23. Innamond 1365 nach Uriels Fall, zweiter Tag in Gefangenschaft, Königreich Adênreich
Reisa ist unruhig und schaut immer wieder zu der Türe, durch die ihre Freundin hinausgeführt wurde. Sie macht sich schreckliche Sorgen, was diese fiese Wache ihr wohl antut, denn die Katzenfrau hat ganz deutlich das Gefühl, das etwas nicht stimmt und es ihrer Freundin nicht gut geht. Gerne würde die junge Frau wenigstens in der Zelle auf und ablaufen, um sich etwas abzulenken und damit die Zeit schneller vergeht.
Ohne ihre Freundin an ihrer Seite, fühlt sie sich wesentlich weniger zuversichtlich, dass doch noch alles gut gehen wird. Natürlich versucht sie die Hoffnung nicht zu verlieren und genau so eine Zuversicht an den Tag zu legen, wie die Südländerin, doch will ihr das nicht gelingen.
Einen Moment überlegt Reisa, Xandra anzusprechen, um auf andere Gedanken zu kommen, doch steht ihr eigentlich nicht wirklich der Sinn nach einem Gespräch. So rollt sie sich einfach auf ihren Schlafplatz zusammen und wird von der Aussichtlosigkeit der Situation, Angst und Hoffnungslosigkeit übermannt, so das ihr Tränen über die Wange laufen und sie herzzerreißend schluchzt.
„Hör auf zu weinen! Wenn die Wache das mitbekommt, dann bist du die nächste die er zu Befragung holt, weil er denkt das du ein leichtes Opfer bist, das er leicht dazu bekommen kann, alles einzugestehen was er hören will. Ich bin schon eine Weile hier und wenn die Götter mir nicht gnädig sind und ein Wunder geschehen lassen, werde ich das wohl auch noch lange bleiben. Eines habe ich in dieser Zeit gelernt. Zeige keine Schwäche, schon gar nicht wenn Marik da ist. Der lauert nur darauf. Bei Alesk ist es was anderes, sogar für eine Wache ganz in Ordnung. Er würde es wohl einfach ignorieren," hört die Weinende die leise und etwas heisere Stimme von ihrer Zellenkollegin.
„Aber... ich... kann nicht anders! Ich war immer eine gute Tochter, eine gute Schülerin. In der Akademie habe ich mich für Schwächere eingesetzt und habe dafür fast mit meinem Leben bezahlt. Jetzt haben wir wieder jemanden geholfen und sind dafür hier gelandet. Das ist nicht fair!! Warum passiert das? Weshalb werden wir immer wieder dafür bestraft das wir anderen helfen? Es ist gemein! Was haben die Götter gegen uns? Ich habe immer versucht eine gute Gläubige zu sein! Jeden Tag habe ich in der Früh und am Abend gebetet, ich habe regelmäßig einen Teil meines Taschengeldes gespendet. Ich war immer eine gelehrige Schülerin und meist auch sehr gehorsam! Ich verstehe das alles nicht! Ich halte das hier nicht aus!" jammert Reisa leise, ihr Stimme bricht immer wieder, so dass sie sich räuspern muss, bevor sie weitersprechen kann.
„Zu jammern bringt nichts! Ihr seit jetzt hier und du musst das beste aus der Situation machen. Du musst stark sein und darauf vertrauen, das einem nicht mehr von den Göttern zugemutet wird, als man ertragen kann. Alles passiert aus einem Grund, auch wenn das nicht sehen können. Manchmal erkennen wir aber im Nachhinein wozu die Prüfung gut ist. Außerdem können wir aus solchen schwierigen Situationen lernen, um stärker und besser zu werden. Also reiß dich zusammen!" antwortet ihr Xandra mit strenger Stimme.
Reisa fühlt sich von ihr unverstanden und weiß nicht was sie sagen soll. Deshalb dreht sie sich schweigend zu Wand und versucht nun etwas leiser zu sein. Doch noch immer laufen die Tränen unkontrolliert. Aber das Gespräch ging nicht ganz spurlos an ihr vorüber, sondern die Worte hallen in ihrem Kopf wider. Gerne wäre sie so stark wie Daya oder Xandra, doch fühlt sich die junge Frau gerade so schwach und ohnmächtig. Doch nimmt sie sich die Worte trotzdem zu Herzen und will es zumindest versuchen, Stärke vorzuspielen und sich ihre wirklichen Emotionen nicht anmerken zu lassen, wenn die Wache in der Nähe ist.
Nach einer Weile wird die Türe geöffnet und die Katzenfrau hört, wie jemand hereinkommt. Deshalb dreht sie den Kopf und als sie sieht das die andere Wache Daya hereinträgt, die sich auch nicht bewegt, erstarrt sie vor Schreck. Es bildet sich schon die Worte auf ihrer Zunge, um zu fragen, was passiert ist, doch ihr Hals fühlt sich an wie zugeschnürt, so dass sie stumm bleibt.

DU LIEST GERADE
Dayas Reise 1 - Ein Anfang
FantasyEine magische Welt wartet auf euch! Daya ist eine junge Magierin und besucht mit ihrer besten Freundin Reisa, einem Katzenmensch, zusammen die magische Akademie Marius Stolz. Diese liegt beschaulich eingebettet in großzügige Ländereien vor den Toren...