5. ᴛᴀɢ, ᴀʙᴇɴᴅ - ᴘʀᴏʙᴇ ᴜɴᴅ ᴋᴏᴄʜᴇɴ

1.2K 177 137
                                    

„Me voilà même si mise à nue j'ai peur, oui (Hier bin ich, obwohl ich fürchte, ja)" - Voilà, Barbara Pravi

Louis hatte recht. Nach der erholsamen Nacht fällt mir das Damensolo viel leichter und ich sehe dem Auftritt in zwei Tagen positiver gestimmt entgegen.

Gemeinsam tanzen wir durch den Trainingsraum bis das Lied, das uns zugeteilt wurde, zum mindestens fünfzigsten Mal verstummt und die Streichinstrumente verklingen.

"Kannst du eigentlich Französisch? Verstehst du, was die Sängerin singt?", frage ich ihn neugierig und fächle mir etwas Luft zu, weil mir in meinem Pullover ganz schön warm geworden ist. "Louis ist doch ein französischer Name, oder?"

"Ja, Louis ist Französisch, aber ich bin Engländer. Die einzigen Kenntnisse über die Sprache habe ich aus dem Unterricht von vor sechs oder sieben Jahren. Viel weiß ich nicht mehr." Er drückt noch einmal auf den Play-Button und hört sich das Lied genauer an. Nachdenklich beißt er sich dabei auf die Lippe und ich wende den Blick erst ab, als er zu mir hochsieht. "Sie sagt sowas wie 'Hier, das bin ich', sie will angesehen werden, sie offenbart sich den anderen. Ich glaube, sie will geliebt werden, weil sie sich selbst nicht lieben kann."

"Das ist traurig", erwidere ich und er zuckt die Schultern und schaltet das Handy aus.

"Wenigstens zeigt sie sich den anderen so, wie sie ist."

"Wieso mag sie sich selbst nicht?", bohre ich weiter nach, als wir den Turnsaal Seite an Seite verlassen und uns auf den Weg in die Küche machen.

"Ich weiß es nicht, Harry, ich kenne sie ja nicht", sagt Louis mit einem kleinen Grinsen. "Sie will sich den anderen glaube ich einfach so zeigen, wie sie eben ist. Und sie will, dass die anderen das sehen. So etwas in der Art, aber wie gesagt. Mein Französisch ist etwas eingerostet."

Irgendwie erinnert mich die Sängerin ein wenig an mich und ich frage mich, ob derjenige, der die Lieder für die Tanzpaare aussucht, irgendwie einen sechsten Sinn für sowas hat.

In der Villa wartet Joey schon auf uns. Er hat sich vollmotiviert eine Kochschürze umgebunden und durchsucht gerade den Kühlschrank, als wir die Küche betreten.

"Oh, hi", grüßt er uns und bindet sich die Dreadlocks zusammen.

"Hast du schon einen Plan?", fragt Louis und öffnet ein paar Schränke, um sich einen Überblick über die Möglichkeiten zu verschaffen.

"Nein, nicht wirklich. Ich bin kein großer Koch", gibt Joey zu und lächelt mich breit an, als sich unsere Blicke treffen.

"Wir könnten eine Gemüsepfanne und Salat machen", schlägt mein Tanzpartner vor und dreht sich mit fragend gehobenen Augenbrauen zu mir um, als würde nur meine Meinung zählen.

"Die Idee finde ich gut", kommt Joey mir zuvor und so nicke ich einfach nur zustimmend.

"Okay, was haben wir denn?", sagt Louis mehr zu sich selbst als zu uns und nimmt Paprika, Karotten, Kohl, Brokkoli und Erbsen aus dem Kühlschrank. "Kann irgendwer Reis aufstellen?"

Mich angesprochen fühlend, fülle ich einen Topf mit Wasser und salze es ein bisschen, ehe ich es erhitze und ein paar Tassen Reis hineinkippe.

Joey übernimmt das Schneiden des Gemüses und ich geselle mich zu ihm, während der Basmatireis vor sich hin köchelt, denn Louis macht eine Soße und scheint dabei keine Hilfe zu brauchen.

"Pass auf mit den Messern, die sind verdammt scharf", warnt Joey mich und seine dunklen Augen mustern mich von der Seite. "Allerdings nicht so scharf wie du."

Überrascht halte ich inne, bevor ich mich überhaupt der ersten Karotte angenommen habe, weshalb er verlegen auflacht.

"Entschuldige, das war ein schlechter Anmachspruch."

Wie ein kleines Feuer brennt mir Louis' Blick bei diesen Worten im Nacken und ich bringe bloß ein etwas erzwungenes Lächeln zustande.
Joey sieht gut aus, das kann ich nicht bestreiten, doch es ist irgendwie seltsam, wenn er neben Louis mit mir flirtet.

"Ich bin kein Dating-Talent, obwohl ich das als Barkeeper vielleicht sein sollte", gesteht er und schnippelt einen roten Paprika klein. "Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass ich dich sehr attraktiv und nett finde. Soweit ich das beurteilen kann, wir kennen uns ja noch nicht so gut."

"Danke", ist alles, was ich zustande bringe und sehe verstohlen zu Louis, der mich bloß schweigend betrachtet und sich dann wieder auf seine Soße konzentriert.

Die restliche Zeit verbringe ich damit, mich mit Joey zu unterhalten und mehr über ihn zu erfahren, was eigentlich ganz nett ist, auch wenn ich das Gefühl habe, Louis irgendwie auszuschließen, doch wannimmer ich versuche, ihn ins Gespräch einzubeziehen, windet er sich nach ein paar Sätzen wieder heraus, und so gebe ich es nach einiger Zeit auf.

"Das riecht ja lecker!", platzt Zayn irgendwann dicht gefolgt von Willow herein und legt von hinten einen Arm um mich, um über meine Schulter und in die Pfanne linsen zu können, in der mittlerweile das ganze Gemüse in Öl angebraten wird.

"Es sollte bald fertig sein", sage ich und drehe mich zu dem Schwarzhaarigen um, sobald er mich wieder losgelassen hat.

"Ich finde deine Nägel toll", sagt dieser, als sein Blick auf meine Hände fällt.

"Die sind schon total abgesplittert, ich muss sie dringend neu machen. Spätestens für die Liveshow."

"Ich finde sie cool, machst du mir auch welche?"

"Alter, und du willst nicht schwul sein?", lacht Liam, der sich gerade mit Danny an den Tisch setzt, und Zayn lächelt den Braunhaarigen zuckersüß an.

"Komm heute Nacht in mein Zimmer und wir finden es heraus."

"Das ist widerlich", entgegnet er und Louis, der sich zu seinen Freunden gesellt, und ich sehen uns stumm an.

"Du enttäuscht mich", seufzt Zayn gespielt traurig. "Außerdem dachte ich, wir haben längst geklärt, dass das Aussehen kein Indikator für die Sexualität ist."

Liam wendet sich kopfschüttelnd ab und gibt meinem Freund gar keine Antwort mehr, was dieser mit einem Augenrollen quittiert.

"Manche Leute sind solche Idioten", wendet er sich an mich und ich kann ihm da nur zustimmen.

Wenig überraschend finde ich mich beim heutigen Abendessen neben Joey wieder, der sich absichtlich zu mir setzt und keinen Hehl daraus macht, dass er mit mir ausgehen und schlafen würde, wenn es sich ergeben würde.

Er ist nett und ich unterhalte mich gut mit ihm, doch trotzdem lenkt Louis immer wieder meine Aufmerksamkeit auf sich, ohne überhaupt etwas dafür zu tun. Er schenkt mir nicht einmal wirklich Beachtung und lauscht einer von Dannys vielen Frauengeschichten, doch es reicht aus, dass er im Raum präsent ist, um mich immer wieder zu ihm sehen zu lassen.

-

Ich hoffe euch allen geht es gut.

Habt eine schöne Woche <3
Maybe

[1080 Wörter]

Golden || larry stylinson fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt