Kapitel 12 - Entschluss

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Das war das zweite Mal, dass er mich Bellina nannte. Schöne. Mein Herz machte einen Satz und ich fing unwillkürlich an zu lächeln.

„Ich geh dann mal nach Hause.“, hörte ich Michelle triumphierend rufen, im Augenwinkel sah ich, wie sie fröhlich davonhüpfte. Belustigt schüttelte ich den Kopf und löste mich allmählich aus dieser innigen Umarmung, die ich mit Damiano teilte. Erst dann fiel mir augenblicklich ein, was ich da gerade auf Italienisch gesagt hatte, laut genug, dass er es durchaus gehört haben könnte.

Seine Stimme riss mir diesen Gedanken wieder aus dem Kopf.

„Ich habe ein paar Mal geklingelt, bis mir eingefallen ist, dass du ja in der Schule sein könntest. Also dachte ich mir, ich warte einfach mal.“

Ich winkte ab und versicherte ihm, dass alles okay wäre.

„Komm, wir gehen rein.“, schlug ich vor und schloss die Türe auf, ehe wir aus der prallen Sonne in meinen kühlen Flur traten.

Ich führte Damiano ins Wohnzimmer und bat ihn, es sich auf dem petrolfarbenen Stoffsofa bequem zu machen, während ich uns etwas zu trinken holte.

In der Küche hielt ich inne, um meine Gedanken zu ordnen.

Heute Vormittag noch war ich davon überzeugt gewesen, ich würde ihn schnell wieder vergessen und dass es sich nicht lohnen würde, mir zu viele Gedanken um ihn zu machen. Doch jetzt stand er plötzlich wieder da, mit seinem charmanten Lächeln, unglaublich gutaussehend, mit dem intensiven Blick in den Augen.

Er war die Art von Person, die dich in ihren Bann zogen, ob sie es wollten, oder nicht. Er brauchte auch gar nichts weiter dafür zu tun, er sah einen einfach an und man war wie in Trance. Zumindest hatte er diese Wirkung auf mich, denn er faszinierte mich mit seiner bloßen Anwesenheit.

In diesem Moment fasste ich einen Entschluss.

Ich nahm mir vor, mir nichts mehr von meiner Mutter vorschreiben zu lassen. Ich war jetzt 18 Jahre alt, alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen und selbst Erfahrungen zu sammeln. Damiano war ein unglaublich toller Mensch und ich wollte mir nicht von meiner Mutter unser Verhältnis kaputt machen lassen. Außerdem war ich neugierig, wie Damiano noch so war. Ich wusste nicht mal, was er in seiner Freizeit machte.

Zuversichtlich und glücklich mit meiner Entscheidung schnappte ich mir die beiden Gläser voller Pfirsicheistee und tapste ins Wohnzimmer, wo ich Damiano vor dem großen Bild stehend fand, welches ich gemalt und über unser Sofa gehängt hatte.

„Sag bloß, das ist von dir.“, fragte er staunend.

Das Bild zeigte ein Haus in Sizilien, von dem mir meine Oma mal erzählt hatte. Ein kleiner Steinweg führte zu seiner Haustür, Pflanzen wuchsen an den Wänden herunter. Neben dem Haus erstreckte sich ein See, in dem ein grüner Kahn angebunden war und im Hintergrund waren Berge zu sehen.

„Doch, das ist von mir. Das ist ein Haus in Sizilien, das meine Oma mir beschrieben hat. Sie war früher oft in Italien im Urlaub und in diesem Haus hat ein Junge gewohnt, in den sie sich in ihren Ferien verliebt hat, als sie 17 war.“, schwärmte ich vor mich hin.

Damiano pfiff anerkennend.

„Du solltest das wirklich zu deinem Beruf machen.“, schlug er vor.

resta con me - bleib bei mir | damiano david ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt