19. Versteckspiel

3.6K 172 49
                                    

Egal wie viele Tage auch vergingen, ich konnte nicht aufhören, über diese Nacht nachzudenken. Ständig dachte ich wieder an den Joker, die Leidenschaft, die zwischen uns geherrscht hatte. Ich konnte nach wie vor nicht glauben, dass das kein irrer Traum gewesen war, dass ich das erlebt, das getan hatte. Wo hatte ich nur diesen Mut aufbringen können? Egal woher ich ihn auch ausgegraben hatte, er war nun fort. Ich mied den Joker, mied jede Gelegenheit, wo ich ihn sehen könnte und hatte furchtbare Angst vor dem Moment, wo ich ihn wiedersehen würde. Was wäre dann? Wäre die Sache für ihn bedeutungslos? Wäre er nun gelangweilt von mir? Ich hoffte nicht, dass es so war, doch für mich war all das wichtig gewesen, was Besonderes. Ich war nie jemandem so nahe gewesen, hatte nie jemanden geküsst oder irgendwas darüber hinaus getan und dann kam er und ich verlor einen großen Teil meiner Unschuld. Wäre all das ohne Bedeutung für ihn, eine Sache, die er jederzeit mit jeder anderen Frau tun würde, es würde mich verletzen, doch was erwartete ich für ein Wunder? Wieso sollte er irgendwas Besonderes dahinter sehen? Ich war verzweifelt über diese Angelegenheit, meine Stimmung war triste und ich wollte am liebsten gar nicht mein Zimmer, geschweige denn mein Bett verlassen müssen.

Mit einem schlechten Gewissen lag ich nur mal wieder auf meinem Bett, doch neben den verzwickten Gedanken darüber, wie es mit dem Joker weitergehen würde, plagte mich auch die Scham darüber, dass ich überhaupt etwas dergleichen zugelassen habe. Ich träumte von Gregorio, meinem Zimmer in dessen Haus, glaubte etwas völlig Verbotenes und Unanständiges getan zu haben und war irritiert darüber, wie gut es mir gefallen hatte. Wie hatte er mich solche Dinge nur mit seinen Händen fühlen lassen können? Mit den Händen, die unzählige Leben bereits genommen hatten. Ich erschauderte von dem bloßen Gedanken, wollte gern selbst in der Lage sein, meinen Körper so zu berühren, doch ich war viel zu unsicher. Ich wagte es in den letzten Tagen öfters meine Hand an Stellen zu legen, die ich vorher so nie berührt hätte, doch zum einen kam es nicht dem Gefühl nahe, das ich beim Joker empfunden hatte und zum anderen war es mir immer so schnell so unangenehm, dass ich meist recht schnell wieder gestoppt hatte.

Zögernd spielte ich mit dem Bund meiner Hose, dachte daran, gleich zur Arbeit zu müssen, hielt es nicht mehr aus, diese ganze Sache für mich zu behalten. Ich würde Fiona berichten, was geschehen ist, würde sonst nur bald durchdrehen mit diesen plagenden Gedanken. Wieso war es nur so schwer den Joker aus meinem Kopf zu bekommen? Ich seufzte genervt auf, zog meine Hand zurück, würde mich zusammenreißen müssen! Ich erhob mich, lief ins Bad, um mich noch schnell herzurichten für den Club, ehe ich mein Zimmer verließ, still am Beten war, nicht dem Joker zu begegnen bei meiner Suche nach Paul, der mich fahren würde. Ich wusste einfach überhaupt nicht, wie ich reagieren sollte, würde ich den Clown sehen. Ich würde sicherlich nur rot anlaufen, irgendwelche Worte stammeln und mich völlig blamieren. Nein, ich konnte darauf verzichten. Wie lange ich dieses Versteckspiel noch durchziehen könnte, wusste ich nicht, doch ewig würde ich gewiss nicht vor meiner eigenen Angst so fliehen können, nicht, solange ich unter demselben Dach wie er wohnte zumindest.

„Na, fertig?", fragte Paul, den ich in der Garage ohne Zwischenfälle ausfindig machen konnte und ich nickte, was ihn zu belustigen schien.

„Du wirkst ja so, als würdest du dich vor irgendwas fürchten. Gefällt dir die Arbeit nun so wenig?", fragte er mich und hektisch schüttelte ich den Kopf, hatte Angst, er könnte das falsch verstehen und am Ende würde man mich nicht mehr dorthin lassen.

„Nein! Nein, ich bin nur... ich habe schlecht geschlafen und bin etwas erschöpft."
„Willst du dann nicht besser hierbleiben?", fragte er und erneut schüttelte ich den Kopf, doch ich musste Fiona sehen!

„Ich schaffe das. Ich werde danach umso besser schlafen", sagte ich, zwang mich zu lächeln, hoffte, es sah überzeugend aus und immerhin gab er sich damit geschlagen.

The Virgin Queen| Joker Story [18+]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt