27. Watch out for this

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Laute Musik dröhnte aus der Halle, in der die Party stattfinden sollte. Marcos Augen begannen erfreut zu leuchten. "Ich mag Partys.", erklärte er und zog mich in die Halle. Ich lächelte, denn irgendwie machte es mich glücklich, ihn so fröhlich zu sehen.

Nachdem wir unsere Jacken an der Garderobe abgegeben hatten, befanden wir uns auch schon auf der Tanzfläche. Erstaunt sah ich mich um. Die Halle war innen noch viel größer, als es von außen aussah. In einer Ecke stand ein DJ-Pult und von überall her dröhnte seine Musik. Es war schon gut gefüllt, obwohl es noch relativ früh war. Mein Begleiter lud mich zuerst auf einen Drink ein und dann gesellten wir uns zu ein paar seiner Freunde, die auch hier waren. Die meiste Zeit hielt ich mich jedoch etwas zurück, da ich hier neu war und gegenüber seinen Freunden ziemlich schüchtern war.

Erst gegen 9 Uhr ließen ich mich von meinem Romeo auf die Tanzfläche entführen und während der Bass durch meine Adern pumpte und der Beat meinen Herzschlag bestimmte, existierten nur noch mein Tanzpartner und ich. Die Welt darum herum blendete ich komplett aus und ließ mich ganz in den Rausch der Musik fallen. Musik stellte etwas mit mir an, dass nicht mehr natürlich war.

Das einzige, was mir fehlte, waren die passenden Tanzschritte. Ich hatte Marco zwischenzeitlich zwar mal den "Betrunkenen-Tanz" gezeigt, den man, selbst wenn man an der Fasent stockbesoffen durch die Gegend torkelte, noch konnte. Die billigen vier Armbewegungen bekam auch jeder hin. Wir schafften es sogar, dass unsere gesamte Ecke diesen Tanz mitmachte. Jedoch löste sich die Choreo sofort auf, als...

"WATCH OUT FOR THIS!"

aus den Boxen dröhnte und der tiefe Bassremix einsetzte, der die gesamte Halle zum Hüpfen brachte. Lachend wirbelten wir so über das Parkett und ließen einfach dem Kribbeln in unseren Körpern freien Lauf. Es achtete sowieso keiner mehr darauf, wie man sich bewegte. Sämtliche Peinlichkeiten gingen in der Masse unter. Ich schaffte es sogar, mich an eine ehemalige Zumba Choreografie von der Schule zu erinnern, die wir im Sportunterricht auf dieses Lied getanzt hatten. Jedoch sah es mehr schlecht als recht aus, doch wie gesagt, es störte keinen.

Musik hielt uns am Leben, Musik brachte uns überhaupt zum Leben. Musik ist Leben.

Der DJ traf genau auf unseren Geschmack. Er spielte, solange die Nacht noch jung war, nur solche Elektro Lieder. Und ich konnte nicht sagen, dass es mir nicht gefiel. Stücke wie I'm an Albatroaz, Animals oder der Klassiker, Tsunami, brachten die Halle zu beben und ich hatte das Gefühl, meine empfindlichen Ohren, die mehr dem Gehörsinn eines Pferdes als einem Menschen ähnelten, bald dreimal schon abgeschnitten zu haben und wieder daran geklebt zu haben. Aber es war mir egal. Denn ich war glücklich, solange Marco an meiner Seite war und wir zu dem Beat über das Parkett hüpften.

Gegen halb elf brauchte ich jedoch eine Pause und entschied, ein bisschen frische Luft zu schnappen. Meine Begleitung machte sich unterdessen wieder auf den Weg zur Cocktailbar, um sich nochmal ein Getränk zu holen. Draußen lehnte ich also ein wenig an der kühlen Wand der Halle und lauschte dem Beat, der nur noch gedämpft hier draußen ankam.

Seufzend atmete ich die kühle Luft ein und befreite meine Gedanken wieder von der erdrückende Lautstärke und Menschenmenge in der Halle. Es war wie eine kurze Erholungspause.

Vereinzelt sah man schon die ersten Silvesterraketen in die Höhe steigen, wahrscheinlich für die kleinen Kinder, die nicht bis Mitternacht aufbleiben durften. Und während ich so die angenehme Stille auf meinen geschundenen Ohren genoss, gesellte sich plötzlich jemand neben mich.

"Darf ich dir etwas zeigen.", fragte eine allzu bekannte, dunkle Stimme. "Stalkst du mich?", fragte ich, ohne mich dieser Person zuzuwenden. Langsam wurde es echt gruselig, wie oft er da war und um mich herumschwirrte. „Nein, aber ich sagte ja heute Mittag schon, dass ich auch da sein werde.", er klang sanft. Fast so, als hätte er sogar Angst, mich mit Worten zu zerbrechen. Auseinander zu reißen und in Stücke zu sprengen.

Moondancer - Maître des ChevauxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt