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Ein Jahr später nach der
Verhandlung


1. September

Es hatte lange gedauert, aber dafür hatte es sich gelohnt. Die größten Schäden in Hogwarts konnten durch Zauberei beseitigt werden. Draco wusste irgendwie bisher nicht so recht, ob er sich freute, wieder nach Hogwarts gehen zu können. Schon als er durch den Bahnhof lief, hatte er abfällige Blicke kassiert bekommen. Die einzigen, die ihn wie einen normalen Menschen behandelten, waren Harry, Hermine, Ron und dessen Familie. Harry war wirklich froh, dass Draco sein Schuljahr nachholen wollte.

Harry hatte seinen Kopf schief gelegt und sah seine besten Freunde grinsend an. Ginny hatte einen Arm um Harry gelegt. Sie musste ebenfalls mitlachen. Ron hatte ihnen einen Witz erzählt, weswegen die drei lachen mussten. Als sie Draco entdeckten, winkten sie ihm lächelnd zu.

»Hallo Draco!«, rief Hermine. Draco ging auf die vier zu. Er war ein wenig angespannt und nervös, wollte aber versuchen locker zu bleiben. »Hi ihr. Alles gut bei euch?« Harry, Ginny und seine Freunde nickten. »Ja, bei dir?«, hakte Harry nach. Draco zuckte mit den Schultern. »Geht so.« Ginny sah ihn irritiert an. »Ist irgendwas?« Der Slytherin seufzte auf. »Hab ein paar Kommentare ertragen müssen, ihr wisst schon. Wenn ihr mich fragt, wollen mich wohl einige hier nicht sehen.« Er senkte missmutig den Blick und presste die Lippen aufeinander. Harry verspürte Mitleid mit ihm. »Und was ist mit Pansy und Blaise?« »Hab die beiden noch nicht gesehen«, erwiderte Draco. »Hoffentlich kommen die zwei noch.« »Hey, das wird schon, Draco. Mach dir keine Sorgen«, sagte Ron, er wollte versuchen den Jungen etwas aufzumuntern. Dankbar sah Draco die Truppe an. Er war froh, dass diese Streitigkeiten aufgehört haben.

Es dauerte nicht lange und dann kam der Hogwarts Express. Harry hatte Draco angeboten, dass er bei ihnen sitzen könne, aber Draco hatte abgelehnt. Er wollte lieber erstmal eine Weile allein sein. Also nahmen sich Harry, Ginny, Ron und Hermine ein Abteil.

[...]

Stumm sah Draco aus dem Fenster. Er fing an zu grübeln. Müde schloss er seine Augen.

Lange blieb es nicht dabei; Harry klopfte leise an. Draco zuckte auf, öffnete seine Augen und sah verwirrt zur Schiebetür. Er lächelte müde, als er Harry sah. Dann betrat Harry das Abteil und setzte sich neben ihn. »Ich dachte, ich schaue mal nach dir.« Draco schnaubte auf und lächelte kurz wieder.

Es herrschte für ein paar Minuten Stille, aber dann wollte Harry versuchen sie zu brechen.

»Kann ich dir eine Frage stellen, Draco?«
»Sicher.« Der Gryffindor sah Draco fragend an. »Wieso hast du mich nicht an Bellatrix verraten?«

Draco wusste nicht so Recht, was er sagen sollte. Er senkte den Blick und presste die Lippen aufeinander. Er fing an zu grübeln. Draco konnte ihm nicht verübeln, dass er eine Antwort wollte. Dann sah er den Jungen vorsichtig an. »Weil ich es nicht konnte. Ich wollte dich nicht verraten.« Harry antwortete nicht. Er sah ihn einfach nur an. Also sprach Draco weiter: »Ich wollte nie Todesser werden. Ehrlich gesagt fühlte ich mich sowieso nicht wie ein richtiger, so wie Bellatrix es war. Verstehst du was ich meine?« Harry nickte, dann redete Draco weiter. »Ich hatte durchgehend Angst mich zu wehren. Ich wollte meine Eltern nicht enttäuschen. Sie haben immer viel erwartet von mir - wobei, eigentlich war es eher mein Vater. Mein Vater war unheimlich stolz auf mich, als ich zum Todesser erklärt wurde. Und als Voldemort verlangt hatte, dass ich derjenige bin, der Dumbledore tötet, hatte er Hoffnung, dass der Lord ihm wieder verzeihen könnte; nachdem mein Vater versagt hatte.«

Er seufzte schwer auf und hielt für einen Moment inne, um seine Gedanken zu sortieren. Er rieb sich müde die Stirn, ihm fielen die Augen zu. »Ich wurde mein ganzes Leben lang in eine Rolle gezwungen. Ständig hat er mir eingetrichtert, wie wichtig es sei, unsere Blutlinie weiterzuführen. Dass Muggelgeborene es nicht würdig sind und es nicht verdienen unterrichtet zu werden. Ich weiß nicht, ob Granger-«, er stockte kurz, »Hermine mir je verzeihen kann. Nach allem was ich angerichtet hab. Ich ..- ich kannte es einfach nicht anders. Ich war mit mir selber so unzufrieden, ich hab mich gehasst für alles, was ich gemacht hab. Das hab ich dann dummerweise an euch ausgelassen. Es war nach dem ersten Tag als wir hier waren, als ich dir unsere Freundschaft angeboten hatte. Früher hatte mein Vater geglaubt, dass du der neue dunkle Lord werden würdest. Total bescheuert wenn du mich fragst. Keine Ahnung, wie er darauf gekommen ist. Nachdem ich ihm gesagt hatte, dass du die Freundschaft abgelehnt hast, hatte er mir gesagt, dass ich deine Freunde und dich in den Schatten stellen soll.«

Harry wusste nicht so Recht, was er sagen sollte. Er verspürte Mitleid. Er hatte nicht gewusst, wie sehr Draco eigentlich unter Druck stand. Er fühlte sich furchtbar, weil er Draco für etwas gehasst hatte ohne zu wissen, dass Draco das alles nie gewollt hatte.

»Das alles war nur Fassade. Ich wollte nie so sein. Es ist so scheiße zu wissen-«
».. dass Leute einem dabei zusehen können wie du scheiterst. Und du nichts dagegen machen kannst.«, murmelte Harry. »Und dann stehst du als Versager da, wenn du Fehler gemacht hast.«, fügte Draco bitter hinzu.

Die zwei sahen sich betrübt an. »Ich weiß wie das ist«, erwiderte Harry. Er schloss seine Augen. »Ich hatte Angst alle zu enttäuschen. Dass ich es nicht schaffe, meine Aufgabe zu erfüllen. Es war dieser Druck der mich so fertig gemacht hat.«

Draco und Harry seufzten auf. Offensichtlich wussten beide wie es ist Angst zu haben, nicht gut genug zu sein.
Der Gryffindor sah Draco vorsichtig wieder an. »Ich schätze, wir sind doch gar nicht so unterschiedlich.«

Draco lächelte mild. Harry erwiderte das Lächeln ruhig. Es tat wirklich gut geredet zu haben. Nun fühlte sich Draco ein kleines bisschen besser. Er fühlte sich verstanden. Es war lange her gewesen, dass jemand verstand, was Draco durchmachte.

»Mein Angebot steht übrigens noch.«, erwiderte Draco schüchtern. Er spürte, wie seine Wangen warm wurden. Er kratzte sich verlegen im Nacken. »Also, falls du es noch annehmen möchtest.«

Zaghaft legte Harry seine Hand auf Dracos und sah ihn sanftmütig an. Dracos Wangen fühlten sich jetzt noch wärmer an. Harry fand es irgendwie niedlich (er bemerkte es nicht wirklich). Dracos blasse Haut sah gut aus mit dem rötlich schimmernden Ton. »Okay.«

Das war wohl eine klare Antwort. Draco lächelte erleichtert auf. Es hörte sich gut an zu wissen, dass sie jetzt keine Feinde mehr waren.

Vielleicht war es an der Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen und nach vorne zu blicken.

Not as different as we thought || 𝐃𝐫𝐚𝐫𝐫𝐲Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt