30. Puppe

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Meine Wunde heilte. In meinen Augen tat sie das viel zu langsam, aber sie heilte. Ich sollte eigentlich im Bett bleiben, bis ich ganz gesund wäre, aber ich hatte genug. Mir fehlte die Bewegung, mir fehlte es irgendwas zu tun und mir fehlte vor allem die Nähe des Jokers. Er war zwar da und kümmerte sich um mich, aber mir kam es vor, als ob alle Fortschritte, die wir gemacht hätten, zunichte wären durch meine Verletzung. Ich hatte somit genug.

Ich war frisch geduscht, trug endlich was anderes als einen Schlafanzug und verließ das Zimmer das erste Mal seit einer kleinen Ewigkeit. Das Laufen war ungewohnt. Ich lief meistens nur vom Bett ins Bad und zurück, es war komisch längere Strecken zu gehen, aber ich hatte keine Schmerzen, also war alles gut. Mir war einfach sterbenslangweilig in diesem Zimmer, an dieses Bett gebunden. Ich wollte am liebsten das Haus verlassen, aber so leicht würde ich das nicht mehr dürfen. Es wurde immer noch viel über mich berichtet. In jeder Nachrichtensendung, die ich sah, wurde mein Name erwähnt, wurde erwähnt, wie man mich sucht. Hunderte Laute glaubten mich an den verschiedensten Orten der Stadt gesehen zu haben, wo ich unmöglich je gewesen sein konnte, aber jeder war wohl scharf auf das hohe Geld, das Bruce demjenigen zahlen würde, der konkrete Hinweise vorbringen kann. Der Joker hatte deswegen schon all seine Männer warnen müssen, dass er herausfinden würde, wenn jemand irgendwas verrät und dass er denjenigen dann ein Leben voller Qualen bereiten würde. Das hielt die meisten der Männer wohl vorerst davon ab, irgendwas zu verraten, aber er wusste genauso gut wie ich, dass es dennoch sein könnte, dass irgendwann jemand dumm genug wäre ihn zu hintergehen und es dann chaotisch werden dürfte. Vermutlich gefiel ihm die Vorstellung von dem ganzen Chaos, das dann entsteht, aber gleichzeitig missfiel es ihm, dass er mich verlieren könnte, da er sich ja neuerdings einbildete, ich würde ihm gehören. Ich würde ihm schon noch verdeutlichen, dass er sich darin gewaltig täuschte!

Ich war auf der Suche nach ihm. Ich wollte ihn sehen, hatte ihn seit heute Morgen nicht mehr zu Gesicht bekommen ich wollte ihm sagen, dass ich bereit war das Bett zu verlassen, dass wir dringend darüber reden müssten endlich, wie es nun weitergeht, da ich mich nicht im Zimmer wegsperren lassen würde bis ans Ende aller Zeiten. Ich wanderte so durch das Haus, würde als erstes sein Büro aufsuchen, da die Chance groß war, dass er sich dort aufhalten könnte, doch als ich um die nächste Ecke bog, knallte ich beinahe mit einer Frau zusammen, die ich schnell wiedererkannte. Das war eine von denen, die mithalfen, das Unternehmen meiner Familie zu ruinieren. Das war die Frau, die meistens alles mit dem Joker allein besprach, auf die ich in gewisser Weise etwas eifersüchtig war. Was tat sie bitte wieder hier? Ich verzog das Gesicht von ihrem Anblick, konnte sie nicht ausstehen, da sie in mir Dinge hervorruft, die mir nicht gefielen. Ich war etwas eifersüchtig auf sie, da sie ähnlich wie ich fasziniert vom Joker war und ich Angst hatte, dass er irgendwann beschließen könnte, dass sie auch interessanter als ich wäre, er mich durch sie ersetzen könnte. Sie war immerhin hübsch, sehr hübsch, strahlte etwas Machtvolles aus, war damit so anders als ich.

„Oh, hallo", begrüßte sie mich, lächelte zwar, musterte mich dennoch etwas abwertend dabei. „Ella Wayne, nicht wahr? Ich habe in den Nachrichten von dir gehört und sofort das Phantombild erkannt. Witzig dich gerade hier zu sehen." Natürlich hatte sie das.

„Und du bist?", fragte ich etwas überheblich, da ihr Name nicht annähernd so eindrucksvoll sein könnte wie meiner, und sie lächelte nur noch breiter, merkte mir an, dass ich das wohl dachte, aber offenbar bekümmerte sie das nicht.

„Du darfst mich gerne Heather nennen. Nicht so bemerkenswert wie eine Wayne zu sein, aber immerhin kennt mich nicht die ganze Welt somit", sagte sie. „Ich arbeite für deinen Bruder, aber du weißt sicherlich, dass ich das nicht gern mache, sonst wäre ich kaum hier und würde mithelfen, das Unternehmen deiner Familie zu sabotieren."

„Ja... sieht so aus", sagte ich, fand es nicht gut, dass sie das tat. Mir gefiel diese ganze Sache mit Wayne Enterprises nach wie vor kein Stück, aber was sollte ich schon machen? Am liebsten würde ich Bruce kontaktieren und ihn vor Heather warnen, dass man ihr nicht trauen durfte, nur wie sollte ich das schon anstellen?

The Virgin Queen| Joker Story [18+]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt