35. Rebellion

2.4K 95 35
                                    

Meine Laune hatte einen neuen Tiefpunkt erreicht. Mir war es schon oft nicht gut gegangen und ich war oft trübe und traurig gewesen, nun war diese Trauer allerdings mit einer Wut vermischt, die mich jeden Tag ein wenig mehr wahnsinnig machte. Einen Tag nach meinem Treffen mit Fiona war der Joker losgezogen für einige wichtige Geschäfte außerhalb der Stadt. Er hatte mich nicht mit sich nehmen wollen, hatte aber auch nicht gesagt, was genau er tat und wie lange es dauern würde. Ich hatte mir nicht viel dabei gedacht, doch nun waren zwei ganze Wochen vergangen und er war immer noch nicht zurück. Zwei Wochen saß ich nun in diesem Haus fest, verkroch mich immerzu im Zimmer und wusste nicht, wann er wiederkommt, was los war. Ich wäre in Sorge, dass er in Schwierigkeiten steckt, wenn Paul mir nicht jeden Tag aufs Neue versichern würde, dass er wohlauf wäre, dass er eben beschäftigt sei und schon wiederkommen würde. Beschäftigt? Was tat er denn bitte? Was dauerte zwei verfluchte Wochen? Ich war äußerst gereizt von seiner Abwesenheit, der Langeweile, die ich dadurch hatte. Ich trainierte zwar auch weiterhin, aber die paar Stunden, die am Tag dafür drauf gingen, konnten mich nicht genug unterhalten. Mir fehlte die Nähe des Jokers, mir fehlte es von ihm geküsst zu werden, mich nachts an ihn zu schmiegen, Sex zu haben, etwas Angst zu verspüren, weil ich nie wusste, was er als nächstes vorhat. Nun lag ich meistens nachts da und fragte mich, wo er war und das, was ich mir dabei ausmalte, machte meine Lauen nicht besser. Ob Heather mit ihm unterwegs war? Lenkte sie ihn ab? War er lieber bei ihr als bei mir? Ich war eifersüchtig, aber das zurecht. Würde ich zwei Wochen verschwinden, ohne ihm was zu sagen, würde er noch mehr durchdrehen als ich jetzt.

Frustriert lag ich auf meinem Bett und sah zur Decke hinauf. Wie lange würde er noch weg sein? Weitere zwei Wochen? Zwei Monate? Würde er überhaupt wiederkommen? Ich hasste es, dass er machen konnte, was er wollte, dass ich immerzu artig auf ihn warten musste, dass ich auf ihn zu hören hatte. Das war nicht fair. Ich wollte auch etwas Spaß haben, ich wollte mein Leben leben dürfen und das tat ich hier nicht, wenn ich nur wie bei Gregorio als Gefangene lebte. Schon wieder war ich in einem Käfig, auch wenn dieser Käfig süßer als die zuvor waren, dennoch war ich es leid, hier zu warten, und wie ich mich kannte, würde ich ihm sicher nach ein paar Küssen nur wieder verzeihen. Nein, ich wollte etwas rebellieren, ich wollte ihm zeigen, dass ich nicht ein braves Haustier war, das, ohne zu denken, ständig gehorchte. Schenkt er mir keine Aufmerksamkeit und Zeit, dann würde ich ihn eben reizen. Ich grinste von der Idee, die ich bekam, und rief auch schon Fiona an mit dem Handy, das ich nie benutzte. Wofür auch? Außer ihrer Nummer hatte ich keine anderen, nicht einmal die Nummer des Jokers, der seine sowieso jede Woche mindestens einmal wechselte.

„Ella? Was ist los?", fragte sie mich verwundert. Es war nach zehn Uhr am Abend und so wie es klang, arbeitete sie mal nicht.

„Lust auszugehen?", fragte ich sie ganz aufgeregt, aber ich war noch nie ausgegangen, nie allein ohne den Joker oder Gregorio. Ich stellte es mir aufregend und witzig vor nur mit Fiona durch Gothams Nachtleben zu schlendern. Sicher, es war auch gefährlich und dumm, aber wer würde mich um die Zeit erkennen? Es wäre dunkel und alle wären betrunken, so viel Pech konnte ich kaum haben und wenn doch, dann würde ich einfach rennen.

„Ausgehen? Wohin? Darfst du das überhaupt?", fragte sie zweifelnd.

„Nein, aber der Joker ist nicht da und ich will raus. Ich kenne mich leider nur schlecht aus. Kennst du gute Clubs, die nicht Gregorio oder dem Joker gehören?"

„Ein paar, aber das klingt gefährlich, Ella. Wenn er merkt, dass du weg bist, wird es unschön enden."
„Mir egal. Ich bin keine Gefangene!", sagte ich schnippisch und sie seufzte.

„Na gut, es gibt einen Club, der bei mir um die Ecke ist, der Ort heißt Red Dawn oder so ähnlich. Dort sind eigentlich kaum Kriminelle unterwegs. Wie willst du herkommen? Dich wird kaum jemand fahren oder überhaupt gehen lassen."
„Der Weg zu dir war nicht so weit. Wenn ich laufe, könnte ich in einer halben Stunde da sein und ich schaffe es schon mich wegzuschleichen. Keiner hier rechnet damit, dass ich gehen will, das wird ein Kinderspiel", sagte ich gutgelaunt über die Aussicht von hier wegzukommen, etwas zu rebellieren und gleichzeitig einer meiner Träume zu leben. Ich hatte schon immer mal einen spaßigen Abend mit einer Freundin haben wollen. Ich hatte es mir immer so witzig vorgestellt mit einer Freundin sorglos zu tanzen und Spaß zu haben.

The Virgin Queen| Joker Story [18+]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt