1. Nothing compares to you

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Es sind jetzt sieben Stunden und fünfzehn Tage
seit du nicht mehr da bist...

Die Melodie aus meinen Kopfhörern umhüllte mich wie eine wärmende Decke. Mein Lebenssinn war gegangen und ich war in einer melancholischen Winterdepression versunken. So zählte ich genauso wie in dem Lied beschrieben die Tage, seit denen Vito gegangen war. Die Leere von Innen fraß mich auf und ich hatte keine Lust, etwas daran zu ändern, noch sonst irgendetwas zu tun.

Ich gehe jede Nacht aus und schlafe den ganzen Tag
seit du nicht mehr da bist...

Ich hatte wahrlich versucht die Umstände zu vergessen. Hatte anfangs mich noch abgelenkt, doch inzwischen hatte ich es aufgegeben. Meine Stärke reichte nicht aus, um seine Abwesenheit auszublenden. Ich war nicht stark genug.

Seit du weg bist, kann ich all das machen, was ich will
Ich kann mich mit jedem treffen, den ich mir aussuche...

Ja, ich hatte jetzt Zeit. Zeit die ich vorher in das Training von Vito investiert hatte. Doch ich nutzte diese Zeit nicht. Ich konnte nicht. Ich war wie gefesselt an diesen Platz, an dem ich nun jeden Tag saß und nichts tat.

Ich kann mein Abendessen in einem ausgeflippten Restaurant essen
Aber nichts,
Ich sage: Nichts kann diese Traurigkeit wegnehmen...

Ablenkung half wenig. Irgendetwas erinnerte mich immer an ihn. Die schwarze Nacht, seine Mähne... Der Goldrand von den Tellern meiner Eltern, sein Fell...

Denn nichts ist vergleichbar
Nichts ist vergleichbar mit dir...

Nicht einmal die anderen Pferde, die ich früher genauso geliebt und umsorgt hatte, schafften es, seinen Platz auszufüllen. Obwohl Ludo und Hidalgo hiergeblieben waren. Doch sie machten es nicht besser.

Es ist so einsam ohne dich hier
Wie ein Vogel ohne ein Lied...

Sein Schnauben hallte mir noch in den Ohren, wenn ich an ihn dachte. Seine leere Box überflutete mich mit den Erinnerungen vom letzten Sommer.

Nichts kann diese einsamen Tränen stoppen
Baby, sag mir, wann habe ich was falsch gemacht...

Tränen, die ich an ihm ausgeheult hatte... Jetzt flossen sie aus dem Loch, das er hinterlassen hatte direkt in meine Augen. Und von dort aus mir heraus. Ludo hatte aufgegeben mich zu trösten. Für ihn war meine Reaktion maßlos übertrieben. Vielleicht war sie das tatsächlich, doch ich verstand nicht warum. Jeden Tag saß ich nun hier, auf meiner Bank, und war einfach nur noch ein Wrack.

Ich könnte meine Arme um jeden Jungen legen, den ich sehe
Aber sie würden mich nur an dich erinnern...

Jedes Pferd... Ich konnte kein Pferd mehr sehen, ohne an ihn zu denken. Sein goldenes Fell spürte ich noch an meinen Fingerspitzen, obwohl es schon lange her war, dass ich es zuletzt berührt hatte.

Ich ging zum Arzt, und rate, was er mir sagte,
Rate mal, was er mir sagte
Er sagte: Mädchen, versuch einfach Spaß zu haben
Egal, was du tust...

Ludo hatte alles versucht, mich aus dem Loch rauszuholen. Selbst sein dauerhaftes Gerede davon, dass ich mein Pferd spätestens in einem halben Jahr wieder sehen würde, half nicht. Ich lebte im Moment. Denn ich war selbst ein Pferd.

Aber er ist ein Narr
Denn nichts ist vergleichbar
Nichts ist vergleichbar mit dir...

Meine Gefühle waren stärker als die von Menschen, ähnlich wie die von einem Hund, dessen Welt zusammenbrach, wenn das Herrchen das Haus verließ. Verlust traf mich mehr als andere Menschen, eben weil ich im Jetzt lebte. Und im Jetzt wusste ich, ich würde den Falben für lange Zeit nicht wiedersehen. Er war mein Seelenpferd, er trug dasselbe Energiemuster in sich wie ich. Hat man sich einmal getroffen, ließen sich diese Zwillingsmuster nur schwer trennen. Und wenn sie es doch taten, so wie es uns passiert war, dann spürte man ein Verlangen, eine regelrechte Sehnsucht nach seinem Zwilling, seinem Seelenverwandten. Und wenn man immer noch getrennt war, dann spürte man irgendwann deutlich dieses Loch, dass etwas in einem fehlte. Die ersten paar Tage war ja noch alles ok gewesen, doch dann hatte es angefangen. Diese Leere, die sich immer weiter ausbreitete, und mich zu dem machte, was ich in dem Moment war. Ein Lebewesen, das nur noch physisch existierte. Ich brauchte meine zweite Hälfte, um zu überleben, wie die Luft zum atmen.

Moondancer - Maître des ChevauxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt