23. Skypen mit Eliza

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Im zügigem Schritt ging es zurück in den Stall. Da es mit zunehmender Dunkelheit auch kälter wurde, beeilte sich mein Pferd absichtlich. Trotzdem hatte ich noch genügend Zeit, um nachzudenken. Einerseits wollte ich Mario erzählen, was ich wirklich war, andererseits hatte ich Angst vor den Folgen. Was würde er dazu sagen? Würde er mich rausschmeißen, weil ich das so lange vor ihm geheimgehalten hatte? Würde er mir überhaupt glauben? Es war zum Verzweifeln...

"Es ist bald wieder Vollmond.", stellte Vito fest und riss mich so aus meinen Gedanken. Ich folgte seinem Blick in den Himmel, an dem der Mond, trotz der Helligkeit, schon zu sehen war. "Nicht so voreilig, das ist mindestens noch eine Woche hin...", kommentierte ich den zunehmenden Halbmond. "Stimmt. Aber es wird noch während deinem Aufenthalt hier passieren." "Kommt drauf an, ob ich an Dreikönig noch da bin. Um ehrlich zu sein, habe ich keine Ahnung, wie lange Mario mich hierbehalten will. Weil am Dienstag nach Dreikönig ist ja wieder Schule.", meinte ich nachdenklich. "Wenn du es ihm an Vollmond zeigst, dann wird er dir auf jeden Fall glauben...", wand mein Pferd ein. "... und am nächsten Morgen wird er aufwachen und denken, es sei ein Traum.", gab ich trocken zurück. "Marion hast du ja auch schon überzeugt." "Sie ist auch eine gute Freundin!"

"Ach, das hat doch keinen Zweck. Entscheide selber, wie du richtig handeln willst. Du bist die, die es betrifft. Ich wollte dir lediglich helfen.", reagierte der Falbe eingeschnappt und beschloss, den restlichen Weg zurück nichts mehr zu sagen. Ich verdrehte die Augen über seine Reaktion und hing ebenfalls meinen Gedanken nach.

Nachdem ich ihn wieder versorgt hatte und er zufrieden in seinem Stall stand, ging ich ins Haus zurück. Wärme umfing mich, sobald ich über die Schwelle trat. Ich sah mich in der Küche um, Lucio saß dort, aber wo der Rest war, wusste ich nicht. Ich schmierte mir schnell ein Brot, für mein Abendessen, und verkroch mich dann in mein Zimmer, damit ich ja nicht in Gefahr lief, Mario über den Weg zu laufen. Mein Handy zeigte einen verpassten Skype Anruf von Eliza, also beschloss ich, nach dem Duschen, mich erstmal um sie zu kümmern.

Sie war auch sofort online und nahm ab.

"Alles ok?", war die erste Frage, die sie mir besorgt entgegenschmiss. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen. "Was ist denn los?", wollte ich verwundert wissen, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie glaubte, es wäre etwas passiert. "Ich habe ein ganz komisches Gefühl, wenn ich an dich denke und angeblich soll es ein Magier bei euch geben. Das hat James erzählt.", erklärte sie. James, ihr Lover.

"Und woher will er wissen, dass hier ein Magier rumrennt?", gab ich verdutzt zurück. "Magier wissen ähnlich wie Moondancer, wie viele es gerade von ihnen gibt und wo sie sich befinden." "Interessant.", kommentierte ich trocken. Der Gesprächsverlauf gefiel mir gar nicht. Warum wollte sich James jetzt in meine Angelegenheiten einmischen? Als ich weiterhin ruhig blieb, fuhr Eliza fort. "Hanna. Die sind gefährlich, verdammt!", schrie sie mich schon fast an, als sie mein Desinteresse bemerkte. "Ja, genau. Deswegen hat er mich neulich auch vor einem schwerwiegenden Fall gerettet.", brummte ich zurück. Warum mussten wir uns eigentlich immer gleich streiten, wenn es um einen unserer Freunde ging? Waren unsere Ansichte da so verschieden? "Weißt du überhaupt, was Magier genau sind?", fuhr meine Freundin wieder einen Ton runter und strich eine Strähne ihrer rostroten Haare hinters Ohr. Die Farbe sah frisch aus, wahrscheinlich hatte sie neulich erst den Rotton hineingetan...

"Naja, eigentlich nicht so viel. Es sind halt Magier, mehr hat mir Sylvain auch nicht erzählt." Bei dem Namen Sylvain klappte meiner Gesprächspartnerin die Kinnlade herunter. "Sylvain?", fragte sie entsetzt und quietsche vor Schreck kurz auf. Sicherheitshalber legte ich mein Handy auf mein Kopfkissen und rutschte ein Stück auf meinem Bett zurück, um ihren Angstanfällen sicherer zu sein. "Jaaaaaa, genau?", ich ließ es wie eine Frage klingen, um die Vorsicht darin deutlich zu machen. Hatte der schwarzhaarige, gut aussehende Magier etwa doch mehr zu verbergen, als er vorgab? Er hatte mir nie wirklich viel über sich erzählt, schien aber erstaunlich viel über meine Rasse zu wissen. "Das ist einer der gefährlichsten Magier, die es überhaupt gibt... Unbarmherzig, gnadenlos und einfach nur Abschaum. James hat diesen Namen ein paar Mal erwähnt, als er vom schwarzen Zirkel berichtet hat. Das ist eine Art Magierelite, die allerdings schon lange nicht mehr ihre ursprüngliche Größe besitzt. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Hexen zu jagen und umzubringen."

Moondancer - Maître des ChevauxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt