Als würde sie jemanden anderen dabei zusehen, sieht Daya sich aufspringen und die Wache wüst beschimpfen. Sie kann sich einfach nicht mehr beherrschen und hat das Gefühl, das es schon egal ist. Wut, Frustration, Unverständnis und Angst mischt sich in ihr durcheinander, so das sie gar nicht weiß, was genau sie im Moment fühlt, aber sie muss sich Luft machen.
Normalerweise ist sie wesentlich beherrschter, doch im Verhör hat sich schon so viel Frust angestaut, der sich jetzt entlädt und sie zuerst auf Althae und dann in Maceo, ihrer Heimatsprache fluchen und schimpfen lässt. Plötzlich spürt sie einen heftigen Schlag ins Gesicht, der dafür sorgt das der jungen Hexe kurz schwarz vor Augen wird und ihr die Tränen in diese schießen. Grob wird sie zurück in den Stuhl gedrückt. Eine der Wachen packt ihr Kiefer und stopft ihr, sie würde sagen ein Stück Stoff, in den Mund. Sie versucht ihr Gesicht weg zu drehen und den Knebel wieder auszuspucken, doch der Griff war fest wie ein Schraubstock und sie kommt nicht dagegen an.
Wütend und noch immer mit Tränen in den Augen funkelt sie den dunkelhaarigen Mann an. Dieser grinst nur triumphierend und die junge Frau hat das Gefühl, das dieser jede weitere Gelegenheit nutzen würde, um ihr wieder Gewalt anzutun.
„Beruhigt euch, ihr macht so nur einen schlechten Eindruck und dieses Verhalten könnte man euch beim Prozess negativ auslegen," gibt die andere Wache ruhig zu bedenken. Daya schaut diese ebenfalls wütend an und wirft ihr noch so einige böse Verwünschungen an den Kopf, wenn auch nur in Gedanken. Am liebsten hätte sie mit Zaubern um sich geworfen, doch das hätte nur noch mehr Ärger bedeutet, außerdem wirkt das Magierkraut sehr gut, so das sie sich dabei wohl selbst schwer verletzen würde.
Wenn die erste Befragung hier schon so abläuft, dann will die Südländerin gar nicht darüber nachdenken, was sie im Kerker noch alles erwartet. Denn sie hat Geschichten gehört, das dort vor den Verhandlungen noch Verhöre durchgeführt werden, um Geständnisse zu bekommen. Gewalt und Folter sind dort wohl die Mittel der Wahl, um dies zu erreichen. Bisher hat sie das für übertrieben gehalten, als etwas das man Kindern erzählt damit diese brav sind und keinen Ärger machen.
Nach dieser Befragung aber, geht sie davon aus, dass diese vielleicht doch wahr sind, vor allem wenn man wie sie Magierin ist. Daya hofft, dass es ihr erspart bleibt, in einer großen Zelle zusammen mit Männern eingesperrt zu werden. Auch darüber hat sie schon so manche Schauergeschichten gehört.
Immer mehr von diesen Geschichten fallen ihr ein, obwohl das in diesem Moment alles andere als hilfreich ist, und lassen ihr einen kalten Schauer über den Rücken jagen. Doch die junge Frau kann nichts dagegen tun, die Gedanken drängen sich ihr einfach auf. Als ihr so langsam bewusst wird in welcher Situation sie sich gerade befindet und was wahrscheinlich in den nächsten Tagen, Monden oder vielleicht auch Sommern auf sie zukommen wird, schlägt die Wut in Verzweiflung und Angst um. Ihr Körper fängt an zu zittern und die Tränen rinnen ihr die Wange hinunter.
„Heulen bringt euch auch nichts. Ihr solltet lernen euer Temperament zu zügeln. Wahrscheinlich seid ihr bei dem Jungen auch so ausgerastet und so kam es zu seinen Verletzungen und zu denen der anderen Opfer," unterstellt ihr die jüngere Wache höhnisch. Was der andere Mann nur mit einem leichten Kopfschütteln quittiert.
Daya will widersprechen, doch der Knebel hinderte sie daran und so konnte die Schülerin nur unverständliches Gemurmel von sich geben. Sie senkt den Kopf und fragt sich, wie sie in diesen Alptraum geraten ist. Dabei hat sie doch nur geholfen und jetzt war sie angeklagt und würde in den Kerker wandern. Der sitzende Mann packt seine Utensilien zusammen und ignoriert anscheinend erstmal seine Gefangene. Nach einer Weile spürte die Südländerin wie sie am Arm gepackt wird.
„So jetzt geht es in euer neues Zuhause, freut ihr euch schon?" stichelt die Wache wieder, worauf hin ihm der andere Mann einen Blick zuwirft, der ihm sagt, dass er den Bogen nicht überspannen soll. Der jüngere Mann zuckt daraufhin mit der Schulter und packt die Schülerin am Arm und zieht sie hoch.
DU LIEST GERADE
Dayas Reise 1 - Ein Anfang
FantasyEine magische Welt wartet auf euch! Daya ist eine junge Magierin und besucht mit ihrer besten Freundin Reisa, einem Katzenmensch, zusammen die magische Akademie Marius Stolz. Diese liegt beschaulich eingebettet in großzügige Ländereien vor den Toren...