Epilog

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Noch eine Viertelstunde, dann würde mein Zug abfahren. Ausdruckslos starrte ich auf die Gleise vor mir. Vielleicht war es gar nicht so abwegig, was Nathalie gemacht hatte. Ich saß auf meinem Koffer, Marion stand neben mir und hatte mir einen Arm um die Schultern gelegt. So schloss sich also der Kreis. Sie brachte mich wieder zurück zum Bahnhof, so wie sie mich von dort abgeholt hatte und ich fuhr zurück in meine Einsamkeit. Auch wenn diese jetzt durch das kontinuierliche Lernen abgelenkt wurde. Ein Abitur schrieb sich nicht ohne Arbeit, das war mir klar. Im Vergleich zu Beginn der Ferien war jetzt niemand mehr in der Arena und der Europapark ging in seine verdiente Pause, bevor die nächste Saison wieder anfing.

„Ich mache mir Vorwürfe. Was, wenn ich Marco einfach nichts gesagt hätte und ich ihn verlassen könnten, ohne irgendetwas zu verändern?", fragte ich, um die Stille zwischen uns zu durchbrechen. Auf der Hinfahrt hatte ich ihr von allem erzählt. Marion verstärkte ihren Druck auf meinen Schultern ein wenig. „Du kannst die Vergangenheit auch nicht ändern. Und so wie du es mir erzählt hast, hättest du es gar nicht unterdrücken können. Es ist so gekommen, wie das Schicksal es wollte. Ihr liebt euch beide noch und ich denke auch nicht, dass Marco deswegen sich jetzt von dir abwendet. Denk doch nur an Mario, der ist Nathalie immer noch treu, obwohl sie schon lange tot ist. Vielleicht sind Beziehungen, in denen ein Moondancer involviert ist, einfach anders. Stärker. Intensiver. Mächtiger.", versuchte sie mich zu trösten. Ich seufzte traurig und dachte über ihre Worte nach.

„Weißt du, was das Schlimme ist?", wollte ich nach einigen Momenten wissen und sah kurz zu ihr auf. Sie hob erwartend die Augenbrauen. „Du hast Recht.", erklärte ich und starrte wieder nach vorne. „Ach, Hanna. Das wird schon wieder. Vielleicht nicht gleich, aber ich denke bei deinem aktuellen Tief kann es doch fast nicht mehr schlimmer kommen...", versuchte mich meine Freundin weiter aufzumuntern. „Sei nicht immer so optimistisch.", wies ich sie darauf auch hin, „Du bist auch kein Moondancer und musst jetzt nicht wieder alles hinter dir lassen. Für vier Monate. Für verdammte vier Monate..."

„Du kannst mich ja anrufen, wenn du es nicht mehr aushältst." Sie grinste und strich mir über das Haar. „Und wenn du in der nächsten Saison eine weibliche Hauptrolle spielst, solltest du darüber nachdenken, dir die Haare blond zu färben.", fügte sie noch hinzu und ließ eine meiner braunen Strähne durch ihre Finger gleiten. „Hör auf.", murmelte ich und schob ihre Hand weg. „Du brauchst mich nicht noch daran erinnern. Ich bin jetzt schon am Trauern..." „Vielleicht macht Ludo auch eine Ausnahme und lässt dein Haar braun. Es ist ja sowieso kein allzu dunkles Braun." Marion zuckte mit den Schultern und versenkte ihre Hände wieder in ihren Jackentaschen.

„Reden wir gerade ernsthaft über meine Haare?", meinte ich trocken und warf einen Blick auf die Uhr. Noch fünf Minuten. Der Zug wurde gerade durch die Lautsprecheransage angekündigt. Um mich herum wurde es unruhig. Die Leute begannen ihre Sachen zusammen zu sammeln und sich zu richten. „Wenigstens lenkt es dich ab." Die blonde Stuntfrau klang ziemlich gleichgültig. Es war ihre Art und Weise, bei einer Verabschiedung von anderen Menschen ihre Gefühle zu verstecken. Wobei ich nicht vermutete, dass sie besonders traurig war. Zum Vermissen hatte sie schließlich fast nichts, denn besonders viel hatte ich mit ihr in den Ferien nicht gemacht.

Mit einem lauten Geräusch fuhr der Zug schließlich ein. Drei Minuten zu früh. Aber er würde auch nicht gleich abfahren, sondern vermutlich noch einige Zeit hier im Bahnhof verweilen. Wortlos stand ich auf, streckte mich noch einmal, bevor ich jetzt wieder lange sitzen durfte und umarmte Marion. „Wir sehen uns im Frühling.", sagte ich zur Verabschiedung. Sie nickte. „Mach's gut. Und bleib am Leben, ja? Wir brauchen keine Wiederholung des Nathalie-Dramas.", sie zwinkerte. Schmunzelnd gab ich hier die Wangenküsschen. Erst links, dann rechts. So wie es allgemein in Frankreich gültig war. Auch wenn sich die Anzahl und Art von Region zu Region veränderte.

„Ich werde erst einmal mein Abi machen. Vielleicht danach." Ich musste grinsen und machte mich dann auf den Weg zum Einstieg. Kurz bevor ich im Zug verschwand, hob ich meine Hand zu einem letzten Gruß. Sie erwiderte und ich machte mich auf die Suche nach meinem Platz.

Tja, dann hieß es also wieder einmal „Au revoir". Auf Wiedersehen Frankreich und willkommen zurück, oh du meine geliebte Einsamkeit.

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Der dritte Teil ist bereits auf meinem Profil zu finden. Alle Infos dazu entnehmt ihr dort!


Und eine Minidanksagung:
Vielen, vielen Dank...
... an meine Informationsquellen: Lilo (für dich habe ich noch was am Samstag ;) ) und Vero.
... an all die Personen, die mich jedes Mal in der Arena aushalten, wenn ich wieder fangirle: Lissi, Cori, und all die anderen, die ich jetzt namentlich nicht erwähnen kann, da das den Rahmen sprengen würde.
... an Bettina, die sich als einer meiner größten Fans entpuppt hat und die erste war, die mir ein Buch abgekauft hat
... Rocheforts Reich und seine Mitglieder, die für Bildmaterial sorgen.
... an die komplette Cavalcade, die Grund für all das waren (v.a. Marion und Ludo)
... und natürlich an alle, die hier jedes Mal so fleißig kommentieren und voten.
Denn ihr seid die, die diese Geschichte hier am Leben erhalten.
Besonderen Dank gilt den Personen, die mir durch ihr Engagement hier positiv aufgefallen sind:
_valerie16_
sallylovesbooks
katharina423
lalalaa1100
(Ihr vier seid ja unter fast jedem Kapitel anzufinden ;) )

xLanitx (immer noch Team Sylvain? :D )
Pferde_Lover
BellaSunnyDomino
julihu
Emmina_Luna
Horsehuman
takemeetowonderland
linaluca1
CathyKeks
Ola_03-01-15-10
NuggleWasko
smile3105
Ansgel97
Amazonas203
ElenaWulff
SindyHero
LiiisaXD
FannyX3
Langenholtensen
jessicastoll378
Lotte123456
oktobermaedel
BadAngelOfFire

Und all die anderen fleißigen Kommentatoren, die öfters mal einen Kommentar dalassen. Ich bin jetzt nur bis Kapitel 35 oder so zurückgegangen, also seid nicht böse, falls ich noch ein paar der "fleißigen" vergessen habe.

LG
Agi

Ich hoffe, wir sehen uns im nächsten Teil wieder! :)

Moondancer - Maître des ChevauxWo Geschichten leben. Entdecke jetzt