Prolog

554 25 23
                                    

Angespannt wartete Harry darauf, dass Familie Malfoy den Gerichtssaal betrat. Er atmete unruhig. Sachte legte ihm jemand von hinten eine Hand auf die Schulter. Er drehte sich um. Es war Hermine, die versuchte ihren besten Freund zu besänftigen. Neben ihr saß noch Ron, der seinen besten Freund sorgvoll betrachtete. Die Hexe betrachtete ihn ebenfalls sorgvoll. »Ist alles okay?« Harry zuckte mit den Schultern und biss sich auf die Lippen. »Weiß nicht. Ich hab ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer, wie ich das anstellen soll.« Er atmete aus. »Hey, das wird schon Harry. Mach dir keine Sorgen.«, meinte Ron leise und legte seinem besten Freund die Hand auf die Schulter. Harry betrachtete die Hand und griff dann dankbar danach. Er sah seine Freunde ernst an. »Danke, dass ihr hier seid.« Ron und Hermine lächelten sanftmütig. »Draco hat zwar viel Mist gebaut, aber selbst sie haben es nicht verdient, in Askaban zu verotten. Es reicht schon, dass sein Vater einmal dort gelandet ist.«, sagte Ron. Hermine nickte. »Genau. Und man darf nicht vergessen, dass Narzissa für dich gelogen hat Harry. Sie hat sich dem Lord widersetzt, um dich zu retten.« Mühsam nickte Harry. Die zwei hatten Recht. Hoffentlich würde alles gut gehen.

Es waren mittlerweile zwei Monate vergangen, seitdem die Schlacht vorbei war. Es war der erste Juli und heute ging es darum, was mit den Malfoys passieren würde. Harry wollte sich dafür einsetzen, damit sie nicht in Askaban landeten. Ihm war klar, dass es nicht fair gewesen wäre, wenn sie dort landen würden; nicht nachdem Narzissa sich Lord Voldemort widersetzt hatte und auch Draco versucht hatte Harry zu helfen.

Es war natürlich klar gewesen, dass Harry verwirrt deswegen war; warum hatte Draco ihm geholfen? Lange hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen (und er tut es manchmal immer noch), aber das einzige, was ihm deswegen einfiel, dass Draco vielleicht doch nicht so ein Vollidiot ist, wie er zu Beginn war. Vielleicht war das auch bloß Fassade. Vielleicht war Draco gar nicht so übel und brauchte bloß Hilfe, um nicht mehr ganz so scheußlich zu sein. Harry kannte die Hintergründe für Dracos Verhalten nicht, also hatte er kein Recht dazu über den Jungen zu urteilen. Vielleicht würde Draco es ihm irgendwann erklären.

Es dauerte nicht mehr lange, dann betraten die Malfoys den Gerichtssal. Nachdem sie sich auf die Stühle gesetzt haben, hämmerte Kingsley mit dem kleinen Hammer los. Zuerst kam der unnötige sachliche Kram, an den Harry sich selbst noch erinnern konnte, als er angeklagt wurde.

»Mr Malfoy, was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?« Lucius räusperte sich. Bisher blieb Harry ruhig. Er hatte die Arme ineinander verschränkt und betrachtete Draco, der angespannt dasaß. Er warf Harry einen Blick zu, allerdings konnte Harry nicht richtig deuten, was er damit sagen wollte.
»Mir ist bewusst, dass es ein Fehler war, Todesser zu werden und hinter dem Lord zu stehen.«, fing Lucius an. Er klang unsicher. Wahrscheinlich rechnete er bereits damit, dass seine Frau und sein Sohn und er selbst in Askaban landen würden. »Ich habe mich nicht widersetzt, aus Angst, er würde meiner Familie oder mir etwas tun.«

Kurz herrschte Stille. Kingsley fing an mit den Geschworenen irgendwas zu murmeln.

Dracos Blick wurde panisch. Diesen Blick konnte Harry deutlich besser deuten. Es soll wohl sowas heißen wie: >Hilf uns.<

Vorsichtig räusperte sich Harry. Kingsley und die Zeugen hoben ihre Köpfe und blickten zu ihm runter. Harrys Herz raste. »Darf ich dazu etwas sagen?« Kingsley nickte. »Sprich.« Harry wollte sich jetzt endlich mal äußern. »Es ist klar, dass die Familie Malfoy Gesetze gebrochen hat«, fing er vorsichtig an. Er blickte rüber zu Draco, der ihn unsicher ansah.

Dann blickte er wieder zu Kingsley. »Trotzdem haben sie nicht alles falsch gemacht. Narzissa Malfoy hat in der Schlacht für mich gelogen. Als Voldemort dachte ich sei tot, hat er das überprüfen lassen. Mrs Malfoy hat gesehen, dass ich nicht tot war. Sie hat mich gefragt, ob ihr Sohn noch lebt. Ich habe ihr geantwortet. Sie hat für mich gelogen; sie hat sich Voldemort widersetzt, um ihren Sohn Draco und mich zu beschützen.«

Dann blickte er rüber zu der Familie. Sie sahen ihn dankbar an. Harry spürte eine innere Erleichterung. Und er hoffte wirklich, dass er ihnen damit helfen konnte. »Ich kann zwar nicht alles von ihnen gutheißen, aber ich schätze sie haben bloß Angst gehabt. Voldemort hätte sie ohne mit einer Wimper zu zucken töten können, doch das hat er nicht, weil sie jederzeit hinter ihm standen. Hierbei muss ich noch erwähnen, dass Draco mich nicht an Bellatrix Lestrange verraten hat. Wieder ein Punkt, der für sie spricht.«

[...]

Harry hatte Glück gehabt - er konnte die Familie Malfoy vor Askaban bewahren. Sie würden zwar vorerst unter Beobachtung stehen, aber das machte ihnen nichts aus. Es war besser als in Askaban sitzen. Harry wollte gerade flohen (Ron und Hermine waren bereits gefloht durch den Kamin), doch Draco war ihm noch hinterhergelaufen. Draco wollte ihm noch etwas sagen, bevor er nach Hause gehen würde.

»Harry!«

Irritiert drehte sich der Gryffindor um, als er die Stimme des Jungen wahrnehmen konnte. Fragend blickte er Draco an. »Ja?« Der Blonde kratzte sich verlegen im Nacken. Er war wirklich nicht gut in solchen Sachen, manchmal gab es Tage, da konnte er nicht gut mit Menschen reden. Er räusperte sich kurz.
»Ich, ähm ..- ich wollte nur, na ja, du weißt schon.«

Harry legte seinen Kopf schief. »Dich bedanken, dafür, dass ich dich und deine Eltern nicht in Askaban verrotten lasse?« Draco nickte. »Genau. Danke, wirklich.«

Harry schnaubte auf und lächelte mild, aber ehrlich. »Schon gut.« »Nein, eben nicht. Ich war schließlich nicht gerade nett zu dir. Und zu deinen Freunden.«, meinte Draco sofort. »Ich war ein Vollidiot.« Er senkte beschämt den Blick. »Sorry. Für alles was ich dir und deinen Freunden angetan hab.« Harrys Herz erwärmte sich. Er musste wieder unwillkürlich lächeln.
Vorsichtig trat er auf den Größeren zu und nahm ihn schüchtern in den Arm. Überrascht aber erleichtert erwiderte Draco die Umarmung. Es fühlte sich tatsächlich gar nicht mal so schlecht an. »Ist schon okay, Draco«, flüsterte Harry. »Die Hauptsache ist, dass du deine Fehler einsiehst. Es ist der richtige Weg zur Besserung.«

Draco seufzte erleichtert auf. »Danke.«

Harrys Herz erwärmte sich erneut. Er konnte es sich nicht erklären, aber aus irgendeinem Grund beschleunigte sich sein Herzschlag. Er lächelte. Vorsichtig vergrub er seinen Kopf an Dracos Schulter.

Wer hätte gedacht, dass Draco Malfoy und Harry Potter sich mal vertragen würden.

Vielleicht waren die zwei doch nicht so unterschiedlich.

Not as different as we thought || 𝐃𝐫𝐚𝐫𝐫𝐲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt