Kapitel 6: Ein neues Zuhause...

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21. Innamond 1365 nach Uriels Fall, abends: Stadt Secan, Königreich Adênreich

Schweigend sitzen die beiden in der Kutsche, die rumpelnd Richtung Stadt fährt. Gerne hätte Daya mit Reisa gesprochen, doch durch den Knebel konnte sie nicht. Da beiden die Hände gefesselt sind, können sie diesen auch nicht einfach rausnehmen. Die Südländerin hört das Schluchzen von ihrer Freundin und will diese gerne getrösten, doch ist ihr das nicht möglich.

Im Moment kann sie diese nicht einmal sehen, weil es komplett dunkel ist. Nach einer gefühlten Ewigkeit bleibt der Wagen stehen und die Türe wird geöffnet. Harsch werden sie aufgefordert aufzustehen und mitzukommen und so steigen sie aus der Kutsche.

Sie sehen sich um und erkennen das sie in einem kleinen Innenhof sind. Begrenzt ist dieser von einem zweistöckigen grauen Steingebäude, dessen untere Fenster alle vergittert sind. Auch wenn die beiden dieses Gebäude bisher noch nie betreten haben, wissen sie doch, dass es sich dabei um das Gerichtsgebäude handelt. In diesem befindet sich auch die größte Wache der Stadt.

Nachdem sie sich einen Moment lang umgeschaut haben, werden sie auch schon wieder unsanft gepackt und hineingeführt. Der ältere Mann, der Daya befragt hat, wechselt schnell ein paar Wort mit einer der anderen Stadtwachen, die dort gerade Dienst hat und diese überreicht ihm einen Schlüsselbund.

Die beiden Schülerinnen werden weiter durch das Gebäude geführt, mehrere Treppen hinab, das Licht wird immer spärlicher. Der Südländerin läuft ein kalter Schauer über den Rücken und sie fragt sich, ob sie die nächste Zeit vielleicht in kompletter Dunkelheit verbringen muss, wie gerade in der Kutsche. Für sie wäre das zwar schlimm, aber für ihre Freundin, die Angst im Dunkel hat, wäre das ein wirklicher Alptraum. Also noch ein größerer als die Vorstellung die nächste Zeit im Kerker zu verbringen an sich schon ist.

Sie wirft einen Blick zu Reisa und sieht das dieser wieder die Tränen über die Wangen laufen und ihr steht die Angst ins Gesicht geschrieben. Mit ihren hängenden Ohren und Schultern und der Schwanz, den sie hinter sich her schleift, bietet sie ein Bild des Jammers und Elends.

Es versetzt Daya einen Stich ins Herz, ihre Freundin so zu sehen, auch wenn sie sich in der gleichen Situation befindet. Am liebsten würde sie Reisa in den Arm nehmen und ihr beruhigende Worte zu flüstern, versuchen sie mit lustigen Geschichten aufzuheitern oder ihr einfach versichern, das sie nicht alleine ist. Doch nichts davon ist ihr gerade möglich. Der Südländerin bleibt nichts anderes übrig, als zu hoffen, dass ihr dieser widerliche Knebel endlich abgenommen wird

Irgendwann nimmt einer der Wachen eine Fackel, die in einer der Halterungen hängt und entzündet sie, denn es war mittlerweile so dunkel, dass man die Hand vor Augen nicht mehr sehen kann. Nach ein paar weiteren Momenten sind sie dann im Kellergeschoß angekommen. Ein stechender Geruch nach menschlichen Hinterlassenschaften, Schweiß und muffigen Stroh schlägt ihnen entgegen und lässt beide mit der Nase rümpfen.

Sie werden an einigen Zellen vorbeigeführt und aus zwei hören sie ein leises Stöhnen. Doch sie gehen weiter bis zu der Tür, die sich ganz am Ende des Ganges befindet. Nachdem diese geöffnet wird, sehen sie das sich dahinter ein weiterer Gang befindet, den sie entlanggeführt werden. Keiner der Wachen spricht mit ihnen, das Einzige was zu hören ist, sind ihre Schritte und das Stöhnen und Wimmern aus den anderen Zellen.

Bei einem genaueren Blick auf die Türen, an denen sie vorbei gehen, fällt Daya auf, dass diese keine Holztüren sind, sondern nur Eisengitter, so das man hineinsehen kann. Die Abstände sind aber nicht breit genug um mehr als einen Arm durchzustrecken. Dort drinnen sehen sie einige Personen, die extra noch in eiserne Ketten gelegt sind, nicht nur die Hände, teilweise tragen sie auch noch einen Halsring.

Dayas Reise 1 - Ein AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt