In der Nacht träumte ich von Lisa. Das neue Mädchen an Gregorios Seite ließ mich nicht los. Ihr Gesicht suchte mich heim, meine eigene Gefangenschaft bei diesem suchte mich mal wieder heim, so dass ich ganz panisch aus dem Schlaf erwachte, mich an den Joker klammern wollte, aber dieser war längst wach und fort. Etwas deprimiert darüber und immer noch recht panisch, umklammerte ich sein Kissen, versuchte meine Fassung zurückzugewinnen, doch kaum schloss ich die Augen, sah ich wieder diese kleine Hölle von einst. Dann sah ich meine Gefangenschaft, verspürte eine erdrückende Angst, die mir das Atmen erschwerte. Ich wurde richtig nervös, Tränen kamen mir hoch und ich fing an das Kissen nun mit meinen Tränen zu befeuchten. Ich wusste nicht so recht, was diese kleine Panikattacke in mir auslöste, wieso ich so aus dem Nichts so damit konfrontiert wurde, wo ich doch alles dafür gab, das alles tief in mir zu vergraben. Vielleicht war das das Problem. Ich sperrte alles einfach weg, hatte nie irgendwas wirklich verarbeiten können, wüsste nicht einmal, wo ich da schon beginnen sollte. In meinem Leben war von Anfang an so viel Tragisches geschehen, da war es schwer noch zu verstehen, ab wann es wirklich bergab gegangen war.
Es war schwer wieder ruhig zu werden und ich war so dankbar, dass der Joker nicht hier war, sehen konnte, wie ich wie ein Häufchen voll Elend wegen nichts zusammenbrach. Es war lächerlich, ich benahm mich lächerlich und doch war es nicht einfach wieder meine Fassung zurückzugewinnen. Das waren für so eine frühe Zeit zu viele Emotionen. Schwer konnte ich meine Tränen zum Stoppen bringen, meine Atmung beruhigen und mich aufsetzen. Ich strich mir durch mein ganz wirres Haar und versuchte meine Gedanken abzulenken. Alles war gut. Ja, alles war gut. Ich war in Sicherheit, mir würde nichts mehr passieren können, alles war vorbei.
Ich stand wackelig auf, kam mir wie nach jeder Interaktion mit dem Joker wackelig vor. Mein Körper schmerzte nach dem gestrigen Abend, mein Hintern fühlte sich an, als ob er sicherlich in den buntesten Farben leuchten müsste und ich wusste nicht, wie ich mich bald fühlen würde, wenn das so weiterging. Es war mir relativ gleich, wenn ich ehrlich war. Ich liebte das alles zu sehr, um aufhören zu können, es war vielleicht etwas eigen, aber ich mochte die Nähe zum Joker, mochte es, wie sehr er mich wollte, wie er sich mir gegenüber benahm, und auch wenn manche Dinge erschreckend waren, mich überfordern konnten, so wollte ich mehr. Ich hatte eindeutig irgendein Problem. Ich kompensierte regelrecht meine Ängste und mein Trauma mit seiner Nähe, als ob seine Anwesenheit alles wieder richten würde, so wie er mich aus dem Albtraum gerettet hatte. Psychologen wären sicher begeistert meinen Zustand zu erforschen, aber mir war es gleich. War es denn so verwerflich? Solange ich glücklich war, sollte der Rest doch egal sein, oder nicht? War die Hauptsache nicht immer, dass man glücklich war? Ich wusste es nicht, aber so glücklich wie jetzt war ich seit Ewigkeiten nicht gewesen. Vor dem Joker hatte ich beinahe schon vergessen, wie es war, ehrlich glücklich zu sein.
Ich machte mich im Bad fertig für den Tag, würde versuchen irgendwie mich abzulenken. So aß ich wie üblich erst was, las ein Buch, spielte gegen mich selbst Schach und schaltete lustlos im Fernseher herum. Über mich wurde immer noch berichtet, deutlich weniger, aber zu oft wurde noch spekuliert, wer mich wo angeblich gesehen hatte, wie mein Bruder keine Interviews geben will, mehrere Leute verdächtigt wurden etwas mit meinem Verschwinden zu tun zu haben. Sie alle lagen wie immer falsch. Keiner war mir wirklich auf den Fersen und das beruhigte mich.
Ich war erleichtert, als gegen Mittag der Joker recht unerwartet ins Zimmer kam. Ich hatte gedacht, ihn erst am Abend zu sehen. Meistens, wenn er Frühs ging, kam er auch spät erst wieder. Das war also ungewöhnlich. Noch ungewöhnlicher war es, dass er eine große Kiste ins Zimmer trug, in der es laut klirrte, als er sie abstellte.
„Was ist das?", fragte ich irritiert, stand vom Bett auf und schaltete den Fernseher aus.
„Geschenke", sagte er glücklich.
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The Virgin Queen| Joker Story [18+]
FanfictionElla Wayne verlor ihre Eltern im Alter von zwei. Ihr Bruder verließ sie auf der Suche nach sich selbst, als sie gerade einmal elf war. Mit 16 sollte sich ihr Leben für immer schlagartig ändern, als sie von einem gefährlichen Mafiaboss entführt wird...