Kapitel 11 - Freundschaft

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„Weißt du Mari, ich verstehe echt nicht, wie du ihn gehen lassen konntest, selbst mir ist dein Strahlen aufgefallen, nachdem du mit ihm zusammen warst.“, unterbrach Michelle die Stille zwischen uns, während wir vom Bus gemeinsam nach Hause liefen.

Da ich wusste, dass ich um dieses Gespräch nicht herumkommen würde, reagierte ich relativ neutral. Geprobt ratterte ich meine Antwort herunter.

„Weißt du, wir kennen uns ja sowieso noch nicht so lang. Und gestern war einfach alles komisch, ich habe ihn näher kennengelernt und habe gemerkt, dass es einfach nicht passt. Er wurde mir irgendwie unsympathisch.“

Prüfend sah mich meine Freundin von der Seite an. Ich bemerkte, dass sie dabei war, meine Lüge zu durchschauen. Ich zuckte nervös mit den Schultern, um meine Aussage zu verstärken.

Michelle blieb stehen. „Mariella. Ich kenne dich seit ich denken kann und ich weiß, dass du eine grottenschlechte Lügnerin bist. Jetzt gib dir einen Ruck und sag mir die Wahrheit. Du musst jetzt nicht extra auf taff und mutig tun, ich weiß, dass dich etwas bedrückt. Außerdem sieht man deine verheulten Augen aus 10 Metern Entfernung.“

Ich spürte, wie meine Unterlippe zu zittern begann und mir erneut Tränen in die Augen stiegen.

Unwillkürlich fiel ich ihr in die Arme und weinte. Ich stand einfach da und weinte, bestimmt fünf Minuten lang. Michelle streichelte beruhigend meinen Rücken, sagte aber nichts, wofür ich ihr sehr dankbar war.

Nachdem ich mich beruhigt hatte und meine Tränen versiegt waren, prasselte alles aus mir heraus.

Während wir in unsere Straße einbogen, erzählte ich alles, jedes Detail. Wie glücklich er mich machte, wie sehr wir uns gegenseitig schätzten und wie ich ihn nicht mehr aus meinem Kopf bekam. Unsere Gespräche ließ ich nicht aus, ich erklärte ihr alles haargenau. Dass er mir in dieser kurzen Zeit unglaublich wichtig geworden war und ich ihn unmöglich verlieren konnte.

Aufmunternd tätschelte sie meine Schulter, als sie merkte, wie schwer mir das Folgende fallen würde. Ich erzählte ihr, was er im Auto zu mir gesagt hatte und wie verständnisvoll er war, und anschließend, was meine Mutter mir geraten hatte.

Geduldig wartete Michelle, bis ich fertig war, ehe sie laut anfing zu schimpfen.

„Spinnt die? Wie kann sie sowas zu dir sagen? Man muss blind sein um nicht zu erkennen, wie glücklich dich Damiano macht. Wieso sieht sie das nicht? Außerdem, woher will sie wissen, ob er ein Macho ist? Ich finde du bist mit deinen 18 Jahren jetzt alt genug, um deine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und wenn du weißt, dass er dich glücklich macht und du ihn nicht verlieren willst, geh gefälligst zu ihm und sag ihm das.“, erklärte sie lautstark, während wir bereits vor meinem Haus standen.

Augenblicklich musste ich wieder lächeln, was aber nicht lange anhielt, als ich bemerkte, dass ich weder seine Nummer hatte, noch wusste wo er wohnte.

„Wie soll ich das anstellen? Ich hab doch keine Ahnung wie ich ihn kontaktieren kann. Ich bin dabei mich in ihn zu verlieben Herrgott nochmal, und ich kann es ihm nicht sagen.“

Zu meiner Verwunderung fing Michelle an zu grinsen.

„Sag das nochmal.“

„Was meinst du?“

„Das mit dem Verlieben.“

„Ich bin dabei mich zu verlieben.“

„Und jetzt nochmal auf Italienisch.“

Belustigt sagte ich auch das, in der Annahme, sie würde mich nur üben lassen.

„Mi innamoro di Damiano.“

Michelle grinste von einem Ohr zum anderen. Bevor ich fragen konnte wieso, packte sie mich an den Schultern und drehte mich zu meinem Haus, zu dem ich bis jetzt mit dem Rücken zugewandt stand.

Als ich sah, wer auf meinem Treppenaufgang saß, lächelnd, und so perfekt wie immer, rannte ich zu ihm und schloss ihn in meine Arme.

„Es tut mir so leid.“, hauchte ich in sein Ohr, bevor ich seinen altbekannten Geruch tief einatmete, der mir wieder eine Gänsehaut verschaffte.

Seine starken Arme schlangen sich um meinen Rücken.

„Alles in Ordnung, Bellina, es ist alles in Ordnung.“

resta con me - bleib bei mir | damiano david ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt