spürte ich eine Berührung, diesmal an meinem Rücken, schnell drehte ich mich um und fasste mir fast mein erstes Opfer, doch wieder entwich mir dieses. Noch mehr Lachen folgte. Ich seufzte: "Na kommt schon!" Diesmal berührte mich etwas an der Wange, ich schnappte zu, bekam einen Arm zu fassen und zog den überraschend großen Körper an mich. "Gewonnen!", rief ich und riss mir mit der anderen Hand die Augenbinde vom Kopf. Ich starrte direkt.. auf eine Männerbrust, gekleidet in ein edles Hemd, ich schaute hoch und blickte in zwei fröhlich glitzernde grüne Augen. Meine Wangen wurden warm. "Gratuliere zum Sieg.", flüsterte Duke Whiteborn. Ich konnte meinen Blick nicht von seinem losreissen. Mein Herz hüpfte auf uns ab, ich roch ihn, frische Wäsche, Zitrone und Minze. Die kichernden Stimmen um uns herum lenkten dann aber doch genug ab. Max sprang neben uns auf und ab, während John und Bailey versuchten sich abwechselnd zu fangen. Er räusperte sich. "Nun, wie war euer Tag?" Ich lächelte. "Nicht langweilig. Die Beiden sind tolle Kinder." "Dankeschön.", er strich sich durch die Haare. Sah nervös aus. Ich hatte bemerkt, dass er in meiner Nähe vollkommen anders war, als nach Außen hin. Seine kühle Art und gelangweilte Mimik verschwand wenn er mich ansah und wurde ersetzt von einem grinsenden frechen jungen Mann. Wir setzten die Jungs mit reichlich Kuchen versorgt im Salon vor den Kamin und nahmen selber auf dem Canape platz. Er erzählte von seinem Tag und seinem Leben, sowie ich von Frankreich und meiner Zeit hier in England. Ich lud ihn und ein mit seinen Brüdern zum Essen zu bleiben und er stimmte zu. Die nächsten Tage sahen wir uns immer wieder, meißt "wegen der Kinder". Ich genoss seine Nähe immer mehr.

Es war mein Geburtstag, der 17. und Papa nahm mich als Überraschung mit zu einer Pferdeshow, mit der Möglichkeit mir vielleicht ein Pferd aussuchen zu können, doch da mich bisher noch keiner sehen sollte lag mein Gesicht gut versteckt unter einem hübschen Hut und dunklem Schleier. Einige zum Verkauf stehenden Pferde wurden auf dem riesigen Schauplatz umher geführt, andere standen in Gehegen. Papa unterhielt sich mit dem Direktor der Rennbahn die in neben dem Platz lag und traf immer wieder auf Freunde. Still begleitete ich ihn, begeistert von den wunderschönen Tieren. Bei einer hellbraunen Stute blieb ich stehen und streichelte ihren Hals, meine ledernen Handschuhe glitten über ihr hübsches Fell. Neben mir blieb jemand stehen, mein Blick huschte zu Papa der weiter gegangen war und sich nun einer größeren Gruppe Männer anschloss. Dem Aussehen nach sicher mehrere Barone ,wenn nicht Dukes. "Ein schönes Tier.", sagte die Person neben mir. Hinter meinem Schleier grinste ich: "Da hast du recht, Kit." Seit einigen Tagen duzten wir uns heimlich. Meißt nannte er mich eh nur noch Liz. "Soll sie für dich sein?", fragte Kit. "Nein, ich finde sie ist zu ruh..", von lauten Rufen und hysterischem Geschrei wurde ich unterbrochen. Die Menge teilte sich und ein dunkel grauer, fast schwarzer Araber galloppierte auf mich zu. Das wunderschöne Tier schien zu tiefst verängstigt. Schnell griff ich nach dem Seil das neben mir hing und trat dem armen Tier aus dem Weg, warf aber eine Schlaufe um seinen Hals. Das andere Ende war an einem Pfahl befestigt und stoppte so den Hengst. Er bockte sofort auf und verdrehte die Augen, doch ganz ganz kurz beruhigte er sich um tief einzuatmen. Auf diesen Moment hatte ich gewartet Ich stellte mich vor ihn, wandt mich aber von ihm ab, während meine Hand unter seinem Maul mit einem Stück Banane lockte. Er schaute misstrauisch umher, doch konnte der Versuchung nicht wiederstehen. Ich gab ihm noch ein Stück: "Süßmäulchen.", sagte ich liebevoll und seine Ohren drehten sich zum Klang meiner Stimme. Plötzlich kam ein etwas dicker Mann angelaufen, vollkommen aus der Puste holte er mit der Peitsche aus und wollte den Hengst treffen. Kit hielt ihm im letzten Moment davon ab: "Sind sie denn vollkommen verrückt!?", fuhr er ihn an. "Sehen sie nicht, dass die Dame neben dem Tier steht!?" Unter Kit's wütendem Blick entschuldigte sich dieser schnell: "Verzeiht, Milady." "Ist dies ihr Pferd?", fragte ich. Während der Hengst immer zutraulicher wurde und ich ihn nun schon streicheln durfte. "Es wird heute meines werden, ich beabsichtige es zu ersteigern.", skeptisch Blickte ich ihn an. Leider sah er meinen Blick nicht. "Ich rate ihnen diese Idee zu verwerfen, ich möchte dieses Tier ebenfalls und werde es auch bekommen." Der Mann wurde rot vor wut: "Sagen sie mal, was denken sie sich eigentlich? Einfälltiges Weib! Sie.." "HARRIS?!", die Stimme meines Vaters unterbrach ihn. "Haben sie gerade meine Tochter beleidigt? Eine Enkelin der Königin?", stille breitete sich unter den Lauschenden aus. "Duke Ahlburck, verzeiht! Ich wusste ja nicht.. entschuldigt vielmals Lady Calberry!", stotterte er vor sich hin. "Sie können jetzt gehen.", sagte ich ihm und drehte mich zu Kit. Dieser schritt allerdings zu Besagtem und sagte leise zu ihm: "Sie sollten jetzt wirklich besser gehen und ihr das Pferd überlassen, Harrist. Sie hat nicht nur eine einflussreiche Familie sondern auch hochrangige Freunde." Dieser stampfte davon. "Ein tolle Wahl, Lady Calberry!", rief Kit mir zu. Ich knickste leicht lachend, während er mir zu zwinkerte, sich an den Hut tippte und davon ging. Einem Stallbursche schlich langsam in meine Richtung um dem Hengst ein Halfter anzulegen, doch dieser scheute sofort. Ich nahm dem Burschen das Halfter ab und streifte es dem Pferd über. Anscheinend waren wir nun Freunde, da es still hielt und nicht scheute. "Muss es wirklich ein Hengst sein?", fragte Papa während er mein Pferd begutachtete. "Es muss, wenn es nicht zu teuer ist, meine ich." "Ach, meine Kleine. Für dich ist mir nichts zu teuer. Du bist meine einzige Tochter, deine älteren Brüder stehen auf ihren eigenen Beinen. Nur Max und dich kann ich noch verwöhnen." "Danke Papa!", ich umarmte ihn kurz. "Wie soll das Prachtstück den heißen?" "Falls wir ihn ersteigern können, dann Mémoire, also Memory." "Ein schöner Name - Erinnerung und ja, er wird deiner sein. Eben haben wir lautstark verkündet, dass du dieses Pferd haben willst. Jeder der nun gegen uns bietet, bietet gegen die Königsfamilie und dies wagt nunmal keiner." Lächelnd vertrieben wir uns noch einige Zeit bis zur Versteigerung.

"Ich werde nicht mehr bieten als wir besprochen haben.", sagte ich zu Papa und sah Memory nun auf dem Platz. Kit gesellte sich zu uns. "Wer bietet?" Dies war mein Einsatz, ich hob meinen Fächer. "Die Dame mit dem beigen Fächer. Bietet jemand mehr?" Keiner erwartete ein Gebot. "Der Herr da hinten bietet mit, wer bietet mehr?" Ein Raunen ging durch die Menge und alle sahen in die Richtung in die der Sprecher zeigte. Er zeigte genau neben mich. Ich schaute zu Kit hoch. Dieser schaute ernst, doch ich sah das freche Funkeln in seinen Augen, er zog sich elegant den Handschuh von den Fingern und ließ diesen vor mir Fallen. Verstehe. Graziös wie ich finde hob ich den Handschuh auf und hob meinen Fächer erneut, der Sprecher nickte: "Die Dame bietet erneut, wer bietet mehr?" Wieder ging ein Raunen durch die Menge. Kit ging immer höher und ich ging mit. "Wie hoch wollt ihr die Summe noch treiben, meine Lieben?", fragte mein Vater. "Bis er aufgibt!" "Bis sie aufgibt!", kam es von uns Beiden gleichzeitig. "Warum möchtest du, dass ich so viel für ihn bezahle?", fragte ich ihn. Er lächelte: "Ich möchte ihn dir schenken, Liz.", sagte er leise. Ich hörte auf zu bieten: "Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten! Verkauft an den Herren mit dem schwarzen Halstuch!", rief der Sprecher. Keiner Klatschte da Kit's Verhalten als Beleidigung der Familie Calberry angesehen wurde. Wir gingen zur Seite des Platzes, einige Neugierige begleiteten uns. Memory wurde Kit überreicht, dieser band eine große Schleife an den Pferdehals und überreichte mir den Strick. Ich nahm meinen Schleier ab, egal ob mich nun jemand sah: "Warum?", fragte ich leise. Mein eigenes Pferd drückte gerade seinen Kopf in meinen Rücken. "Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Ich wollte dir eine Freunde machen." Mein Herz klopfte viel zu schnell: "Dankeschön.", sagte ich leise und versteckte schüchtern mein Gesicht an Memory's Hals.

Der verführerische Nachbar.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt