Kapitel 1 - Happy Birthday

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„Happy Birthday to you, happy Birthday to you, happy Birthday, liebe Mariella, happy Birthday to you!“, sang meine beste Freundin Michelle lauthals, als sie nach Schulschluss lachend auf mich zu rannte. Kopfschüttelnd nahm ich sie in die Arme, ehe sie ihren gewohnten Redeschwall ansetzte: „Krass, du bist jetzt einfach 18! Weißt du was du jetzt alles machen kannst? Auto fahren, Alkohol kaufen, dich tätowieren lassen, wählen…“, blubberte sie aufgeregt vor sich hin. 

Lachend unterbrach ich sie. „Also, ich will dich ja nur ungern stören, aber ich würde mich erstmal gern bei dir bedanken und zweitens kommt da unser Bus.“
Sie zuckte nur mit den Schultern, sodass ihre ebenso schulterlangen, hellblonden Haare hüpften.
„Gern geschehen. Komm, wir gehen nach Hause.“

Sie hakte sich bei mir unter und wir schlenderten zum Bus. Als wir diesen betraten, verzog ich unwillkürlich das Gesicht. Es war gerade erst richtig warm geworden, und normalerweise liebte ich den Sommer. Aber ich konnte mir weitaus schönere Dinge vorstellen, als in einem stickigen, überhitzten Bus zu sitzen. Als könnte sie meine Gedanken lesen, fragte mich Michelle: „Sollen wir lieber laufen? Ich habe heute genug vom Schwitzen.“

Sofort stimmte ich ihr zu und wir machten uns auf den Heimweg. Michelle war meine beste Freundin seit ich denken konnte. Wir wohnten schon immer in derselben Straße und gingen zur selben Schule.
„Und? Was machen wir heute? Schließlich ist Freitag, und es ist dein 18. Geburtstag.“, unterbrach sie meine Gedanken, während wir neben den alten Bahnschienen einer stillgelegten Zugstrecke über das Feld schlenderten.
„Ich weiß auch nicht genau. Eigentlich möchte ich gar nicht feiern, aber es ist Sommer, und ich habe gute Laune.“, entgegnete ich.
„Gut, dann ist das beschlossene Sache. Ich überleg mir was und schreib dir später.“

Wir unterhielten uns noch etwas über die Schule, ehe ich zuhause ankam. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, schloss ich unsere Haustür auf und trat hinein.
Der verführerische Duft von Gebäck kroch mir in die Nase. Neugierig folgte ich ihm und fand mich schließlich in der Küche wieder, wo ich einen frisch gebackenen Marmorkuchen erblickte, dazu einen Zettel:

Alles Gute mein Schatz! Es gab einen Notfall mit einem meiner Patienten, warte nicht mit dem Essen auf mich! Mama

Wenig verwundert über die Tatsache, dass meine Mutter schon wieder arbeitete, schnitt ich mir ein großes Stück Kuchen ab und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Die alte Holztreppe unseres Hauses knarzte, als ich meinen Fuß auf die erste Stufe setzte. Oben angekommen stellte ich meine Schultasche in eine Ecke und warf mich auf mein Bett.

18. Lange habe ich auf den Tag gewartet, an dem ich endlich frei werden würde. Doch bisher hatte sich tatsächlich nicht viel verändert. Früher dachte ich immer, dass man sobald man 18 ist nur Abenteuer erlebt, impulsive Entscheidungen trifft und einfach tun und lassen kann was man will. Außer meinen vom leichten Wind zerzausten, dunkelblonden Haaren und der 1 in meiner Italienisch-Klassenarbeit ließ sich allerdings kein großartiges Abenteuer heute feststellen. Aber es kann ja noch viel passieren.

Passend zum Stichwort vibrierte in dem Moment mein Handy. Eine Nachricht von Michelle.

Also pass auf, ich hab da was geplant. Wird eine Überraschung. Zieh dich einfach schick an, das kriegst du hin. Ich bin um sieben da und hol dich ab ;)

Verwundert las ich mir die Nachricht nochmal durch. Sie wird doch hoffentlich keinen Stripper bestellt haben? Kopfschüttelnd verbannte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf. Ich erschrak mit einem Blick auf die Uhr. Es war schon fünf und ich wollte bei meiner Trödelei auf jeden Fall um sieben fertig sein.

resta con me - bleib bei mir | damiano david ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt